Platzrunde richtig abfliegen

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Hallo,

    ich oute mich jetzt mal als ein Abflugbereit-Melder. Für mich besteht der Sinn darin, dass ich mir durch das laute Aussprechen von "Abflugbereit" eine Art mentalen Haltepunkt einbaue.
    Die Checkliste ist abgearbeitet, die Türen sind gesichert, Passagier und ich sind angeschnallt, die Strobes und der Transponder sind an und der Anflugsektor gecheckt. Jetzt nochmal kurz innehalten und dann mir selbst laut sagen, dass ich Abflugbereit bin. Das könnte ich zwar auch machen, ohne die Funktaste dabei zu drücken, aber warum sollte ich nicht die Welt an diesem schönen Moment teilhaben lassen ;-)
    Und auch wenn ich nicht damit rechne (nicht damit rechnen darf), schaut der Türmer in dem Moment vielleicht ja doch mal aus seinem Türmchen raus und sieht noch was, was ich aus meiner niedrigen Position nicht sehen konnte. Und das stille Flugzeug im Endanflug, dass sich bisher nicht melden wollte, könnte mein Sprüchlein zum Anlass nehmen mal die PTT-Taste zu drücken.
    Für mich verhält sich das so ähnlich wie mit dem Powerflarm. Das hab ich auch an, obwohl ich weiss, dass ich mich nicht darauf verlassen darf/kann. Aber es erhöht zumindest die Chance andere Verkehrsteilnehmer zu sehen und gesehen zu werden.
    Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich melde das Aufrollen zum Start ("D-Mxxx rollt auf die Piste XY zum Start") immer noch zusätzlich - egal ob/welche Antwort vom Türmer kommt.
    Aussagen wie:

    Insofern lasse ich dann, um Chris zu zitieren, als Flugleiter die Leute
    warten, bis der Tank leer ist.

    finde ich übrigens ziemlich überheblich - oder zumindest unfreundlich. Das ist wie mit Leuten die meinen sie müssten andere Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr erziehen.


    Grüße,

    Andreas

  • Also ich wäre da wahrscheinlich auch etwas überheblich als "Pflichtflugleiter". Finde ich lustig die Leute stehen zu lassen bis der Tank leer ist... :-))

    Aber um nochmal auf die Sache mit dem Windsack zurückzukommen. Ich frage mich wie das der Rest der Welt macht. Selbst auf meiner winzigen Insel haben wir einen Verkehrsflughafen mit 2100 Metern, dem Windsack irgendwo in der Mitte und bis vor einigen Jahre sass da vor 8 Uhr morgens nie jemand auf dem Turm. Aber geflogen wurde schon lange vorher mit allem was irgendwie in die Luft kam nebst Fallschirmspringern. Wie hamwer das damals nur alles gemacht? Und wie macht das der Rest der Welt die auch lange Pisten oder sogar mehrere haben? 

    Ich bleibe dabei: braucht kein Mensch den Turm. 

    PS: Funkgerät erst am Rollhalt anmachen? Irgendwie höre ich hier auch nach all den Jahren immer wieder mal einen neuen Hammer. Aber gut, in D würde ich eh nie einen Knüppel anfassen. 

  • derWessi schrieb:
    Und auch wenn ich nicht damit rechne (nicht damit rechnen darf), schaut der Türmer in dem Moment vielleicht ja doch mal aus seinem Türmchen raus und sieht noch was, was ich aus meiner niedrigen Position nicht sehen konnte.
    Tja, diesen Luxus muss man sich eben gönnen wollen. Dass wir eine Flugleiterpflicht haben, hat auch damit zu tun, dass sich viele Piloten eben genau so verhalten, dass ein Flugleiter notwendig erscheint. Und das führt dann dazu, dass ein Flugplatz ohne Flugleiter unbenutzbar wird und dass eine Landegebühr zumindest auch den Flugleiter bezahlt. Mal ganz abgesehen von den Sicherheitsrisiken, die das implizite "Sich verlassen" auf den Flugleiter mit sich bringt. Wer das alles will, der meldet "abflugbereit". Weit hergeholt? Nicht wirklich.

