Go-Around ist wichtig - aber wie?

Forum - Pilotenausbildung (SPL)
  • Hi Leute,

    ich hab eine vielleicht blöde Frage (bin noch recht neu):

    Wenn ich mich in der Platzrunde befinde und (aus welchen Gründen auch immer) für einen Go-Around entscheide - wie führe ich diesen durch?

    Im Endanflug ist es noch simpel, Vollgas, hoch und wieder in die Platzrunde.

    Aber wenn ich im Gegen- oder Queranflug ein Problem oder zu geringe Separation habe, was dann?

    Gibt es eine festgelegte Regel?

    Ich denke halt wenn ich in einer normalen Platzrunde zB (evtl unter Stress) nach rechts aus der Platzrunde herausdrehen möchte, ich nicht sicher bin ob ich völlig sicher stellen kann nicht evtl in anderen Verkehr zu geraten der aus Position xy gerade in die Platzrunde will.

    Versteht ihr meine Frage?

    Und wenn ja, kann mich jemand erhellen?

  • Wichtig ist vor allem Speed halten, also Flaps up und auf den Fahrmesser schauen. Zu oft schon wurde das übersehen...

  • JDW2266 schrieb:

    Aber wenn ich im Gegen- oder Queranflug ein Problem oder zu geringe Separation habe, was dann?

    Vollkreis zur Verzögerung, wenn Gas raus nicht reicht.
    JDW2266 schrieb:
    ob ich völlig sicher stellen kann nicht evtl in anderen Verkehr zu geraten der aus Position xy gerade in die Platzrunde will.
    Dafür gibt es Funkerät und Augen :) Der andere Verkehr hat sich ja gemeldet, also weisst, wo der sich in etwa befindet…

    Chris

  • Was du ja meinst ist wohl in den meisten Fällen in der Tat die Separation....und die Antwort (wie so oft): Es kommt drauf an

    Vorweg mal ein paar Tipps:

    1 Tipp Ego im Griff haben: Es gewinnt niemand den ersten Preis wenn man in der Platzrunde vorne ist und es bricht kein Zacken aus der Krone, wenn man sich hinten wieder anstellt und auch akzeptiert, dass es eben nun mal auch Idioten gibt. Lass die einfach vor, was nicht heißt, dass man das nicht am Boden besprechen sollte.

    2 Tipp Prävention: Sich vorab mit der Platzrunde und den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen, vorab durch Funk & Sicht (und ggf Traffic Empfängern) ein Bild machen wo wer sein könnte hilft. Aber bitte auch berücksichtigen, dass sich womöglich andere nicht an die Spielregeln halten, oder sich auf nicht "erkenntlich" zeigen.

    3 Tipp Funk: Air2Air ist da angesagt, denn klare Kommunikation hilft dir und anderen ein Bild der Lage zu entwickeln. Standards einhalten, aber auch ein situativ gerne nochmal eine Zusatzinfo geben oder unterlassen.

    4 Tipp Entstressen: 99% ist das alles zeitunkritisch, und bevor ich mich in der Platzrunde in Stress setze fliege ich entweder nochmal raus oder eben noch gar nicht rein.

    5 Tipp (Bewusst) Üben: Viele der Themen kann man sehr bewusst üben und Erfahrung kommt von erfahren, also warum nicht üben (z.B. mit Fluglehrer). Vielleicht auch einmal Plätze bewusst mit höherer Dichte anfliegen

    JDW2266 schrieb:

    Ich denke halt wenn ich in einer normalen Platzrunde zB (evtl unter Stress) nach rechts aus der Platzrunde herausdrehen möchte, ich nicht sicher bin ob ich völlig sicher stellen kann nicht evtl in anderen Verkehr zu geraten der aus Position xy gerade in die Platzrunde will.

    Das ist ja nun einmal ein recht komplexes Thema, bei uns in EDHE haben wir z:b. oft 3-4 Schulflugzeuge + 1-3 Hamburg Rundflieger in der Platzrunde oder An/Abflug.

    Das ist zwar einerseits viel und erfordert Aufmerksamkeit, aber i.d. alle C172 mit Leuten die den Platz kennen und eingespielt ist super zu handeln.

    Gleicher Platz mit nur Gästen und unterschiedliche Typen C42, SF25 und Pa28 etc und schon wird es noch anspruchsvoller.

