Notlandung, Nerven, Kaltblütigkeit, Mayday

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Angeregt durch die bereits geführte Diskussion zum Thema "Sicherheitsaußenlandung" (Habe versucht dort einen comment zu machen aber irgendwie kann ich im Textfeld nichts eingeben) noch ein paar Gedanken:


    Wenn ich mir eine potentielle Notlage ausmale... ich fliege so vor mich hin und denke an nichts böses und plötzlich passierts. Ein Knall und der Motor steht. Das mit der Rauchfahne lassen wir mal, wir sind ja nicht im Kino.


    Aber unter mir... schwieriges unüberschaubares Terrain das schnell näher kommt. Jetzt gehts los:


    Rettungsgerät auslösen? Mayday funken? Oder einfach probieren zu landen?


    ich glaube ich hätte schon eine Hemmschwelle zu überwinden, das berühmte "mayday" abzusetzen. Genau so das Rettungssystem... Immerhin löse ich eine Art Rakete hinter meinem Rücken aus...


    Dann die Nerven... In unserer Vereins K13 (Segler) stand damals als Anweisung für den Notfall:


    "Ruhe bewaren/ Kabinenentriegelung ziehen, Kanzel öffnen und sich dann seitwärts entschlossen vom Flugzeug abstossen, dabei darauf achten nicht mit dem Seitenleitwerk zu kollidieren..."


    He he he das ist nicht ohne Komik. Ich meine das erinnert daran im Brandfall kleine Eiswürfelchen Laaangsam im Munde zergehen zu zu lassen (Loriot)


    Ich für meinen teil bräuchte warscheinlich einen Satz neue Unterwäsche, so von wegen "Ruhe bewaren"


    Oder wie seht Ihr das?

  • Quacks schrieb:

    Aber unter mir... schwieriges unüberschaubares Terrain das schnell näher kommt. Jetzt gehts los:


    Rettungsgerät auslösen? Mayday funken? Oder einfach probieren zu landen?


    ich glaube ich hätte schon eine Hemmschwelle zu überwinden, das berühmte "mayday" abzusetzen. Genau so das Rettungssystem... Immerhin löse ich eine Art Rakete hinter meinem Rücken aus...



    So, dann will ich mal schlaumeiern. ;-)
    Mit jedem Flieger sollte man unlandbares Gelände vermeiden, mit dem UL ist es aber ein absolutes Tabu (zumindest für mich). Hat man sich doch in so eine blöde Situation gebracht, bleibt wohl nur die Option, am roten Griff zu ziehen und zu hoffen, dass man nicht zu den gar nicht so seltenen Fällen gehört, in denen die Rettung, aus welchen Gründen auch immer, nicht (richtig) aufgeht. Was willst Du sonst auch machen?


    Warum sollte man Hemmungen haben, Mayday zu rufen?
    Wenn es aus der Platzrunde heraus geht, rufe ich grundsätzlich ′INFORMATION′ an und sage denen, wo ich bin und wo ich hin will. Die Jungs und Mädels von der DFS geben einem nicht nur Verkehrshinweise und ich bin oft erstaunt, wer außer mir sonst noch unterwegs ist, man bekommt auch Freigaben für den Durchflug durch Kontrollzonen. Wenn mal etwas schief gehen sollte, braucht man nur auf die Taste zu drücken und kann sein Anliegen sofort los werden.
    Man braucht so a.) im Notfall nicht mehr am Funkgerät herum fummeln und b.) hat einen die DFS auf dem Radar und kennt so die Position, was die Zeit bis man von Rettungskräften gefunden wird deutlich verkürzt.
    Außerdem ist es, selbst bei UL-Motoren sehr selten, dass das Ding "einfach so" komplett stehen bleibt. Viel wahrscheinlicher sind erst einmal fiese Geräusche und / oder Leistungsverlust, bevor es zum Stillstand kommt. Insbesondere, wenn man kein GPS an Bord hat, kann es ganz angenehm sein, am anderen Ende eine Stimme zu haben, die "bei einem" ist und die Vorschläge für alternative Flugplätze machen kann.  

