Rotax 912 ULS Motorprobleme im Flug

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo liebe Luftsport-Begeisterte,

    ich glaube, dass jeder schon mal bei einem Überlandflug gedacht hat: Wenn nun der Motor Probleme machen würde, so wäre das echt Schei... Ich gebe zu dieser Gedanke hat ich nach vielen Stunden des zuverlässigen Laufes immer weiter nach hinten gedrängt. Das passiert nicht. Der Motor/Vergaser sind top gewartet (Düsennadel Clips/Schwimmer usw. i. O. alles ist auf Stand. Er läuft halt, wie er soll ....

    Gestern sollte es anders werden. Gerade in einer Gegend unterwegs in der ich nicht so oft fliege, in einer Höhe von ca. 3500 ft macht der Rotax Probleme.  (912 ULS/100 PS / ca. 750h /Airbox / Verstellprop / Constant Speed Regelung).

    Ich hatte den Motor auf 4600 U/min bei 26 Inch Ladedruck eingestellt. Er  lief bis dahin schön ruhig. Ganz plötzlich war es so, als hätte sich der Prop binnen einer Sekunde von selbst wieder auf flache Steigung gestellt. Keine Aussetzer im Motorlauf, sondern es klang, als würde dem Motor keine Leistung mehr abgenommen.

    Genau diese Geräusche kenne ich, wenn ich z. B. im Geradeausflug manuell den Prop von hohe auf flache Steigung zurückdrehe. Dem war aber nicht so. Der Prop war nach wie vor auf hohe Steigung. Die Drehzahl hat sich beim Auftreten des Problems nicht signifikant verändert.

    Erster Reflex:

    Sofort die Vergaser-Vorwärmung gezogen.

    Die Constant Speed Regelung  auf manuell umgestellt / Prop flache Steigung auf 5000 U/min. Benzinpumpe ein

    Innerhalb der nächsten 10 min (Vergaser-Vorwärmung war weiterhin gezogen ) kam es noch bestimmt 5 mal zu dem genannten Problem. Immer für ca. 5 s, dann war es wieder weg.

    Ich bin solche Situationen und das entsprechende Prozedere schon hunderte Male im Kopf durchgegangen. Aber wenn es tatsächlich passiert, ist alles anders. Dieses Gefühl ist auch unbeschreiblich. Leider war ich im Rückflug zu sehr damit beschäftigt, immer neue Außenlandeflächen zu suchen, zu funken usw., somit habe ich keinen Blick auf die Ladedruckanzeige geworfen.

    Panik ist zwar nicht aufgekommen, aber eine unendliche Anspannung und der Gedanke, dass der Motor gleich komplett stehen könnte.

    Er hat durchgehalten. Letztendlich habe ich auf die Flughöhe von 4000 ft bis zum Platz halten können und meine Befürchtung, dass er spätestens im Leerlauf ausgeht, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Die vielen Ziellandeübungen waren definitiv eine gut investierte Zeit. Der Platz ist nicht sehr lang und durchstarten hätte ich mit dem Motorlauf nicht wollen.

    Nun, wieder heile am Boden, betreibe ich Ursachenforschung. Also vom Gefühl würde ich sagen, dass eine Vergaserseite ausgefallen ist. Ich habe aber keine Ahnung, ob sich das tatsächlich wie oben beschrieben auswirkt. So richtig warm war es oben zudem auch nicht: Laut Gafor in meiner Flughöhe:

    Nullgradgrenze:FL050-060, im Norden zusätzlich gebietsweise negative Temperaturen bei 3000 - 4000 ft AMSL.

    Das Schwimmerproblem im Bing-Vergaser kenne ich auch. Das hat sich seiner Zeit aber eher nur im Leerlauf bemerkbar gemacht.

    Jedenfalls bin ich froh, dass alles so glimpflich abgelaufen ist und über jeden Hinweis auf eine mögliche Ursache dankbar.

    Viele Grüße

  • Hi Peter,

    schwierig zu sagen... Getriebe und Rutschkupplung mal in Augenschein nehmen...

    Btw: Nur am Rande - den Rotax uls 100hp würde ich bei 26inhg nicht wesentlich unter 5.000rpm laufen lassen. Dann hast du nicht irgendwann das Problem mit den arbeitenden Kurbelgehäusehälften, was über die Zeit zur Schwergängigkeit des Motors führt.

  • PeterLuft schrieb:
    Ich hatte den Motor auf 4600 U/min bei 26 Inch Ladedruck eingestellt.
    Soweit mir bekannt ist, muß der 100ps Rotax bei 26 inHg mindestens 4800 U/min machen. Bei 4600 u/min würde ich dem Motor nicht mehr als 24 inHg geben. Bei so geringen Drehzahlen ist der Motor nicht vollgasfest! Erst ab 5200 U/min darfst die Drosselklappe soweit aufreißen.

    Mein Profil, auch mit 100PS Rotax und Constant Speed:

    • Start: 5200 U/min und Vollgas.
    • Reise: 4800 U/min und ca. 23 inHg.

    Gib dem Motor Drehzahl!

  • Moin,

    lief der Motor denn zwischen den "Aussetzern" normal? Leistung, Drehzahl etc?

