Golze, Wetterdaten im Flug über Iridium Satelliten

Forum - Wetter & Meteorologie
  • Benutzt jemand von Euch ein solches ADL Gerät? Ist das gut? Gibt wohl nichts anderes um außerhalb der Hendi Netze Wetterdaten zu empfangen. Sinn oder Unsinn brauch nicht diskutiert werden, das ist Ansichtssache. Ich fühle mich jedenfalls unsicher wenn ich zwei Stunden fliege und mein Wetterbericht ist alt, dann hat man z.b. auch noch Erzgebirge und Bayrischen Wald überquert – da kann schon alles anders sein.

    Wetter scheint hier kein wichtiges oder beliebtes Thema zu sein.

    Eigentlich sollte mein Name oben stehen und nicht wieder Anonym.

    Gruss Der Anfänger.

  • Moin,

    die Idee, immer aktuelles Wetter zur Verfügung zu haben klingt toll, ist aber in der Praxis selten relevant. 

    Mit einem Handy bekommt man unmittelbar vor Abflug durch Wetterradar, DWD und diverseste anderer Programme einen guten Überblick über das Geschehen der nächsten Stunden. Wenn man Inflight-Wetter braucht, um z.B. Gewitter zu umfliegen, tut man sich als UL-Flieger wahrscheinlich schon keinen Gefallen mehr, zu dem Zeitpunkt in der Luft zu sein.

    Länger als vielleicht 3 Stunden fliegt man sehr selten, und das Ganze bei marginalem Wetter beinhaltet eh die Chance, steckenzubleiben. Mit einem guten Plan B und genug Abstand zum Wetter-Minimum auf der Strecke hat man alles, um auch ohne Detailbilder des Wetter, insbesondere Gewitterzellen, gesund und munter zu bleiben.

    Wichtiger als alles andere ist genug Zeit, um schlechtes Wetter aussitzen zu können. Wenn man sich mit Hilfe von High-Tech das Losfliegen frohbabbelt, ist man mit einem Fuß schon in die Sch..sse getreten. Meistens verwendet man Technik, um sich dichter an der Grenze des Machbaren entlang zu hangeln. Beim Ul-Fliegen keine gute Strategie!

    Gruß Raller

  • raller schrieb:
    die Idee, immer aktuelles Wetter zur Verfügung zu haben klingt toll, ist aber in der Praxis selten relevant. 
    Für lange Flüge und im Alpenbereich gilt das sicher nicht. Da ist man froh über aktuelle und verläßliche Wetterinformationen. Gerade wir UL-Piloten sind so wetterabhängig und sollten daher an Wetter ins Cockpit sehr interessiert sein. bei Gewitterneigung nicht zu fliegen ist als Forderung schön anzuhören aber nicht sehr alltagstauglich.

    Gerd

  • Moin,

    ich habe auf meinem Dienstflieger alle möglichen Wetterdaten im Zugriff, neben Radar auch aktuellste Wetterberichte, Vorhersagen und allen möglichen anderen Krempel, aber vor allem auch ein Arbeitsgerät, das auch schlechterem Wetter trotzt. Bei allem Hightech im Cockpit ist die Verlässlichkeit der Daten durchaus häufig schlecht genug, um zu staunen, wie schlecht ( oder auch gut ) das Wetter vor Ort ist. Und bessere Daten bekommt man auch gegen noch mehr Geld nicht. Ein vermeintlich genaueres Bild kann (!) auch zu einer Flugabsage führen, aber vermutlich eher zu einer Entscheidung, es doch zu probieren, weil man ja vermeintlich genaue Daten hat. Ohne Erfahrung bringt auch eine weitere Anzeige im Cockpit nix. Kann man auch sehr schön bei entsprechend ausgerüsteten Charterbooten sehen: das Mehr an Technik verleitet zu unvorsichtigem Verhalten. War auch der Fluch des frühen Audi Quattro: weil der noch losfahren konnte, wo allen anderen stehen blieben, sind die Dinger relativ häufig in wetterbedingte Unfälle verwickelt gewesen. Die Technik hat ein Level an Sicherheit suggeriert, das die Physik nicht halten konnte.

    Hauptproblem: Menschen können Gefahrenpotenzial nicht schätzen. Wenn es gut gegangen ist, lernen wir daraus: geht!. Wie knapp es nur gut gegangen ist, können wir sehr selten richtig einschätzen. Damit verschieben wir unser Risikobewusstsein immer mehr in Richtung Risiko bei gefühlt erhöhter Sicherheit. Und das geht gerne schief. Deswegen ist ein Mehr an Information nicht automatisch ein Mehr an Sicherheit. Aber es ist einfacher, an der Technik als an sich selber zu arbeiten, siehe übergewichtige Herren auf sündteuren Carbonrädern. Da wird unfassbares Geld ausgegeben, um ein paar Gramm Material zu sparen. Bei 20kg Übergewicht völlig irrelevant. Parallelen beim Fliegen sind da nicht selten...

    Gruß Raller

  • @raller

    Exzellenter Beitrag. Sollte man sich ausdrucken, einlaminieren und in den Flieger hängen.

  • Moin,

    es ist schon sehr interessant was so manch einer alles zum fliegen braucht, ich persönlich fliege überhaupt nicht erst los wenn ich mir nicht zu 99% sicher bin, daß ich auch bei fliegbaren Wetter am Ziel ankomme und meine Flüge sind meistens über 2 Stunden.

