Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich die Theorieausbildung niemals im Selbststudium gepackt hätte. Klar, Kreuze auswendig lernen geht schon, aber die Sinnhaftigkeit sei mal dahingestellt. Spätestens bei den Navigationsaufgaben wäre es vorbei gewesen. In meiner Flugschule saß ich jeden Samstag und Sonntag und wir haben alle Themen praxisnah durchgesprochen. Klar, war zwar etwas teurer, aber es hat sich gelohnt!
Um ganz ehrlich zu sein fliegen schon zu viele ULs durch die Gegend deren Piloten auch nicht mehr von der Fliegerei wissen als ein Fahrradfahrer. Der Theorieunterricht ist nicht nur Voraussetzung für das Bestehen des lächerlichen Multiple Choice-Tests, sondern rettet im Notfall Leben und schützt vor vielen dummen Fehlern. Man bedenke das Folgende: Nach dem man ein wenig Erfahrung als Lizenzpilot hat wird man schnell das Bedürfnis verspüren, das Erlebnis des Neuen aus der Flugausbildung zurück zu holen und etwas neues zu machen - raus aus der Komfort-zohne - In dieser Situation geschehen viele Unfälle. Daraus resultiert die Tatsache, dass für 75% der Unfälle menschliches Versagen verantwortlich ist. Grüße in das Forum Fahne
Ich finde da kann man pauschal keine Empfehlung oder Bewertung geben. Zu behaupten, dass Fern- oder gar Selbststudium zu (theoretisch) schlecht ausgebildeten Piloten führt ist m.E. nach unsinnig. Es gibt Menschen die autodidaktisch erfolgreicher ein Thema erarbeiten als in einem (noch so guten) Unterricht. Ich glaube auch nicht das es Pflicht-Präsenzstunden gibt. Man möge mir das Gesetz dazu zeigen. Das gibt es ja auch nicht (mehr) im PPL-Bereich. Selbst im neuen EASA-IFR hat man den Anteil auf Präsenzstunden auf 10% reduziert. Mag ja sein, dass Flugschulen das behaupten und/oder einen Schüler nicht ausbilden wenn er nicht das Modul Theorieunterricht in Anspruch nimmt (und vor allem bezahlt), aber ich glaube nicht das es gesetzlich so verlangt wird. Wer sich also ein Buch für 30 EUR kauft und im Internet mit OpenPPL kostenlos den Fragekatalog lernt, kann also mit minimalen Kosten die Theorie erledigen. Ein Programm wie EXAM 11 ist aber in der Tat sehr dienlich und die Investition lohnt sich. Spezielle Fragen oder Unklarheiten bekommt man mit googeln und fast immer gelöst, denn es findet sich Unmengen an Skripten und Beispielen und sonstigem Material im Internet (vor allem Meteorologie und Navigation). Wie gut diese (Selbst-)Ausbildung ist hängt ganz von ihm/ihr selbst ab. Man kann auch im Unterricht pennen oder die ganze Zeit mit dem Smartphone surfen, wenn man keinen Bock auf den Stoff hat. Und genau diese Personen lernen ohnehin nur auf dem letzten Drücker die Fragen mehr oder weniger auswendig. Und die gucken auch nicht nach Lizenzerhalt immer wieder mal in ihren Fragekatalog (oder OpenPPL) und/oder ihr Buch um ihr Wissen mal ab und zu aufzufrischen.
VG Mike
Aloha zusammen,
Es ist doch wie mit so Vielem. Man kann das nicht pauschal sagen was nun "besser" ist. Wir bieten zum Beispiel beides an. Konventionelles lernen in der Flugschule sowie den Fernlehrgang mit Peterssoftware.
Es gibt Schüler, die brauchen einfach verschiedene Erklärungsansätze, bis sie eine Dache wirklich verstanden haben. Sind das viele Sachen, reichen die von uns im Preis enthaltenen 15h zusätzlich zum Fernlehrgang nicht aus und wir machen halt mehr Face-to-Face Stunden.
Andere wiederum verstehen und lernen ziemlich schnell und vor allem schneller allein mit "Hilfestellung". Diese Schüler werden dann im konventionellen Unterricht zu stark gebremst, was sich demotivierend äußern kann.
Meistens, und das hat sich als am Zielführendsten herausgestellt kombinieren wir beide Methoden. Es macht z.B. keinen Sinn jemandem im Präsenzunterricht zu erklären welche Schicht über der Stratosphäre ist. Das kann er gemütlich zu Hause aufm Sofa in sich reinschaufeln. Menschliches Leistungsvermögen und Verhalten in besonderen Fällen jedoch nehmen wir ausführlich persönlich dran. Auch ne Idealzyklone lässt sich besser an ner Tafel erklären als in nem Buch lesen.
Lernmethoden ändern sich nun mal. Der Trick ist, für jeden Schüler den optimalen Mix zu finden. Das ist dann für alle am entspanntesten, wenn man dies rausgefunden hat.
Beste Grüße, Olli
Kann nur unterstreichen was Olli geschrieben hat und setze noch einen oben drauf:
Eine gute Flugschule erkennt man ein Stück weit auch daran, wie individuell diese sich auf einen oder eine kleinen Gruppe einlassen kann. Jeder Jeck ist nunmal anders...
Bei mir gab es folgende "Bestandteile":
Unterricht: Da habe ich viele Dinge erfahren, die nirgendwo stehen, aber helfen, sich auf die Praxis vorzubereiten. Z.B. einige Berichte über heikle Situationen oder die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis beim Funken. Und in der Diskussion ließen sich viele Unklarheiten erklären.
Navigationsaufgaben: Praktisch lernen im Unterricht und noch mal üben zuhause.
Theoretische Grundlagen im Selbststudium: Da fand ich "Motorflug kompakt" von Winfried Kassera sehr gut. Inzwischen gibt es auch "Ultraleichtfliegen kompakt".
Fragenbogen auswendig lernen: Vom Lerneffekt her weitgehend überflüssig - aber kein großes Problem bis auf ein paar blöd gestellte Fragen. Braucht man halt für die Prüfung.
Fazit: Der Unterricht bei einem, besser mehreren guten Lehrern ist durch nichts zu ersetzen. Selbststudium gehört aber auch dazu - vor und nach der Prüfung...
MCRider
Ich glaube auch, dass hier pauschalisieren falsch am Platz ist. Es neigt m.E. Sowieso jeder dazu, seine Theorieausbildung als die bevorzugte zu bezeichnen. Ich wünsche mir nur eines bei den "Aspiranten": dass die Theorieausbildung ernstgenommen wird und nicht nur auf Fragenbestehen gelernt wird ( fragenpauken gehört für mich natürlich zur Prüfungsvorbereitung dazu)
Hey, ich habe den SPL Schein seit ein paar Monaten. Aber ich lerne immer noch häufig Theorie. Ich finde, es macht auch Spaß. Und es kommen bei mir auch immer neue Fragen und da ist es gut, wenn man jemanden hat (oder auch dieses Forum), den man fragen kann.