    Ist also ein Planspiel mit vielen Unbekannten

  • Wow, vielen Dank für die tollen Antworten!

    Der Tipp mit dem Funk und Situational Awareness ist bestimmt in der Praxis das Nützlichste, aber darauf vertraue ich halt bei mir selbst noch nicht. Wenn es stressiger wird "überhöre" ich noch gerne etwas, da viele Dinge erst noch Routine werden müssen. 

    Deshalb habe ich mich gefragt gibt es vllt irgendeine foolproof Handlungsanweisung à la "Rechter Gegenanflug Go-Around = Vollgas, 45 Grad nach links usw..." oder so

    Das mit dem Entschleunigen klingt gut, das nehme ich mir mal zu Herzen!

    Vollkreis war auch mein erster Gedanke, aber in der Platzrunde näherst du dich ja dann automatisch hinter dir fliegendem Verkehr...

    Und Gas raus (und sowas wie S-Turns) ist vielleicht ein probates Mittel bei erfahrenen Piloten, aber es ist auch ein Glied in der Kette von Dingen die einen Unfall möglich machen -  deutlich langsamer als sonst in der Platzrunde, das traue ich mich noch nicht.

    Ich werde mal am Flugplatz rumfragen was die anderen dazu meinen. Das hier hat auf jeden Fall schonmal geholfen!

  • JDW2266 schrieb:
    Deshalb habe ich mich gefragt gibt es vllt irgendeine foolproof Handlungsanweisung à la "Rechter Gegenanflug Go-Around = Vollgas, 45 Grad nach links usw..." oder so
    Das ist eben genau das, was es nicht wirklich allgemein gibt....was vielleicht im "normalen" Platzrundenbetrieb bei wenig Betrieb gut funktioniert z.b auch Merksätze zu Drehzahl und Co, funktioniert dann nicht mehr zu 100%, wenn andere sind. Da muss man eben antizipieren und wo es geht die Geschwindigkeit anpassen ohne die Sicherheit aus dem Auge zu verlieren. 

    Ich denke, dass kann man eben nur üben z.B. mit deinem Fluglehrer

    JDW2266 schrieb:
    Wenn es stressiger wird "überhöre" ich noch gerne etwas, da viele Dinge erst noch Routine werden müssen. 
    ....und das bleibt auch selbst bei Erfahrenen, wenn die eine Zeit mal nicht geflogen sind. Deswegen: In Übung kommen und bleiben ist wichtig und auch eine ehrliche Selbsteinschätzung, wann man mal lieber einen Profi fragt mitzukommen.

    Ich nehme mal an, dass du entweder Schüler oder recht frischer Scheininhaber bist....am besten ist am Platz da ganz offen mit umzugehen und die Lehrer anzusprechen welche Tipps die haben. Das darf alles als komplex empfunden werden, weil es das ist...aber mit Übung sicher beherrschbar

  • francop schrieb:
    Ich nehme mal an, dass du entweder Schüler oder recht frischer Scheininhaber bist....
    Jap, letzte Woche Prüfung gehabt :-D

    Es kommen halt immer wieder so Gedanken nach dem Motto "was wäre wenn?" jetzt wo nicht jedes mal ein Fluglehrer mit dabei ist

  • Ich kenne dieses Gefühl sehr gut 😉

    Ich kann ja mal schreiben, was meine Gedanken dabei wären...

    - bin ich an einem Platz, wo nur einer vor mir ist und ich aus irgendeinem Grund zu nah zum Verkehr wäre, so würde ich auch ein 360 in Erwägung ziehen (zumindest im Gegen- und Queranflug). Im späten Endanflug unterhalb von +- 200ft AGL würde ich das nicht mehr machen. Aber das würde ich wirklich nur dann in Erwägung ziehen, wenn ich zu 100% sicher wäre, dass sonst keiner in der Platzrunde ist.

    - Andernfalls würde ich den Go Around in der Platzrunde durchführen, sprich im Gegen- / Queranflug beginnen und auf Platzrundenhöhe steigen. Dabei würde ich den vorfliegenden Verkehr genau im Blick halten, sollte dieser ebenfalls durchstarten. In dem Fall würde ich 30 grad (vorzugsweise) nach rechts drehen, um den Verkehr weiter im Blick zu behalten und dann die nächsten Schritte per Funk absprechen (zB dass ich vor oder nach ihm in den Querabflug drehe).

