Innenleben eines Flächentanks?

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo  Leute,

    wer kann mir sagen, wie ein Treibstofftank in der Fläche aussieht?
    Sind da Lamellen drin, damit beim Kurvenflug das Flugzeug nicht ins schlingern gerät?

    Beste Grüße
  • Moin,

    falls die Frage ernst gemeint ist (hab da so meine Zweifel): Ich hab hier gerade ′nen Tank von einer S-6 im Zimmer liegen (kein Scherz). Das ist einfach ein hohles Teil, innen und außen glatt, wie ein flach gelegter Benzinkanister.

    Wenn du deine Kurven sauber fliegst, verlagert sich da erstmal gar nix. Die Resultierende aus Schwerkraft und Zentrifugalkraft zeigt dann nämlich genau auf den Boden des Tanks - wie im Geradeausflug. Wenn du schiebend fliegst, fließt tatsächlich der Sprit zur Seite. Die Änderung des Drehmoments um die Längsachse dürfte aber verschwindend sein, verglichen mit den Kräften, die jede kleine Turbulenz bzw. Vertikalböe hervorruft.

    Nu hab ich ja nicht sooo viel Erfahrung, aber dass die Flüssigkeit an Bord ein Schlingern verursacht, kann ich mir bei unseren fliegenden Gartenstühlen wirklich nicht vorstellen. Das mag bei vollgesaugten Löschflugzeugen anders sein ...

    Gruß
    ColaBear
  • Beim Schmieren hat der Flieger für den Kurverradius eine zu große Querneigung, beim Schieben eine zu kleine. Demzufolge lässt sich vermuten, dass sowohl beim Schmieren wie auch beim Schieben der Sprit zur Kurveninnenseite bzw. zur Kurvenaußenseite beschleunigt wird. Mit anderen Worten, die mögliche Gewichtsverlagerung im Tank wirkt sich wahrscheinlich eher verstärkend auf die ungünstige Fluglage aus. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Auswirkung beim Schieben nicht sehr dramatisch sind, weil sich hier die Querneigung des Fliegers tendenziell eher veringert. Beim Schmieren hingegen könnte die zunehmende Vergößerung der Querneigung vorallem in unteren Geschwindigkeitsbereich höchst unangenehm sein.


    Bei größeren Fliegern sind die Tragflächentanks mit Schotts versehen, die die Massenverlagerung des Sprits beim Steigen, Sinken und beim Kurvenflug wirksam verhindern sollen. Ob solche Schotts auch in der Echo-Klasse und darunter üblich sind, weiß ich nicht, aber was spräche dagegen?


    Michael


     


    1. Schmieren
    2. koordinierter Kurvenflug
    3. Schieben



  • Zum Thema Motorflieger und Seitenruder.


    Bei meiner PPL A-Ausbildung hatte ich einen Fluglehrer, der mich bei einem Landeanflug anschrie:"Nimm die Füße von den Pedalen, Seitenruder ist nur was für Segelflieger!!!"


    Dieser Philosophie trug auch einmal dieses Muster Rechnung, die Ercoupe, welche durch die Pilotin Jessica Cox wieder etwas bekannter wurde.


    Michael

  • " ... aber was spräche dagegen?"

    Wenn die Tanks voll sind, bewegt sich nichts also verändert sich nichts. Mit zunehmender Entleerung erhöhen sich die Bewegungsspielräume, gleichzeitig reduzieren sich sie Massen. Sofern die Tanks in Rumpfnähe integriert sind, bewirken solche Massenwanderungen nur marginale Schwerpunktverlagerungen entlang der Querachse, die man nicht wahrnehmen dürfte. Ein zugestiegener Pax in einem SbS Flugzeug dürfte da viel deutlicher ausfallen. Ich "merke" in meinem Vogel, wenn ich solo fliege und der rechte Tank leer ist, der linke aber voll. Da muss ich in der Tat etwas bei Seitenwind von rechts aufpassen. Die Kluft zwischen "merken" und "merken wollen" weil man weiß, dass da etwas sein könnte ist da aber schmal und flach.

    "aber was spräche dagegen?"

    Gewicht, Struktur, Bauaufwand. Sind die Tanks in die Flächen integriert (Faserverbundflächen), ist sowieso alles drinn, was in die Flächen gehört. Sind es geblasene oder gelötete Tanks, kriegt man innen schon produktionsbedingt nichts hinein und wenn (Gfk): Gewicht? Nutzen? ...

