Realitätsgrad eines Flugsimulators

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • na ja, klar, mit den entsprechenden (input) devices kann man ihn auch als Verfahrenstrainer nutzen. Nur, die meisten werden maximal Ruder und Joystick haben, wahrscheinlich aber eher Maus und Tastatur. Das richtige Gefühl für die (3-) Dimensionalität fehlt.


    Anders sieht es dann schon wieder Richtung IFR bzw. Systemtrainer von Airbus und Co aus. Die Hersteller dieser Addons sind inzwischen so gut, dass nahezu alle Systeme abgebildet werden, inkl. FMC usw.


    Aber das, was bei uns UL′ern zählt, Fliegen mit dem Allerwertesten, das kann mit einem "nackigen" FS nicht trainiert werden.

  • Also ich persl. habe recht viel mit dem FSX trainiert, aber natürlich mit entsprechenden Addons.

    Ich habe dort z.B. eine originalgetreue C42, und entsprechende Satellitenbild-Szenerie inkl. echten Höhendaten von Aerosoft, mit der man tatsächlich nach Karte fliegen oder Platzrunden (Orientierung) trainieren kann.

    Mit entsprechenden Einstellungen und perfomanter Hardware fliege ich dort bei einem Maßstab von 70cm² pro Pixel durch die Gegend.

    Wo ein Hügel ist ist ein Hügel, ein Fluss wo ein Fluss ist, genauso wie Wälder etc. Viele "Landmarken" wie markante Brücken oder Gebäude werden statt hochmodellierten 2D-Satellitenbildern sogar als 3D-Objekt dargestellt.

    Gelegentlich flieg ich fremde Plätze vorher auch schonmal auf dem Simulator an.

    Aufgrund der umfangreichen Szenerie frisst mein FSX-Ordner aber auch ca. 55 GB auf der Platte welche ich aus Performancegründen vor längerem durch eine SSD ausgetauscht habe.

    Für den Flugplatz Stadtlohn habe ich sogar eine 100% 3D-Szenerie inkl. korrekten Werbebeschriftungen der Gebäude etc. Kann also auch dort meine Maschine "bei Gehling vor der Halle" abstellen :-)

    Wo ich meinen Vorrednern allerdings recht geben muss: Um das Handling / Verhalten eines Fliegers zu beherrschen braucht es zwingend das Hosenbodengefühl, was im PC-Simulator nicht zu vermitteln ist.

    Um (Not-)Flugmanöver ohne Fluglehrer und reale Gefahr mal auszuprobieren ist er aber ganz nett (Umkehrkurven bei Motorausfall in geringer Höhe, Trudeln etc.).

    Auch im SIM geht die Umkehrkurve bei Motorausfall kurz nach dem Start in der Regel schief.

    @erits: Mit was für einer Geschwindigkeit rammst du denn deinen Vogel auf die Piste? Entsprechend konfiguriert hat der FSX auch ein realistisches Schadensmodell, was bei Strukturüberlastung einen Crash ausgibt.
  • @Kernel

    ich setzte im Flusi mit 60 knoten auf. Die Cessna geht auch nicht kaputt, d. H. sie rollt ja auf dem Feld weiter. Von den Einstellungen her habe ich die höhste Stufe an Realität eingestellt. Sprich, da wo der Flieger vorher wie ein Ball vom Boden abgeprallt ist und man gemütlich weiterfliegen konnte, geht er jetzt kaputt. Mich nervt nur das diese 1. Flugstunde immer wieder von vorne beginnt, aber einem nicht mitgeteilt wird was jetzt falsch gelaufen sei, dafür aber jedesmal das gleiche gelabber von Fisch. Die anderen Übungstunden waren eigentlich auch nicht besser. Keine richtige Erklärung und wenn man z. B. nicht schnell genug die Trimmung setzt unterstellt einem das Programm das man wohl gerade abgelenkt wäre und beendet den Unterricht.
    Ich habe so meine Zweifel ob die Simulation wirklich "echter Physik" entspricht. Gerade wenn ich z. B. die Trimmung einstelle dauert es recht lange bis sich die Nase hebt oder senkt. Auch feine Lenkbewegungen mit dem Joystick führen dazu dass das Flugzeug sich verhält wie ein schnelles Auto auf einer glatten Eispiste das man versucht zu lenken.

    Eventuell sind ja andere Simulatoren besser?
  • Hallo erits,


    ich bin auch seit Jahren mit den Microsoft Flight Simm's zugange, kann aber nur wärmstens empfehlen, "Das Fliegen", strikt von der Simulation zu trennen. Für die Orientierung (Orte, Höhen Plätze bei Real Germany) ist das eine tolle Hilfe, auch wenn es real etwas anders aussieht, aber das wirkliche Gefühl, wann Du bei der Landung ziehen mußt, kannst Du nur in Deiner Schulungsmaschine mit Deinem Fluglehrer lernen. Die Wetterverhältnisse die Du jeden Tag antriffst, kannst Du mit dem Simulator gar nicht so einstellen, wie Du sie täglich (anders) am Platz erlebst.


