Notlandung, Nerven, Kaltblütigkeit, Mayday

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Mal eine andere Frage. Ich kann noch schwach aus meiner UL-Ausbildung erinnern, dass eine Notlandung beim Motorausfall aus mittlerer Höhe weniger riskant ist, als die aus einer großen Höhe. Aus der großen Höhe stehen zwar mehr potentielle Landewiesen zur Verfügung, aber die Wahl sei schwerer zu treffen und dies führe praktisch öfter zur Verzweifelung und Panik.

    Hat das noch jemand so mitbekommen, und wenn ja aus welchen Quellen?

    Igor.
  • Sollte es passieren, je höher je besser!


    Außenlandefeld sollte man sowiso immer eins im Auge haben.


    Rüdiger

  • Meine Notlandung bei Motorausfall lief so ab:

    Zuerstmal die Erkenntnis das etwas nicht stimmt...
    - dann begreifst Du ohne Landung ist das Problem nicht zu beheben, egal wie oft Du zu starten versuchst oder Gas reinschiebst.
    - die Landung wird wohl schneller kommen als beabsichtigt.
    - die Landewiese welche vorhin noch erreichbar schien, ist zu weit entfernt oder es ist doch ein Strommast in der Nähe.
    - der Passagier fragt nach ob alles in Ordnung ist...
    - Du baust wie gelernt die überschüssige Höhe vor der beschlossenen Notlandewiese (Acker, Sportplatz) ab.
    - die Wiese ist steiler als aus der Luft vermutet, dadurch verlängert sich der Landeanflug und es verkürzt sich rassant die Landebahn.
    - Du ziehst (beim Trike) oder drückst den Flieger auf die Wiese herunter... was die Geschwindigkeit nochmals erhöht.
    - die Straße, ein Baum, eine Hecke kommt auf Dich zu und die Bremsen wirken im feuchten Gras kaum.
    - Du stehst, Dein Herz spielt Samba, der Passagier fragt ob das eine normale Landung war...

    Minuten später halten diverse Autos, Du sicherst Deinen Flieger und hoffst das keine Souvenierjäger anfangen die Kiste zu zerlegen.

    Nachdem ich als Gleitschirmflieger mehrere Jahre Außenlandeerfahrung habe und auch mit dem Trike ungewollte Landungen erlebt habe, empfehle ich bei einem Motorausfall... die Landewiese die Du beschlossen hast ist beschlossen, keine Umkehrkurve kurz vor dem Boden, auf die Geschwindigkeit achten UND denk an die Rettung, wenn Du rechtzeitig vor dem Boden erkennst das doch eine Stromleitung die Wiese kreuzt (selbst schon erlebt) oder die Wiese sich als grüner Weiher entpuppt...zieh die Rettung.

    (Motorausfall könnte aber auch ein gerissener Gaszung sein... also nur
    noch Standgas oder bei modernen 4-Taktern geht der Motor auf 75%
    Leistung was evtl. bis zu einem Flugplatz weiterhilft)

    LG
    Flugtaxi
  • Lieber Rüdiger, danke für Deine kurze, jedoch eindeutige Antwort.

    Lieber Flugtaxi,

    ich interpretiere Deine Antwort als Einverständnis mit der ersten. Es handelt sich bei meiner Frage um eine Grundlage für die Auswahl einer sichersten Flughöhe für die Streckenflüge. Die Aussage ist - je höher die Maschine fliegt, desto geringer nicht nur der Spritverbrauch, sondern auch das Risiko bei einer eventuellen Notlandung. Aus diesen Überlegungen sollten die empfohlenen Flughöhen für Streckenflüge rund 5000 bzw 10000 Fuss sein.
  • Ah ja, noch etwas. Die Rettung in der letzten Minute vor der falschen Landewiese zu ziehen könnte gefährlich sein, wenn ich richtig erinnere, dass die Mindesthöhe für eine einwandfreie Funktion der Rettung 80 Meter beträgt...?
  • Plus Höhe der Bäume, Häuser, Scheune usw. !


    Rüdiger

  • Moin Ikono,

    ja ich gehe grundsätzlich auch davon aus das Höhe eine gewisse Sicherheit bietet.
    Jetzt das ABER...
    aber eben nur bis es dann wirklich zu der "ungewollten" Landung kommt. Dann kommen
    Faktoren ins Spiel die nicht vorher planbar sind. Egal wie hoch Du vorher geflogen
    bist, irgenwann kommt der Boden. Und aus großen Höhen kannst Du sehr schlecht die
    Geländebeschaffenheit wie Bodenwellen oder Hügel erkennen.

