Liebe UL-Forumgemeinde,
da ich wieder etwas Zeit habe, möchte ich einen kurzen Erfahrungsbericht meines 1. Naviflugs geben.
IST-Situation:
Basis: Höxter-Holzminden (EDVI)
Ausbildungsstand: Etwa 17 Stunden in der Praxis, Theorie im Dezember 2014 bestanden und im Januar das BZF2 abgelegt.
Flugzeugtyp: FK9 mark iv
Flugauftrag:
Höxter - Porta Westfalica - Hildesheim - Höxter
Vorbereitung:
Zunächst stellt sich erstmal grundlegend die Frage: Wie geht man überhaupt an so eine Sache ran?
Ich weiss zunächst aus Erfahrung, dass gekennzeichnete Wegpunkte in einer aktuellen icao-Karte nie die persönliche Wahrnehmung ersetzen können. Ich hatte auf Grund dessen Respekt vor der Aufgabenstellung, da ich die beiden Plätze und die Umgebung nicht kannte und ich somit im Vorfeld meines Erachtens recht viel Zeit für die Streckenplanung verwenden musste.
Ich habe am Vorabend die einschlägig-bekannten "Wetterseiten" angeschaut um ein Gefühl dafür zu bekommen, was mich am Folgetag (Vormittag) erwarten könnte. Mit einem Drehmeier, Taschenrechner und icao-Karte bewaffnet habe ich dann den Flugplan erstellt. Meine errechneten/ bestimmten "Daten" habe ich dann mit der UL-Forum-Flugplanung verglichen und kam auf ein "fast" identisches Ergebnis - bis auf den Treibstoffzuschlag für die Platzrunden fehlt in der UL-Forum-Flugplanung nichts entscheidendes - soweit so gut.
Dann habe ich mir die Anflugkarten von Porta und Hildesheim ausgedruckt und mir vor allem fett die Funkfrequenzen auf jedes Blatt geschrieben, weil man doch im Flug auch die Luftraumbeobachtung nicht vernachlässigen sollte und langes "Frequenzsuchen auf der Karte" doch eher hinderlich ist.
Die entscheidenden Wegpunkte (lt. icao Karte) habe ich mir dann per Google-Earth "verinnerlicht" und nochmal auf ein separates, weisses Blatt für das Kniebrett notiert. Das "Kniebrett" soll demnächst durch ein Nexus 7 digitalisiert werden ;-)
Flug:
Crew: sukram & Flusipilot
Der Flug nach Porta verlief ohne Probleme. Wir sind zunächst der Weser stromabwärts gen Norden gefolgt und haben das KKW Grohnde überquert. Danach folgten die Städte Hameln und Rinteln, die ich bereits als "Fußgänger" kannte. Der schwierigste Teil war eigentlich das Auffinden des Flugplatzes von Porta. Dieser liegt direkt an der Weser, unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Als Stelle für den Erstanruf an Porta Info habe ich mir eine Industrieanlage, die Autobahn A2 und eine Windkraftanlage ausgesucht, die in unmittelbar räumlicher Nähe zueinander liegen. Der Erstanruf funktioniere prima. Durch das Abhören der Frequenz wusste ich, dass am Platz einiges los war, sodass ich letztendlich nur einen Fliegerkameraden in der Platzrunde folgen musste, sodass dann das Auffinden des Platzes ein Leichtes war. Die Schwierigkeit in Porta ist meines Erachtens nach, dass man eher dazu neigt, zu hoch anzufliegen. Der 1. Anflug meines wenige Tage später durchgeführten Solo-Flugs führte dann auch auf Grund der thermischen Bedingungen trotz Slip zu einem tiefen Überflug. Die folgenden Touch-and-goes verliefen problemlos, sodass einem Weiterflug nach Hildesheim nichts im Weg stand.
Auf dem 2. Flugabschnitt war zu beachten, dass wir den nördlich des Wesergebirges gelegenen D-Luftraum (HX) um Bückeburg meiden. Wir flogen dann südlich der A2 über den "Süntel". Da ich das BZF 2 inne habe, wollte ich trotz des guten Wetters und geringem Verkehrs Kontakt zu Übungszwecken mit Bremen Information aufnehmen, was auch meines Erachtens beim ersten Mal gut funktionierte. Bremen meldete "kein Verkehr". Dann haben wir zunächst die Stadt "Bad Münder" ins Visir genommen, da es eigentlich zwischen Porta und Hildesheim nicht viel gibt, woran man sich als "Ortsfremder" orientieren kann, um dann über Springe in Richtung Platzrunde von Hildesheim zu gelangen. An dieser Stelle noch einmal "herzlichen Dank" an Markus (sukram) für die hilfreichen Tipps zu der mit Verlaub "merkwürdigen Hildesheimer Platzrunde". Der Kaliberg wurde passiert, Ortschaften gemieden, Wälder überflogen, bis der Endanflug erreicht wurde. Die 2 Touch-and-goes verliefen hier ohne Probleme. Nach der Landung konnten wir zunächst die neusten Gyrocopter-Modelle bewundern, die von der ansässigen Firma am Flugplatz produziert werden.
