Pilotenausbildung als Gehörloser

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Hallo liebe UL-Gemeinschaft! Ich bin hier, weil ich für einen Gehörlosen recherchiere, unter welchen Umständen es in Deutschland möglich ist, einen Pilotenschein für ein Ultraleichtflugzeug zu machen.

    Bevor ihr die Hände über dem Kopf zusammenschlagt: in Frankreich, Großbritannien und USA gibt es Gehörlose, die regelmäßig fliegen – und nicht nur UL (in den USA gibt es sogar Linienpiloten).

    In Deutschland war das bisher nicht möglich, es gibt aber einige Personen, die interessiert sind - und wenn es anderswo in Europa geht - warum dann nicht hier?! Ein Hindernis ist natürlich der Funkverkehr. Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es in D nur noch eine Handvoll Flugplätze ohne Tower, d.h. ohne die Notwendigkeit für Sprechfunk. Verstehe ich die Liste der Flugplätze unter https://www.ulforum.de/flugplatzliste dahingehend richtig, dass diejenigen, bei denen keine Funkfrequenz angegeben ist, keinen Tower haben?

    Hat jemand hier evtl. Erfahrung mit hörgeschädigten Piloten und kann berichten? In den USA läuft der Funkverkehr in diesen Fällen schriftlich ab, gibt es das in D auch?

    Ich würde mich über zahlreiche Antworten freuen und ich beantworte meinerseits auch gerne Fragen! Vielleicht können wir auch den deutschen Himmel ja ein wenig barrierefreier machen.

    Danke, Susanne

  • Wow, was es nicht alles gibt! 

    Link

    Spontan würde ich sagen, ein UL-Pilot kann/darf ja in Platznähe ohne Funk fliegen, also warum sollte das nicht gehen???

    Königin schrieb:
    (in den USA gibt es sogar Linienpiloten).

    Das allerdings kann ich nicht glauben.


    Chris

  • Grundsätzlich ist in einem UL gar kein Funkgerät nötig.
    Dann bleiben ihm allerdings viele Lufträume verwehrt.
    Und somit auch viele Flugplätze.

    Ich drücke die Daumen!

  • Danke für die bisherigen Antworten!

    Habe ich das richtig verstanden, dass er dann nur auf einem der ca 5 Flugplätzen ohne Tower starten/landen darf, wenn er ohne Funk unterwegs ist?

    Chris schrieb: Spontan würde ich sagen, ein UL-Pilot kann/darf ja in Platznähe ohne Funk fliegen, also warum sollte das nicht gehen???

    Gilt das für alle UL-Flugplätze??

  • Moin Susanne,

    für die Lizenzen (Ausnahme 120kg UL) braucht es ein Medical (Klasse 2 oder LAPL), die Bedingungen dazu sind u.a. in den Easy Access Rules for Medical Requirements definiert.

    In den AMC MED.B.080 steht:

    Hearing

    (1) Applicants should understand correctly conversational speech when tested with each ear at a distance of 2 metres from and with the applicant’s back turned towards the AME.

    ....aber auch noch andere Kriterien. Jetzt müsste man prüfen (lassen), ob die Auslegung definitiv ist, oder ob die "Chance" auf Konsultation durch das LBA bestünde - Ich denke, dass kann jeder Fliegerarzt schnell beantworten.

    Königin schrieb:
    und wenn es anderswo in Europa geht - warum dann nicht hier?!
    Die Bedingungen für Klasse 2 bzw LAPL Medical sind übrigens europaweit die gleichen. 
    Königin schrieb:
    Habe ich das richtig verstanden, dass er dann nur auf einem der ca 5 Flugplätzen ohne Tower starten/landen darf, wenn er ohne Funk unterwegs ist?
    Bzgl Fliegen ohne Funk: https://www.fliegermagazin.de/wissen/recht-sprechfunk/#:~:text=Wenn%20Sie%20ohne%20zugelassenes%20Funkger%C3%A4t,mit%20Hilfe%20der%20Polizei%20durchsetzen.
    Königin schrieb:
    Hat jemand hier evtl. Erfahrung mit hörgeschädigten Piloten und kann berichten?
    Du schreibst einerseits gehörlos, andererseits hörgeschädigt...denke da macht das Sinn, dass der Interessent mal beim Fliegerarzt anfragt.