    Ich würd mal sagen, der FSX ist in der Wohnzimmerversion bedingt für die Flugschulung einsetzbar, als Ergänzung für die aktive Flugschulung in meinen Augen gar nicht...aber eine nette Spielerei und zum Entspannen ok...kann ja nix kaputt gehen, oder wehtun...es sei denn man läßt seinen Unmut in Form von Schlägen und Tritten an dem PC aus... hahahahaha sehr entspannend...


    Gruß,


    Volker

  • Fliegen kann man mit dem Flusi sicherlich nicht lernen, aber wenn man schon fliegen kann, kann man  -  wenn man ihn etwas aufpimpt - diverse Dinge trainieren (echte Checklisten ab arbeiten, Platzrunden richtig abfliegen....) - besonders bei diesem Monsterscheisswetter eine echte Alternative.

    VG
    Björn
  • Achtung: Zwischen diesen beiden Beiträgen liegen mehr als 4 Jahre.
  • Hallo zusammen,

    habe mir gerade einiges in dem Thema durchgelesen.

    2011 war die allgemeine Meinung, den Flusi in die Tonne zu Kloppen!

    Ist das für 2016 noch gültig; oder?

    Freue mich auf Eure Infos. :-(

    bis später,

    Ecky

  • Um Navigation und evtl. Instrumentenverfahren zu üben ist es sicherlich sehr hilfreich mit den entsprechenden Addons.

    Für Navigation empfiehlt sich die VFR Germany Reihe, die bessere Luftbilder und einige markante 3D Objekte in die Szenerie einbaut.

    Zum Funken üben kann man sich auch IVAO oder VATSIM installieren, was jedoch recht komplex ist (www.ivao.de), jedoch gute Einsteigertutorials bietet.

    Zum Landen üben taugt es eher weniger (außer man investiert tausende Euro in einen Full Flight Sim). Wenn man dennoch landen üben möchte wäre es wichtig, entsprechend realitätsnahe Flugzeugmodelle als Addons zu kaufen. Viele Freewaremodelle sehen z.B. sehr schön aus, haben aber den Nachteil, dass sie lediglich auf originalgetreues Aussehen - nicht aber auf originalgetreues Flugverhalten programmiert wurden.

    Ich habe mir z.B. die Aerosoft Dimona H36 gekauft. Diese bildet auch das Flugverhalten einer echten Dimona schon deutlich besser ab, als die Freewaremodelle. Z.B. muss man hier - wie bei einer echten Dimona - auch darauf achten, nur mit halben Störklappen aufzusetzen (sonst sackt sie dir durch) aber nach dem Aufsetzen sofort die Störklappen voll rauszuziehen (sonst springt sie dir weg). Das richtige Gefühl beim Landen entwickelt man aber nur im richtigen Flugzeug.

  • Ich habe X-Plane auf meinem PC mit einigen Zusätzen. Bei mir ist z.B. auf dem Boden das Satellitenbild zu sehen und das Höhenmodell wurde aus topographischen Datenbanken errechnet. Weitere Zusätze zaubern zumindest einige Häuser in die Landschaft und dort wo laut dem Satellitenphoto Wald ist stehen bei mir auch Bäume. Einige Sendemasten und viele Windräder sind ebenfalls vorhanden. X-Plane kann sich das aktuelle Wetter aus dem I-Net holen und errechnet die Flugeigenschaften für das Modell live. Dadurch kommt es etwas näher an die Realität als andere FS die auf Tabellen zurückgreifen. Der Hersteller Pipistrel stellt ein Modell des Alpha Trainer für x-plane kostenlos zur Verfügung. Seine Testpiloten meinen, dass sich das Flugverhalten zwischen dem FS und der Realität zu 95% deckt. Bedeutet aber im Umkehrschluss: In einigen Situationen hat das Eine mit dem anderen nichts zu tun.

    Mit einem Flugsimulator kann man das Fliegen ein wenig üben. Links - Rechts - Hoch - Runter - Kurven mit Steigen oder fallen geht. Die Nase am Horizont halten. VFR fliegen, d.h. Kurs halten und Geländemerkmale mit der Karte vergleichen. Wenn ich in eine mir unbekannte Platzrunde einfliegen will, drücke ich die Pausetaste und lasse die Kamera frei herumfliegen um das Gelände mit dem Anflugblatt zu vergleichen. So kann ich mich mit dem Platz vertraut machen ohne vorher dagewesen zu sein.