    Mit Reiseflughöhen von 5000 Fuß und mehr... gibt es die Transponderpflicht (nicht jeder hat einen)
    als auch evtl. das Problem der vernünftigen Orientierbarkeit. Als Trikeflieger hat man eine sehr gute Sicht
    und genießt diese auch. Aber in Höhen von mehr als 5000 Fuß ist es erstens saukalt und
    zweitens dienen oftmals nur noch Autobahnen oder größere Flüsse zur Orientierung. Und mit
    einer Reisegeschwindigkeit von 80-120 km/h wird man in großen Flughöhen nur noch als
    stehendes Hindernis für die meisten anderen Flugenten in gleicher Höhe wahrgenommen.

    Ich wünsche Euch allen jedenfalls keinen Motorausfall. Notfallübungen sind sehr sinnvoll.
    Einige Stunden mehr an Wartung und Check der Maschinen dienen auch der Sicherheit
    ( mußte ich leider so aus eigener Erfahrung lernen, als ehem. wartungsfauler Pilot)!!!

    LG
    Flugtaxi
  • Flugtaxi schrieb:
    Dann kommen
    Faktoren ins Spiel die nicht vorher planbar sind. Egal wie hoch Du vorher geflogen
    bist, irgenwann kommt der Boden. Und aus großen Höhen kannst Du sehr schlecht die
    Geländebeschaffenheit wie Bodenwellen oder Hügel erkennen.

    Naja, so ist das nicht, da kann man schon einiges tun.
    Die Außenlandung ist und war im Segelflug etwas völlig normales. Da wo ein Segelflugzeug heil runter kommt, kann ein UL auch sicher landen. Schaut Euch mal bei den Segelfliegern um, wie die aus sicherer Höhe Landefelder aussuchen. Als Beispiel dient der allseits beliebte Karl-Heinz Apel.


     Michael

  • FlyingDentist schrieb:
    Flugtaxi schrieb:
    Dann kommen
    Faktoren ins Spiel die nicht vorher planbar sind. Egal wie hoch Du vorher geflogen
    bist, irgenwann kommt der Boden. Und aus großen Höhen kannst Du sehr schlecht die
    Geländebeschaffenheit wie Bodenwellen oder Hügel erkennen.

    Naja, so ist das nicht, da kann man schon einiges tun.
    Die Außenlandung ist und war im Segelflug etwas völlig normales. Da wo ein Segelflugzeug heil runter kommt, kann ein UL auch sicher landen. Schaut Euch mal bei den Segelfliegern um, wie die aus sicherer Höhe Landefelder aussuchen. Als Beispiel dient der allseits beliebte Karl-Heinz Apel.


     Michael

    Also Michael,

    da gibt es den riesengroßen Unterschied des Gleitwinkels... und der ist sehr bestimmend für die Zeit zwischen
    Motorausfall und Landung. Ein normales UL mit dem Gleitwinkel von 1 zu Stein mit einem Segler zu verlgeichen...
    ok es gibt Motorsegler... die haben mehr Zeit. Ich habe aber keinen Motorsegler und auch der Avid schwebt nicht ewig.
    Ich hatte schon Außenlandungen mit dem Trike und da bleibt rassant wenig Zeit sich die passende Wiese zu suchen.
    Logisch suchen wir uns alle unterwegs mögliche Notlandefelder von oben... ich hoffe Du schaffst im Falle eines Falles eine sichere Landung. A und B Noten sind egal.

    LG
    Flugtaxi
  • Flugtaxi schrieb:
    Also Michael,

    da gibt es den riesengroßen Unterschied des Gleitwinkels...

    Da hast Du natürlich recht. Das hab'ich ja totaal vergessen - ähnlich wie Konny Reimann.

    Ich verspreche Dir aber bei meinen nächsten Flügen - in versch. Segelflugzeugen, Motorseglern, Echos, ULs, Motorschirmen oder GSen - darauf zu achten, wie sich die Gleitwinkel und Landungen unterscheiden!
    Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich am Ende jeder Landung immer wieder auf dem Boden war ...


    Michael

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