Auf dem letzten Flugabschnitt konnte ich mich sehr gut an den weissen Wasserdampfsäulen des KKW Grohnde orientieren. So flogen wir in Richtung Westen über den Ith, nördlich an Alfeld vorbei um über der Weser einen südlichen Kurs in Richtung Höxter zu fliegen. Der obligatorische Crosswind erwartete uns bereits in Höxter. Dieser machte uns allerdings keine Probleme, sodass wir dann "just in time" wieder in EDVI eintrafen.
Mögliche Fehlerquellen, die ich für mich ausgemacht habe:
a) Die Realität ist nicht so wie sie scheint. Wegpunkte, die in der icao-Karte als "vermeintlich unübersehbare ′Landmarks′" angegeben sind, müssen nicht unbedingt als solche in der Realität wahrgenommen werden.
Klassisches Beispiel: Kleinere Eisenbahnstrecken und Bäche kann man höchstens erahnen (bspw. durch Pflanzung von Bäumen)
Diese haben aber auf der Karte oft von der "Präsenz" her den Charakter wie eine Bundesstraße, die weitaus besser auszumachen ist.
b) Gerade kleinere Städte sehen oft gleich aus. Hier empfiehlt sich meines Erachtens, dass man sich markante Industrieanlagen in den Industriegebieten im Vorfeld anschaut um Städte nicht zu verwechseln.
c) Oft kommen einen Teilabschnitte kürzer oder länger vor als man es im Vorfeld ausgerechnet hatte. Der Einfluss des Windes ist nicht zu unterschätzen.
Ich freue mich, wenn ihr vielleicht die Liste der "möglichen Fehlerquellen" ergänzt. Ich kann nur dazulernen... was sind Eure Erfahrungen?
Happy landings
Sebastian
Hallo Flusi
Ich habe da neben den von Dir genannten "Problemfeldern" ein weiteres, welches ich für mich ausgemacht habe auf meinem Solostreckenflug am Samstag. Das Halten der Höhe. Am Samstag war in Süddeutschland ein Thermikreicher tag.
-Starten, aufsteigen auf die vorgesehene Höhe (in meinem Fall 4000ft), Fluggerät auf Reiseflugspeed bringen und sauber austrimmen. Fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Trimmung hat funktioniert für ein paar Minuten oder Sekunden, dann Thermik und es ging wie im Fahrstuhl hoch, 100-150ft (Vario am Anschlag). Dann Speed raus, um die Struktur und mein Magen zu schonen........ Nach veränderter Drehzahl wider neu austrimmen...... ein unablässiges Spiel.
Vielleicht habe ich was falsch gemacht? Hat jemand der erfahrenen Hasen ein Tip für mich? Mein FI hat gesagt, dass ich nun wisse, das Fliegen richtig Arbeitsreich sein kann und dass das halt so ist.
Ich muss sagen, es hat riesig Spass gemacht, vor allem der Verkehr an den Plätzen, sauber einreihen, funken, die Position und Nummer in der Platzrunde melden, fliegen, rausschauen, verzögern mich 360 Kurven, weil IFR im Anflug usw. Aber die Thermik hat mir ein Weinig zu schaffen gemacht und ich hatte richtig was zu tun.
Phil
Vielleicht habe ich was falsch gemacht? Hat jemand der erfahrenen Hasen ein Tip für mich?Höher fliegen ;-)
Vielen Dank erstmal für Eure Posts...
@Finisher/ MarkusS: Besten Dank für Deine Wünsche. Ich kann Dir sagen, dass ein Naviflug genau das entspricht, wofür man die SPL macht. Das ist noch das wahre Fliegen ohne "Flight-Management-Computer" ;-)
@pivi/ Teejay: In der Tat. Das gleiche Phänomen trat auch bei meinem 1. Solo auf. Es war eine merkwürdige Erfahrung, wenn Du Dir sicher bist, im Anflug alles korrekt befolgt zu haben (richtige Höhe zum richtigen Zeitpunkt, Geschwindigkeit genau eingehalten) und wenn Du dann feststellst, dass Du vor der Halbbahnmarkierung keine Chance hast, runter zu kommen. Thermikblasen sind sowas von übel.
@Postbote: Du hast selbstverständlich Recht. Wir hätten auch abkürzen können und geradeaus den D-Lauftraum ankratzen können (natürlich mit voherigem ATC Kontakt). Habe mich dann für die einfachere Variante entschieden. An dem Tag war die 23 offen. Bin dann in die Platzrunde und dann weiter an der A2 entlang Richtung Osten.
Wie gesagt, ich freue mich, wenn ich dazu lernen kann... nur raus mit Euren Anekdoten!
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