Konventionelle Navigation für Anfänger

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Hallo, bei mir gehts jetzt an die ersten Überlandflüge. Streckenplanung und Kursberechnung ist mir von den Theoriestunden her noch gegenwärtig (Navimat500 und Drehmeier). Aber wie sieht es dann unterwegs aus, z.B. bei ungeplanten Kursänderungen oder wenn man sich mal verfranzt hat?
     
    Ich weiß, das GPS und elektronischer Navirechner das Problem lösen, möchte die Navigation aber gern von Grund auf nach der ′altmodischen′ Methode erlernen.

    Bin über jeden Tip aus der Praxis dankbar.

    Viele Grüße
    Feri
  • Was mir immer am besten geholfen hat sind "Auffanglinien". Also am besten Autobahnen, Flüssse oder grössere Bahnstrecken (die kleinen sind garnicht so leicht zu sehen). Beispiel - ich flieg nach Koblenz, zur linken den Rhein und zur rechten die A61 - und wenn ich über die Mosel flieg e muss ich umdrehen ;-).  Solche Auffanglinien würde ich mir bei jeder Streckenplanung verinnerlichen.Gruß Markus
  • Hallo Feri,


    Gelernt wir die Koppelnavigation.  z. B.  10 cm in der ICAO Karte entsprechen 50 km. Meistens fliegt man ca 100 Std/h  in der Schulung .


    Die  Flugstrecke hast Du mit einem Strich in der Karte markiert und den Kompass Kurs auf einem kleinen Post it Zettelchen neben den Strich geklebt. Die Startzeit muß Du dir eh  merken ( am besten aufschreiben)  Wenn z B nach ca 5 cm auf Deiner Karte eine Auffanglinie kreuzt, wirst Du die in ca 15 min erreichen.  Mit dem Finger bleibst Du auf der Karte und weißt immer wo Du bist. Hast Du nach den ca 15 Min die Autobahn erreicht springt Dein Finger auf der Karte zu dieser Stelle. Kommt die Auffanglinie nicht, muß sofort mit der Fehlerbehebung angefangen werden.   Du mußt immer wissen wo Du bist.


    Auch spontane Kurs-Korrekturen gehen  problemlos. Neuen Kurs schätzen, auf der Karte die Auffanglinie suchen, Zeit abschätzen und mit dem Finger auf der Karte mitfliegen. ( Am liebsten sind mir Autobahnen u -kreuze, Flüsse aber auch größere Städte, Fernsehtürme, Seen. Straßen und Eisenbahnen nehme ich nicht so gern)  


    Das ist auch alles für die Nav Prüfung relevant.


    Hast du Dich total verfranzt kann man in der Praxis noch weiter eskalieren. Z B wenn ein Transponder mit Mode S an Bord ist kann Du FIS  um Hilfe bitten, oder einen in der Nähe liegenden Flugplatz anfunken und ein QDM erbitten. Das ist aber alles bei guter Ausbildung nicht nötig  und kommt selten vor.   


     


    Diese klassische Navigation ( notwendig nicht altmodisch)  macht man später bei Streckenflügen zusätzlich zum Navi. Denn das könnte spontan ausfallen. (Hatte ich schon). 


    Grüße


    Peter



     

  • Kleiner Hinweis zum POST "konventionelle Navigation" (siehe Bild in meien Bildern)


    IMMER eine gute Flugvorbeitung machen - is durch NIX zu ersetzen...


    Also klar die Bleistriftstriche machen, dann solche Kleberlis von POSTIT (mit nem Folienschreiber ein Pfeilchen draufmachen) und die Karte auf die Route zusammenfalten und mit so nem clip fixieren...