    Dann wäre mein erster Tip Vereisung gewesen, wo warst du denn unterwegs? Hier in Hessen dürfte nicht viel Feuchtigkeit in der Luft gewesen sein. Dann wäre wichtig: hat es Vibrationen gegeben? Das wäre ein Hinweis darauf, das es einseitig Probleme gab, entweder Zündung / Kerze oder Vergaser. Ohne Vibrationen ist es unwahrscheinlich, das ein Vergaser spinnt. Ich hatte mal einseitig einen Bruch der Feder, die den Vergaser auf Volllast zieht. Dadurch stimmte die Synchronisation im Teillast nicht mehr und das war sehr deutlich zu spüren. Wenn es gleichmässig war, kann es fast nur Vereisung sein. 

    Möglich, wenn auch unwahrscheinlich wäre ein verstopfter Filter in der Spritleitung. Wenn der Filter dicht ist, ist er dicht und geht eigentlich nicht mehr auf. Das müßte schon so gepasst haben, das die Zusatzpumpe den Druck wieder hinbekommen hat. Müßte aber reproduzierbar sein.

    Immerhin, nix passiert.

    Gruß Raller

  • Möchte mich meinen Vorrednern anschließen - 4600 U/min bei 26 inHg würde ich nie machen, die paar mal wo ich mich es getraut habe hat es sich gar nicht gut angefühlt. 26 inHg in 3500 ft ist etwa der Umgebungsdruck, das schafft man nur mit voll geöffneter Drosselklappe (Vollgas, entspricht in dieser Höhe etwa 85% Leistung), das bedeutet aber dass der Motor viel zu fett läuft. Laut diverser Handbücher verschiedener Muster mit Verstellprop ist die Empfehlung für 3500 ft und 75-85% Leistung eine Drehzahl von 5500 U/min.

    Ob das jetzt was mit deinem Motorproblem zu tun hat kann ich auch nicht sagen, evtl. würde das Zündkerzenbild weiterhelfen.

  • cbk schrieb:
    Soweit mir bekannt ist, muß der 100ps Rotax bei 26 inHg mindestens 4800 U/min machen.
    Das Service Bulletin sagt eindeutig, dass man bei 27in und weniger frei in der Drehzahlwahl ist.

    Das Diagramm sagt nur, dass man bei bei 26in und 4800RPM 65% Leistung hat.

  • Ja ok, das mit der Ladedruckeinstellung, ist ein Punkt. Das war auch eher die Ausnahmen und nicht Ursache des Problems. Ich fliege hauptsächlich langsamer bei geringerem Ladedruck. Danke aber für den Hinweis 

    Die Kerze schaue ich mir gleich an und mach eine Standlaufprobe. Wäre nur blöde, wenn dann alles wieder läuft..

    Nach diesem Schrecken würde ich, wenn auch vor fälligem Wartungstermin die Vergaser ausbauen, Ultraschallreinigen und einen neuen Wartungssatz einbauen lassen. Falls hier Jemand eine gute Adresse hat, gerne her damit.

    Natürlich halte ich eine Vergaservereisung auch für wahrscheinlich. Wer hatte den schon mal eine und kann sagen, ob dieses solche Auswirkungen haben kann? Zwischen den Störungen lief der Motor wieder ganz normal und ich denke doch, dass dann nach einigen Minuten mit gezogener Vergaservorwärmung die Vereisung weg sein sollte? 

  • PeterLuft schrieb:
    Wer hatte den schon mal eine und kann sagen, ob dieses solche Auswirkungen haben kann?
    Wenn ich das so lese, würde ich eher darauf tippen, daß die Constant Speed Automatik sich bei Dir evtl. selbstständig gemacht hat und in eine Oszilation gegangen ist.

    Ich hatte mal eine Vergaservereisung beim Gaswegnehmen im Endanflug und da hatte ich zuerst den Gedanken, daß ich wohl ein Propellerblatt verloren haben könnte. So stark, wie die Vibrationen vorne aus dem Motor waren, hab ich befürchtet, daß es den kompletten Motor aus dem Motorträger reißt.

  • PeterLuft schrieb:
    Jedenfalls bin ich froh, dass alles so glimpflich abgelaufen ist und über jeden Hinweis...
    Servus,

    würdest du nicht eigens anführen, dass du das Phänomen auch bei manueller Constant Speed Regelung hattest, würde ich als erstes die Bürsten* an der Propellernabe auf Verschleiß prüfen.

    Mein nächster Schritt wäre die Überprüfung des Reibwertes am Getriebe**  (Vorgabe: zwischen 30 - 60 Nm)

    Hast du EGT-Anzeigen verbaut? (ev. Glascockpit mit Aufzeichnung)

    *bei Propellern wie z.B. Woodcomp-SRxxxx

    ** wobei der geringe Drehwinkel eigentlich nicht zum Symptom passt

  • PeterLuft schrieb:
    4600 U/min bei 26 Inch Ladedruck eingestellt.
    Bitte nicht. Das ist das Problem beim Verstellprop. die Leute wollen die Drehzahl senken und hauen mit der Übersetzung zu viel Druck auf den Motor. Im Teillastbereich sollten man zwischen 22 und 24 liegen. Durch diese Art von fliegen hat es letztes Jahr 2 Tote gegeben  Sling Crash Cape to Cairo  Das war zwar ein Turbo. Die Unfallanalyse hat aber als Ursache ergeben: Zuviel mannifold im Teillast Bereich. Geh auf 4800-5000 bei 23-24 und der Motor hält viel länger. Wenn Du einen Spritmesser hast, wirst Du auch sehen das der Spritverbrauch nicht höher ist.
    Bei Deinem Problem ist eine Ferndiagnose schwierig.
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