    Falls es aus welchen Gründen auch immer sein muß und ich mir nicht so sicher bin ob es am Ziel wirklich gut ist, dann suche ich mir vorher ein paar Plätze raus wo ich notfalls landen kann.

    Stefan

  • raller schrieb:
    Menschen können Gefahrenpotenzial nicht schätzen. Wenn es gut gegangen ist, lernen wir daraus: geht!. Wie knapp es nur gut gegangen ist, können wir sehr selten richtig einschätzen. Damit verschieben wir unser Risikobewusstsein immer mehr in Richtung Risiko bei gefühlt erhöhter Sicherheit. Und das geht gerne schief. Deswegen ist ein Mehr an Information nicht automatisch ein Mehr an Sicherheit
    ... das kann man genauso auf die Assistenzsysteme in modernen Motorrädern und Autos beziehen.
    In Grenzsituationen kommt es letztendlich hauptsächlich auf die Erfahrung an...

  • raller schrieb:
    Bei allem Hightech im Cockpit ist die Verlässlichkeit der Daten durchaus häufig schlecht genug, um zu staunen, wie schlecht ( oder auch gut ) das Wetter vor Ort ist. Und bessere Daten bekommt man auch gegen noch mehr Geld nicht. Ein vermeintlich genaueres Bild kann (!) auch zu einer Flugabsage führen, aber vermutlich eher zu einer Entscheidung, es doch zu probieren, weil man ja vermeintlich genaue Daten hat
    Ok Raller, Deine Argumente und vor allem Deine Erfahrngen akzeptiere ich. Mir geht es aber darum erstmal überhaupt aktuelle Wetterinformationen zu bekommen. Vor dem Start informieren wir uns doch auch über die Wetterlage auf dem geplanten Flugweg, oder? Güte der Informationen hin oder her. Und ich würde es sehr schätzen auch in der Luft diese Daten aktualisieren zu können. Oft genug ist es eine Frage des Timings einer Front zuvorzukommen oder auszuweichen. Das Wettervorhersagen lokal abweichen können heißt für mich nicht, auf sie zu verzichten, sondern sie kritisch zu bewerten. Aber haben tät ich sie schon gerne wollen (ganz, ganz frei nach einem Münchner Original).

    Gerd

    Gerd 

  • @ Gerd: 425 für Ipad mini 500 für das ADL 150 und jeden Monat 40. Dafür gibts alle 15min neue Daten und Bilder. Würdest Du das kaufen? Ich finde nichts besseres, inbezug auf Gewicht und Kosten.

  • Moin Gerd,

    ich bin ganz deiner Meinung, man kann(!) diese Dinge auch sinnvoll nutzen, aber es wird meiner Erfahrung nach zu häufig falsch genutzt. Wenn ich mit relativ geringer Erfahrung mit Hilfe von Wetterdaten versuche, einen eher fragwürdigen Flug anzutreten, kann das durchaus in die Hose gehen. Jemand mit viel Erfahrung im Sinnen von Wissen, nicht reine Flugzeit, wird die zusätzliche Hilfe sinnvoll bewerten und in seine Gesamtbetrachtung mit einbeziehen können, braucht es aber nicht zwingend, um eine brauchbare Entscheidung zu treffen.

    Meine Beobachtung beim Einsatz von Technik ist häufig, das sie nicht dem Zweck dient, für den sie geschaffen wurde, sondern, weil sie fasziniert und auch weil sie benutzt wird, Defizite ( nicht negativ gemeint ) zu kompensieren. Beispiele gibt es zuhauf: ich fahre auch gerne Motorrad, und ich kenne vielleicht 5 Leute, die in der Lage sind, eine moderne 600er so zu fahren, das das Material den Fahrer bremst. In den allermeisten Fällen langweilt sich das Moped auf der Strasse oder dem Kurs. Trotzdem wird ein Vermögen mit Zubehör und Tuning verdient, weil es natürlich auch faszinierend und begeisternd ist. Das Gesamtsystem Moped-Fahrer wird keine Sekunde schneller oder besser und somit verfehlt der Einsatz seinen originären Zweck. Das gleiche halte ich auch von vielen modernen Helferlein im Cockpit: so toll ein Glascockpit aussieht, es hat kaum Mehrwert gegenüber einer vernünftigen normalen Instrumentierung beim UL. Aber ich kenne schon mehr als nur ein paar Leute, die u.A. auch wegen des Garmin Big Screens auch bei Wetter losdonnern, bei dem die Möwen zu Fuß gehen. Geht, klar, meistens kommen sie auch an, aber es ist am Ende nur dem Zufall geschuldet, ob es gutgeht.

    Ich kriege für den folgenden Satz wahrscheinlich nen Satz warmer Ohren und 100 Jahre in der Hölle, aber für die meisten UL-Flieger ist In-Flight-Wetter nicht hilfreich oder ein Zugewinn an Sicherheit. Es muß nur einmal, in dem System nicht erkennbar, das Wetter schlechter sein, als die Kiste anzeigt, und man steckt tiefer im Schlamassel, als man es je sein wollte. Nur weil das Wetter per Sat kommt, muß es von der Qualität der Daten nicht besser sein. Wer aber dann noch schnell nach Hause z.B. über den Thüringer Wald will, könnte sich falsch entschieden haben.

    Gruß Raller

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