    Mir als ebenfalls in der Platzrunde fliegendem Pilot bringt die Medlung genau gar nichts. Ich melde mich darauf auch nicht, selbst im Endanflug nicht. Denn ich habe vorher alle Platzrundenteile gemeldet und gehe davon aus, dass auch der "abflugbereite" Pilto weiß, dass ich da unterwegs bin - und dass seine Meldung deshalb eben nicht bedeutet, dass er nun aufrollt.

    Genauso wie beschrieben würde ich als Flugleiter es übrigens auch machen: Warten lassen, bis der Sprit alle ist. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, es schafft Sicherheit. Außerdem: Was soll er denn sagen?

    Ich glaube, hier stoßen zwei Pilotenwelten aufeinander: Solche, die schon mal außerhalb Deutschlands mit einem Fluglehrer unterwegs waren (etwa in den USA), und solche, die das nicht waren.

  • Insofern lasse ich dann, um Chris zu zitieren, als Flugleiter die Leute
    warten, bis der Tank leer ist.

    finde ich übrigens ziemlich überheblich - oder zumindest unfreundlich. Das ist wie mit Leuten die meinen sie müssten andere Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr erziehen.


    Hallo derWessi,
    ich würde natürlich nicht ewig warten, sondern nach einer angemessenen Zeit den Piloten fragen, ob er dann mal
    losfliegen will. Abhängig von der Antwort würde ich dem Piloten einen guten Flug wünschen und ihn bitten, nach
    der Landung vielleicht mal bei mir vorbei zu kommen. Dann würde ich ihm erklären, warum ich den Start / Landung
    nicht "freigebe". Das hat nichts mit Erziehung zu tun; ich möchte einfach keine Diskussionen und im schlimmsten
    Fall irgendwelche Klagen, falls es zu einem Unfall kommt.
    Bernhard
  • ulrichx schrieb:
    @TB Das wäre doch ein schönes Thema für den Pilotentag in Langen!

    Den veranstaltet ja nun die DFS. Die sind eher mehr fürs Kontrollierte zuständig.

    Die besagte NFL, die die Meldung "Abflugbereit und das zugehörige "Wind-Startgebet" vorschreibt, steht aber auf dem Briefpapier der DFS...! Daher denke ich schon, dass es richtig adressiert wäre.

  • Ich bin ebenfalls ein Abflugbereit-Melder, aber eher als Info an andere Piloten dass gleich die Bahn blockiert ist.

    Wenn nach ca. 5-10 sec. keine Antwort kommt, melde ich aufrollen und starten, und fliege ab.

    VG

    Thomas

  • derWessi schrieb:

    Insofern lasse ich dann, um Chris zu zitieren, als Flugleiter die Leute
    warten, bis der Tank leer ist.

    finde ich übrigens ziemlich überheblich - oder zumindest unfreundlich. Das ist wie mit Leuten die meinen sie müssten andere Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr erziehen.

    Was erwartest Du denn was dann der Flugleiter machen soll? Doch nicht etwa eine Freigabe zum Start? Insofern ist die Ansage schon dilettantisch, noch dilettantischer wäre ein Flugleiter an einem Infoplatz der dann sagt "Rollen sie auf die Piste xx, Start frei"

    Es gibt diese Sprechgruppe schlicht nicht! 

    Kurz und knapp: "D-xxxx rollt auf Piste xx und startet. " selbstverständlich nachdem ich mich vergewissert habe das keine Krähe im Anflug ist die verpennt hat zu melden "D-xxxx im Endanflug Piste xx" ! Keine zwei Meinungen dazu!