    Kurse rausmessen und mit dem Navischieber berechnen....


    is immer schöner als nur mit navi - macht eben spass und wenn das elektrische ding mal nimma mag - NA UND - du weist ja wo du bist :-)


    2 Finger breit sind ca 5 min (vor erreichen des Platzes oder Auffanglinie)


    hab mir noch ein 30er Lineal genommen - Markierungen bei 8 / 16 / 24 und 32 ;-) - ist dann schnell abzulesen (bei TAS 160) 14 / 1/2 / 3/4 / 1 Std - (14l Verbrauch) also 3,5 / 7 / 10,5 / 14l als grober Richtwert


    hoff ich konnte helfen?


    grüsslis pille

  • Mir ist es letztens passiert. Ich habe mit einem Gast eine erweiterte Platzrunde von einem kontrollierten Platz gedreht. Eine geplante Route hatte ich nicht. EInfach 20min rumkurven. Plötzchlich hatte GPS (Moving Map )keine Farbanzeige mehr, nur noch grün/schwarz. Hab dann auf dem blöden Ding rumgetippt bis es neu gestartet ist. Dann war ich aber im Setup. "Bitte drücken Sie auf dem Display auf die Kreuze..." Aber das Ding reagierte auf nix mehr. Jetzt noch aktiv fliegen und gleichzeitig das Ding resetten.....und nicht in die CTR einfliegen....
    Hab dann das GPS sein gelassen, Karte rausgeholt und erstmal suchen , wo man ist. Bei dem Rumgetippe verliert man schonmal den Bezug zu unten. Dann eben anhand einer BAhnlinie und eines Segelflugplatzes die Position lokalisiert und großräumig um die CTR zum Meldepunkt geflogen. Ab da ging es dann wieder aus Sicht.
    Also, man sollte immer Plan B in der Tasche haben. Und wenn man nahe einer CTR ist, ghet der Puls schonmal höher :)
  • vmaxpille schrieb:
    ...2 Finger breit sind ca 5 min (vor erreichen des Platzes oder Auffanglinie)

    hab mir noch ein 30er Lineal genommen - Markierungen bei 8 / 16 / 24 und 32 ;-) - ist dann schnell abzulesen (bei TAS 160) 14 / 1/2 / 3/4 / 1 Std - (14l Verbrauch) also 3,5 / 7 / 10,5 / 14l als grober Richtwert


    hoff ich konnte helfen?


    grüsslis pille

    Hi,

    solch ein Lineal gibt es auf meiner Homepage zum Download. Auf Folie ausdrucken und einlaminieren, dann hat es eine recht gute Festigkeit. Damit mache ich meistens die Flugplanungen. Entfernungsabschätzungen im Flug für spontane Navigation mache ich mit Pille′s Daumenmethode. Um im Flug Richtungen aus der ICAO Karte ablesen zu können, habe ich mir Kursdreiecke in verschiedenen Größen gemalt; ebenfalls auf meiner Homepage. Je nach Kniebrettgröße das geeignete auswählen.

    Maik

    P.S.:
    Auch ohne MODE-S Transponder kann man FIS um Hilfe bitten
  • NRW-Aviator schrieb:
    ........... Bei dem Rumgetippe verliert man schonmal den Bezug zu unten. .......................


    Hallo


    die Erfahrung habe ich auch gemacht. Wenn man während des Fluges z B das Ziel ändert und den ICAO Code  nicht vorgespeichert ( garmin 296) hat . Erschreckend wie leicht man vom Kurs abkommt wenn die Aufmerksamkeit abgelenkt ist.


     


    Ich mache aber gerne mal, wenn ich erweitert fliege, das GPS aus und versuche einen kleinen Ort zu finden.


    Das übt und macht Spaß.


    Grüße


    peter  


     

  • Danke schon mal für die vielen Tipps. Das Lineal von Maik wird mir auf jeden Fall in dieser Woche schon gute Dienste bei der Flugvorbereitung leisten.

    @QuaxC42
    Was spricht gegen die Eisenbahnen als Auffanglinie? Der erste Überlandflug wird nach Schweighofen (EDRO) gehen und dafür habe ich mir eigentlich die Bahnlinie (mehrspurig) als Auffanglinie und für die Nahnavigation zum Platz ausgesucht.

    Aber ein paar Fragen bleiben noch:
    1. Bei der Flugvorbereitung berechne ich die Kompaßkurse unter Berücksichtigung des Windes. Wie macht ihr das unterwegs bei ungeplanten Kursänderungen?

    2. Wenn sich unterwegs Änderungen der Windverhältnisse ergeben habe ich an der nächsten Auffanglinie eine Abdrift. Was für Faustregeln gibts da für die Korrektur?