    Wetzel (glaub ich) hatte mal eine besondere Tank-Technologie, in der Treibstoff in einem mikroporigen Schaum oder Waabe gefüllt wurde, was extrem brandhemmend gewesen sein soll. Hat sich aber auch irgendwie nicht bewährt.

    Truxxon
  • Das alles spricht sicher dagegen. Auch wäre bestimmt die Bauhöhe für die Größe einer "Massenwanderung" entscheidend, doch die ist wegen des Einbauortes eher gering.


    Dass Wetzel ein Anhänger besonderer "Technologien und Verfahren" ist, weiß ich leider nur zugut. Das gehört aber nicht hierher!!


    Michael

  • "Füße von den Pedalen" Richtig! Das sagt auch Sean. Übrigens wie bei Jessica Cox eine segensreiche Interpretation der US Sport Pilot Rule. Wenn man einen Auto-Führerschein* hat, sind die Medical Anforderungen für das Fliegen in der LSA-Klasse erfüllt. Die Ercoupe fliegt dort nach etwas Umrüsten als Experimental LSA, wie einige Luscombe und damit sind das auch "Exit-Szenarien" für alte Säcke, die befürchten, ihr Medical nicht mehr zu kriegen. Einfach verfallen lassen, auf SPL downgraden und weiter fliegen. Ein Grund übrigens, warum in den USA so viele "IFR"-LSAs fliegen. Die alten Piloten haben einfach die (ehemalige) Qualifikation und wollen genauso weiter fliegen, wie sie es zuletzt mit Learjet und Beech gemacht haben.

    Truxxon

    *Führerscheine sind in den USA nicht unbegrenzt gültig wie (noch) bei uns, sondern müssen verlängert werden. Ein Attest kann nötig werden, wenn jemand in der FS-Verwaltungs-Maschinerie es für angebracht hällt, mal jemand die Gesundheit bzw. Fahrtüchtigkeit prüfen zu lassen.
  • Mein Flieger hatte auch eine manuelle Seitenrudersteuerung. Ich habe ihn von einer Haltergemeinschaft erworben, von denen einer ein Rollifahrer war.


    Nur das hatte ich aber mit "Füßen von den Pedalen" nicht gemeint, sonder eher die Angewohnheit vieler, vieler Motorflieger ihre Maschine ausschließlich mit Quer- und Höhenruder um die Kurve zu zwingen. Für diejenigen ist dann auch ein Anflug bei etwas sportlicheren Crosswindverhältnissen eine kaum zu meisternde Herausforderung. So einer meiner Kameraden:"Bei Querwind flieg ich nett!!"


    Michael


    PS: Wenn wir jetzt so weitermachen, werden wir noch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen...

  • FlyingDentist schrieb:

    PS: Wenn wir jetzt so weitermachen, werden wir noch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen...

    Wir werden schon rechtzeitig etwas zum eskalieren finden, schließlich müssen wir unseren Ruf verteidigen. Aber die Handicapped Fliegerei ist dabei vielleicht wirklich kein besonders geeignetes Feld. "Nur das hatte ich aber mit "Füßen von den Pedalen" nicht gemeint," war schon klar, ich fand aber über die Füße, die Ercoupe und Jessica die Überleitung zu Seans Handsteuerung verbal ganz pfiffig.

    Als Segler müßtest Du es eigentlich kennen. Wenn man das 10. Saison-WE mit allerbestem Wetter damit zugebracht hat, den üblichen Fehleinschätzer von der Außenlandung abzubergen, sind einem die "Bei Querwind flieg ich nett!!" Kaneraden eigentlich ganz lieb, denn die schätzen ihre Fähigkeiten richtig ein und handeln danach.

    Truxxon
  • Hat die Ercoupe nicht Seitenruder und Querruder gekoppelt? Ok, würde bei Crosswind auch nich helfen, aber der Kurvenflug sollte mit dem Ding halbwegs koordiniert stattfinden. Ich find die übrigens wunderschön!

    Bei meinem Flieger hab ich nach der Landung übrigens immer auf einer Seite nen vollen Tank. Ich liebe slippen. :-)))

    Grüße,
    Da Mowa
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