  • Es gibt einige wenige unkontrollierte Plätze, an denen  die Meldung "abflugbereit" aufgrund der örtlichen Gegebenheiten sinnvoll ist, zB Jesenwang EDMJ. Nach der Meldung schaltet der Flugleiter die Ampel für die Autos, die die Bahn auf der Straße im Westen queren wollen auf rot und gibt dann, wenn die Autos brav halten, eine Art "Freigabe" für den Start.
  • Die besagte NFL, die die Meldung "Abflugbereit und das zugehörige "Wind-Startgebet" vorschreibt

    Die schreibt Das nicht vor. Die sieht eine Sprechgruppe für den Fall vor, dass der Flugleiter um die Meldung "abflugbereit" bittet. Dann macht man das. Damit ist etwa der Spezialfall Jesenwang abgedeckt. Keineswegs ist gemeint, das dieser Dialog immer so ablaufen sollte. Tut er ja auch nicht. In der Mehrheit der Fälle melden die Piloten unaufgefordert "abflugbereit". Was genau das Problem ist.

  • Thomas Borchert schrieb:
    Dass wir eine Flugleiterpflicht haben, hat auch damit zu tun, dass sich viele Piloten eben genau so verhalten, dass ein Flugleiter notwendig erscheint. Und das führt dann dazu, dass ein Flugplatz ohne Flugleiter unbenutzbar wird und dass eine Landegebühr zumindest auch den Flugleiter bezahlt. Mal ganz abgesehen von den Sicherheitsrisiken, die das implizite "Sich verlassen" auf den Flugleiter mit sich bringt. Wer das alles will, der meldet "abflugbereit". Weit hergeholt? Nicht wirklich.
    Doch wirklich. Ziemlich weit hergeholt wie ich finde! Ich bin gegen eine Flugleiterpflicht und denke wir könnten uns den "Luxus" gerne schenken. Wie gesagt, ich verlass mich auch nicht auf den Flugleiter - weder explizit noch implizit. Ich seh das Abflugbereit einfach als zusätzliche Information - von mir aus kanns ab jetzt losgehen, und wenn ich kein Veto höre melde ich in 5-10 später dass ich aufrolle und rolle danach los. Ganz einfach.
    Thomas Borchert schrieb:
    Ich melde mich darauf auch nicht, selbst im Endanflug nicht. Denn ich habe vorher alle Platzrundenteile gemeldet und gehe davon aus, dass auch der "abflugbereite" Pilto weiß, dass ich da unterwegs bin - und dass seine Meldung deshalb eben nicht bedeutet, dass er nun aufrollt.
    Erwarte ich auch nicht von Dir. Ich würde übrigens auch die Abflugbereit-Meldung nicht abgeben, wenn ich sehe (oder höre), dass ein Flieger im Endanflug ist. In dem Fall warte ich brav, bis der Flieger unten ist. Denn Abflugbereit setzt für mich auch vorraus, dass der Anflugsektor frei ist.
    Andererseits würde ich - wäre ich im Endanflug und ein Flugzeug am Rollhalt meldet "Abflugbereit" durchaus nochmal ein kurzes Sprüchlein abgeben. Lieber einmal zuviel als einmal zuwenig. Oder wie hast du es neulich formuliert? "Wir müssen reden!"
    Thomas Borchert schrieb:
    Außerdem: Was soll er denn sagen?
    Also hier in Sachsen würde man z.B. sagen "Nu!" ;-)
    Nee im Ernst ich erwarte eigentlich keine Antwort. Ich starte natürlich auch nach eigenem Ermessen, wenn ich keine Antwort bekomme.
    mbr schrieb:
    ich würde natürlich nicht ewig warten, sondern nach einer angemessenen Zeit den Piloten fragen, ob er dann mal
    losfliegen will. Abhängig von der Antwort würde ich dem Piloten einen guten Flug wünschen und ihn bitten, nach
    der Landung vielleicht mal bei mir vorbei zu kommen. Dann würde ich ihm erklären, warum ich den Start / Landung
    nicht "freigebe". Das hat nichts mit Erziehung zu tun; ich möchte einfach keine Diskussionen und im schlimmsten
    Fall irgendwelche Klagen, falls es zu einem Unfall kommt.
    Das klingt doch schon viel besser. Es ging mir hauptsächlich darum, dass ich die Lösung Schweigen als Erziehungsmaßnahme nicht gut heiße. Reden ist hingegen immer gut.

    In diesem Sinne -  gute Nacht


    Andreas

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