    Habe heute ein "Handbuch für die Luftfahrt-Navigation" von 1940 in die Hände bekommen und bin beim ersten durchblättern über sogenannte Luvwinkel-Tabellen gestolpert. Mit dem Windwinkel und der Windgeschwindigkeit kann man darin direkt den Luvwinkel und die Groundspeed ablesen (die Tabellen sind jeweil für eine vorgegebene TAS gerechnet). Wäre schon mal eine Lösungsvariante für 1.
    Jedenfalls ist das für die nächsten Tage reichlich Lesestoff ...

    Grüße Feri
  • QuaxC42 schrieb:

    Gelernt wir die Koppelnavigation....


    Was Du hier beschreibst würde ich eher als Kleinnavigation beschreiben.


    Die Koppelnavigation kommt bekanntlich aus der Seefahrt. Dabei versucht man ausschließlich mit Kurs, Geschwindigkeit und Zeit die aktuelle Position im Verhältnis zu einem bekannten Ausgangsort zu bestimmen. Eine Karte war dabei wenig hilfreich, denn eine Überprüfung des so bestimmten Standortes war natürlich nur in der Nähe von bekannten Landmarken möglich, auf hoher See sieht man aber in 360 Grad nur Wasser. In einem anderen Thread haben wir gelernt, dass dabei nur knapp 5 km und selbst aus einem erhöhten Ausguck nur ca. 20 km bis zum Horizont zu überblicken sind.
    Insofern beginnt die hohe See schon sehr bald, wenn man die Küste hinter sich lässt.


    Kopplenavigation in der Luftfahrt bedeutet nach meiner Meinung, durch möglichst genaue Rekonstruktion von Kurs und Geschwindigkeit bei exakter Erfassung der dabei verstrichenen Zeit, von einem bekannten Standort (Startplatz) auf die aktuelle Position zu schließen, bzw. durch möglichst genaue Einhaltung von Kurs, Geschwindigkeit und vorberechneter Zeit ein bestimmtes Ziel (Waypoint, Landeort) zu erreichen. Eine fortlaufende Überprüfung der Position auf der Luftfahrerkarte macht natürlich Sinn, entspricht aber nicht dem Grundgedanken der Koppelnavigation.


    3. DV LuftBO § 5
    Ausrüstung für Flüge nach Sichtflugregeln
    (zu § 20 Absatz 1 LuftBO)


    (1) Für Flüge nach Sichtflugregeln am Tage sind motorgetriebene Luftfahrzeuge wie folgt auszurüsten:
    1. einem Magnetkompass,
    2. einem barometrischen Feinhöhenmesser,
    3. einer Fahrtmesseranlage und
    4. einer Uhr mit Sekundenanzeige.


    Ich wage zu bezweifeln, dass sehr viele ULs mit einer "eingebauten" Uhr mit Sekundenzeiger (Stoppuhr) ausgerüstet sind.


    Michael


  • ...meisst fäng man ja nach der prüfung mit kleinen runden an wie eine kleine katze...


    erst im wohnzimmer rum - dann mal auf die terrasse - dann weiter in den garten - dann auch mal in nachbars garten usw usw....


    ob es sinvoll ist oder nicht, gleich (alleine) ne reise ans andere ende des landes zu machen - darüber liesse sich mal wieder streiten - grins....


    wie gesagt - ich halte das immer so - mach ne gute (denk ich) vorbereitung mit zeit - strecke und spritberechnung...habe dazu meine taucheruhr dabei (geht auch jede andere uhr mit nem drehbaren ring) und stelle die startzeit dann immer an dem drehbaren ring ein und so kann ich kurz und bündig (bei eingehaltenem kurs) mit der 2 fingermethode und der uhrzeit abschätzen wann ich eine meiner auffanglinien erreiche.


    was auch toll ist - ich nehme immer mein radl-navi mit um die route aufzuzeichnen.....


    im programm dazu (daheim auf dem pc) kann man ja ne schnelle routenberechnug machen - da hab ich gleich TC / entfernung / kurs auf der karte zur ansicht) :-)


    naja jeder der nen schein macht - lernt was auffanglinien sind (auch wenn der FI in der praxis nur das navi anschaltet) und diese zu suchen / finden....alleine der ehrgeiz und das wissen "wo bin ich" sollte ansporn genug sein ohne das elektronische gerät auszukommen...


    have fun


    pille

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