    Bei meiner ersten Flugstunde haben wir Basics geübt und mein Fluglehrer war erstaunt wie gut das bei mir klappt. "Fliegen müssen wir nicht üben, das kannst Du." hat er noch in der Luft gesagt. Die Begeisterung schwand als wir in den Queranflug eindrehten. Da habe ich den Vogel sich ganz schön (auf)schaukeln lassen und hatte größte Schwierigkeiten mit dem Ding überhaupt die Richtung zu halten. Und warum? Weil ich für den Flugsimulator nur einen Joystick hatte und dort ausschließlich die Querruder benutzte, das Seitenruder hingegen nie. Daher empfinde ich Seitenruderpedalen als wichtig, auch wenn sie viel Geld kosten und wenig benutzt werden.

    Den koordinierten Einsatz von Stick und Seitenruder lernt man eher in der Realität als im FS. Tatsächlich habe ich während meiner Flugstunden das Landen geübt und wurde anschließend auch im Flugsimulator immer besser :) Über das "Popometer": Das habe ich beim Motorrad fahren benutzt. Man kann mit dem Hintern fühlen und mit den Hüften mitlenken. Damit wird das Motorrad von einem Gegenstand zu einer Prothese, die gefühlt fast schon ein Stück von einem selbst ist. Beim Flugzeug brauche ich einen Horizont, eine klare Sicht auf den Boden und meine Instrumente. In der Realität halten mich Turbulenzen & Thermik eher davon ab das Richtige zu tun. Als Segelflieger würde ich vermutlich ganz anders argumentieren, aber ich fliege ja Ultraleicht und habe meinen Schein noch nicht mal einen Monat.

    Als ich mit meinem Fluglehrer die erste 200 km Tour geflogen bin, hatte ich mich vorher im FS vorbereitet. Kurz vor Worms frage er mich, ob ich den Flugplatz schon sehen würde. Ich verneinte das, sagte aber das mir ein Strommast am Rhein bekannt vorkäme und das dort der Queranflug auf die 24 liegen müsse. Und das der Anflug im FS sehr turbulent war. Beides war auch in der Realität so.

    Was ich auch im FS üben konnte waren Notlandungen. Die hatten im letzten Herbst bei mir gar nicht funktioniert. Dann haben mir Segelflieger erzählt, dass sie das Eindrehen in den Quer- und Endanflug nach ihrem vertikalen Blickwinkel bestimmen. Und zu Weihnachten gab es Pedale. Danach habe ich Notlandungen im FS geübt. Anschließend wurde es auch in der Realität etwas besser.

    Gestern bin ich zum ersten Mal nach Scheinerhalt geflogen, und zwar nach Würzburg Schenkenturm (wo ich vorher noch nie war). Schnell bemerkt das ich nicht soweit in den Wind drehen musste wie berechnet. Habe die Platzrunde gut gefunden, mich an den beiden kleinen Seen neben dem Main orientiert (wie im FS), Gegenanflug über die kleine Siedlung hinweg bis zum Waldrand, dann rechts Richtung 190°, sinken, Geschwindigkeit, Klappen, Trimmung, Pumpe, Blick auf den Punkt wo ich meinen Abfangbogen machen will, Eindrehen in den Endanflug und ... (bis hierhin alles wunderbar und wie im Flugsimulator) ... hatte plötzlich das Gefühl, nicht so tief über die Hallen, die vor der Landebahn liegen, fliegen zu wollen und als ich meinen Blick wieder auf die Landebahn gerichtet hatte, war ich zu hoch. Slippen? Nee, jetzt nicht mehr. Fahrt weiter rausgenommen und - wegen des böigen Windes - Schubweise an Höhe verloren. Abfangbogen ca. 100 - 150 m nach Beginn der Landebahn, sehr lange ausgeschwebt und ca. 100m vor Ende der Bahn diese verlassen. Wäre die Bahn kürzer gewesen, hätte ich Durchstarten müssen. 

    Manche Situationen kommen im FS nicht vor, in anderen kann er hilfreich sein wenn man die notwendigen Fachkenntnisse hat. Ansonsten kann man sich Unarten angewöhnen die in vielen Flugstunden wieder ausgetrieben werden müssen. 

    VG

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    habe deinen Bericht mit Interesse gelesen.

    Zuerst mal meine besten Glückwünsche für den Schein! :-)

    Was ich verstanden habe ist:

    1.) FS = X-Plain

    2.) Welche sinnvollen Zusätze würdest Du empfehlen?

    3.) Pedale und J-Stick habe ich am PC und im UL Flieger

    4.) Das mit dem Popometer habe ich nicht verstanden?

    Freue mich auf deine Antwort.

    Bis später, Ecky

  • Ich hab im letzten Winter mein Skydemon, dass auf dem Tablet läuft, mit dem FSX verbunden und mich so mit der Software etwas besser vertraut gemacht. Das fand ich ganz hilfreich.

    Ansonsten stimme ich der Mehrheit hier zu: Als Verfahrenstrainer ganz ok, aber mehr auch nicht.

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