  • Hallo zusammen, 

    auf der Aero habe ich mich mal mit den Rollifliegern unterhalten, war ein sehr aufschlussreiches Gespräch! Vielleicht haben die auch ein paar Tipps für Menschen mit einem beeinträchtigten Gehör? Ich würde dort nachfragen! 

    http://www.rolliflieger.de/


  • Neben den Problemen mit dem Medical und dem Funkverkehr kann ich es mir als Fluglehrer noch nicht so richtig vorstellen, Jemanden zu schulen, mit dem ich im Flug nicht ausreichend kommunizieren kann. Stelle ich mir als echte Herausforderung vor.

    Ich hatte unlängst ein Problem mit einer chinesischen Schülerin im Segelflug. Die Sprachbarriere hat da Einiges wirklich erschwert.

    Ab wenn es quasi gar keine Kommunikation mit dem Schüler gibt?

    Grüße

    Thomas

  • Selbst wenn es gelänge, irgendwie an eine Lizenz zu kommen, wären die Einschränkungen sicherlich enorm und damit der mögliche Aktionsradius minimal.

    Eventuell mit der Auflage dass ein 2. Pilot ("Sicherheitspilot") an Bord sein muss?

    Wäre in dem Fall das Gleitschirmfliegen nicht auch einen Gedanken Wert?

  • Königin schrieb:
    Habe ich das richtig verstanden, dass er dann nur auf einem der ca 5 Flugplätzen ohne Tower starten/landen darf, wenn er ohne Funk unterwegs ist?
    Ich bin hier wirklich nicht im Thema drinnen, kenne auch die genauen Regularien und Einschränkungen für Fliegen ohne Funkgerät (was anderes ist es letztlich ja nicht) nicht genau. 

    Plätze ausserhalb einer Kontrollzone (was gefühlt auf 95 % aller Plätze zutrifft), könnten für sowas generell in Frage kommen.

    UL-Platz ja/nein ist egal.

    Ich finde das Thema spannend. Dass sowas generell scheinbar irgendwie geht, sieht man an den Beispielen in anderen Ländern. Aber ganz ehrlich und nur meine unmassgebliche Meinung: Ohne Funk wird es einfach nur gefährlich. Die Augen sehen nicht alles, weder meine noch die des potentiellen Kollisionspartners. Ich kann mir kaum/nicht vorstellen, wie ein Flug in einer Platzrunde sicher abgewickelt werden kann, wenn die Absprache mit anderen Piloten wegfällt. Sicher kann man Blindmeldungen machen obwohl man nichts hört, aber ich meine mich zu erinnern, dass Gehörlose auch kaum/nicht sprechen können. Dann würden auch Blindmeldungen wegfallen...

    Evtl. könnte man einen Platz sperren für anderen Verkehr, um einen Gehörlosen alleine ein paar Runden drehen zu lassen.

    Weiss nicht... Ich finde das sehr schwierig, aber würde mich wahnsinnig freuen, wenn auch diese Menschen sich den Traum vom Fliegen verwirklichen können. Die Option des Sicherheitspiloten neben einem, der dann den Funk übernimmt, erscheint mir noch am sinnvollsten.


    Chris

  • Hallo, 

    Ich finde das Thema spannend. Dass sowas generell scheinbar irgendwie geht, sieht man an den Beispielen in anderen Ländern. 

    Die Sicherheitsbedenken kann ich natürlich nachvollziehen. Ich kann morgen mal ein bisschen näher erläutern, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird - auch das Unterrichten von gehörlosen angehenden Piloten.

    Ich bin euch allen nach wie vor dankbar für jeglichen Input — und dazu gehören konkrete Bedenken auch, damit ich mir diese kritischen Situationen genauer anschauen kann und herausfinden, wie in anderen Ländern damit umgegangen wird. Ich bin ja selbst gar nicht im Thema, abgesehen von meiner Recherche, daher habe ich sicher nicht alles auf dem Schirm. Und da seid ihr hier eine unheimlich große Hilfe!

    susanne

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