    - Wenn die Motivation für den Go Around nicht wegen mangelnder Seperation erfolgt sondern aus einem anderen Grund (Warnleuchte, irgendwas passt nicht, etc) würde ich keinerlei Troubleshooting in der Platzrunde durchführen, was Gehirnkapazitäten bindet und nicht zeitkritisch ist. In dem Fall würde ich die Platzrunde entlang der veröffentlichten Route verlassen und irgendwo hinfliegen, wo ich anfliegendem / abfliegendem Verkehr nicht in die Quere komme und dies über Funk auch bekanntgeben. 

  • Der beste Plan den man für diese Situation haben kann ist immer mit der "Dummheit" der anderen zu rechnen. Wobei  "Dummheit" eigentlich falsch ist -"Andersdenken" triffts wohl eher und kommt aufs gleiche raus. 

    Du macht einen 45°-Entry in den Gegenanflug? Rechne damit, dass es jemand nicht so mustergültig macht wie du, und vielleicht gerade reinfliegt, oder erst kurz vor dem Queranflug. Und das gleiche gilt auch beim Verzögern durch Vollkreise usw.

    Am wichtigsten neben See&Avoid ist, dass klar und verständlich kommuniziert wird was man vorhat!

    Auf die Idee S-Schläge in Gegen und Queranflug zu fliegen wäre ich allerdings nicht gekommen. Eher würde ich die PR wieder verlassen und neu anfliegen, oder z.B. den Gegenanflug etwas verlängern. Aber das ist alles platzabhängig - wenn du vorher schon in der AIP gelesen hast, dass es ringsum von lärmempfindlichen Gebieten nur so wimmelt ist das Ausdehnen der PR auch nicht die beste Variante - ABER: wenn es dir als sicherster Weg erscheint, geht Sicherheit immer vor!

    EDIT: Nur mal ne Idee: In welcher Richtung ist in der Platzrunde der meiste Platz um auszuweichen? Ich würde spontan sagen "nach oben" - wieso also nicht "Hebel auf den Tisch", nach oben raus und dann neu anfliegen?

  • JDW2266 schrieb:
    Es kommen halt immer wieder so Gedanken nach dem Motto "was wäre wenn?" jetzt wo nicht jedes mal ein Fluglehrer mit dabei ist
    Das ist verständlich und lobenswert (ernsthaft). Mentales Training ist preisgünstig und bringt einen wirklich deutlich voran.

    Im Prinzip ist alles wichtige schon gesagt, aber was Du bei solchen Fragen natürlich machen kannst, ist mal mit Fluglehrer oder erfahrenem anderen Piloten einen Übungsflug machen, bei dem man gezielt zu einem Flugplatz mit viel Verkehr fliegt und da ein paar Platzrunden macht. ggf. auch mit Verlassen und wieder einreihen.

    je nachdem wie gut man sich an sowas erinnern kann auch mit Video um es sich mehrmals anzusehen und anzuhören. Da findet man auch noch beim 10ten mal Dinge, die man vorher nicht entdeckt hat.

    Airwork mit viel Verkehr in der Platzrunde kann auch echt Spaß machen.

    Ach ja: es gibt natürlich auch Verkehrssituationen die das noch etwas schwieriger machen, wenn man es noch nicht kennt. Da ist sicherlich ein Sonderfall Kunstflugschlepper oder Fallschirmspringabsetzer die sich eben ziemlich steil in den Platz stürzen und nach dem Abstieg ggf. noch mal deutlich hochziehen um auf Klappen/Fahrwerkgeschwindigkeit zu kommen.

    Das ist dann vielleicht für Fortgeschrittene ;-)

    EDIT:

    onkelmuetze schrieb:
    EDIT: Nur mal ne Idee: In welcher Richtung ist in der Platzrunde der meiste Platz um auszuweichen? Ich würde spontan sagen "nach oben" - wieso also nicht "Hebel auf den Tisch", nach oben raus und dann neu anfliegen?

    Hm, ich bin kein Freund von zusätzlichen Vertikalbewegungen in der Platzrunde. Der hinter über Dir befindliche Tiefdecker ist das Beispiel.

    Bei den genannten Kunstflug und Fallschirmabsetzern ist das Problem verschärft weil die kaum seitlich in die Platzrunde können. Ist natürlich auch hauptsächlich deren Job das zu lösen.

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