    Ansonsten gilt der Spruch: Aviate, Navigate, Communigate --> den Flieger bis zur mehr oder weniger sanften Landung aktiv zu fliegen und unter Kontrolle zu halten, hat also oberste Priorität. Es gab schon oft genug Fälle, in denen nach einem Motorausfall die Maschine senkrecht in einer perfekten Notlandefläche steckte weil der Pilot sich aufgegeben hatte und die Maschine nicht mehr aktiv geflogen ist.

    Hier ein Beispiel für ein super Notfallmanagment und die Zusammenarbeit mit der Flugsicherung, leider auf englisch. Der Pilot hat einen Motorausfall in großer Höhe unter Instrumentenflugbedingungen. Der Typ auf dem Turm bietet ihm Flugplätze an, sagt ihm, wie weit diese weg sind und checkt dort das Wetter für ihn:http://www.youtube.com/watch?v=27VPOMfH7OM

    Viele Grüße,

    Oliver
  • Ich finde mentales Training ganz wichtig!
  • ...erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ;-)


    also augen auf und immer mal wieder gespechtet ob da ned was passendes hergeht ;-)


    hab zuletzt nen alpenflug gemacht....da hast in manchen ecken nur den schirm als chance.....


    dennoch oder deswegen werd ich sicherlich NICHT solche gebiete meiden sondern eher auf qualitative wartung und guten abflugcheck wert legen...


    happy landings


    PILLE

  • Hallo!

    -> den Flieger bis zur mehr oder weniger sanften Landung
    -> aktiv zu fliegen
    und unter Kontrolle zu halten, hat also
    -> oberste Priorität.

    100%ige Zustimmung!


    BlueSky9

    P.S.: Kleiner Tip zum Üben:
    Immer mal in 3000-4000 ft den Motor abstellen und
    mal in Ruhe probieren, wie sich das so anfühlt.

    Keine Angst, man gewöhnt sich dran :-)
  • Ab und zu mal eine Landung mit abgestelltem Triebwerk.
  • Lernt ihr sowas nicht in der UL Ausbildung wie man dabei vorgeht? *kopfschüttel* UL steht wohl für ULTRA LOW :)

    1. Trimm auf best Glide-Speed
    2. rausschauen und Feld aussuchen
    3. über dem Feld Höhe abbauen und imaginäre Platzrunde aufbauen...
    4.1 Jeh nach LFZ anderst:
    4.1.1 Mayday funken
    4.1.2 Mixer off, Sprit off, Magneten off, Flaps, vor dem aufschlag noch die Türen auf und Hauptschalter aus.. 
    4.2. Abfliegen der Platzrunde und landen
    Sowas sollte man einmal im Jahr mit Lehrer üben... ich weis das man das nach Scheinerhalt nicht mehr darf, dann macht mans eben an einem Segelflugplatz oder an einem Flugplatz an dem nichts los ist.
  • Hallo!


    -> Lernt ihr sowas nicht in der UL Ausbildung wie man dabei vorgeht?

    Warum sollen wir das in der UL Ausbildung *nicht* lernen?!?!

    Und spätestens alle 24 Monate beim Übungsflug mit Fluglehrer
    wird′s wiederholt...



    BlueSky9
  • Ich sag nur, Ziellandungen mit abgestelltem Triebwerk üben üben üben... Die Sicherheit genau abzuschätzen wie weit man ohne Motor noch kommt kann Leben retten! Und dann sollte man während jedem Flug mit einem Auge mögliche Aussenlande-Flächen immer im Blick haben und ganz wichtig ist auch zu wissen von wo der Wind so bläst. Denn wenn man es sich aussuchen kann ist es doch angenehmer mit vielleicht nur 60 kmh aufzusetzen anstatt mit 160 kmh wenns ganz blöd wird:-) Ich sprech da aus eigener Erfahrung...
  • Ich kann mir wirklich nur sehr schwer vorstellen, dass die Gehres begeistert wären, wenn jemand mit Ihren Maschinen Ziellandeübungen mit abgestelltem Triebwerk unternimmt...


    Michael

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