Tankanzeige, Fehleranalyse und Reparatur

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo liebe UL-Gemeinde!

    Damit ich nicht nur immer Fragen hier stelle, wenn ich nicht mehr weiter weiß, möchte ich euch heute mal  einen möglichen erfolgreichen Lösungsvorschlag zeigen, wenn ihr mal ein ähnliches Problem habt.

    Vorgeschichte:

    Ich war am Rückflug zu meiner Homebase mit dem Evektor Eurostar. Der Rückflug dauerte 1h50min.  10min. vor der Landung kam plötzlich bei meinem Dynonavionics D180 EFIS die Warnung: "Zero-Fuel-Warning" Alarm => 0L remaining!   Bei dieser Warnung wird einem erst mal richtig heiß!  (...jetzt bleibt sicher gleich die Latte stehen...).  Nach kurzer Überlegung, Rechnerei und Navigationscheck wusste ich:  Im schlimmsten Fall erreiche ich auch im Gleitflug sicher noch meinen Alternate-Airport. Huh! Glück gehabt, und drehe auf Alternate-Airfield Heading.

    Ich bin der Typ, der auch während des Reisefluges immer den Verbrauch und die zurückgelegte Strecke berechnet und auch ohne Tankanzeige weiß wieviel noch im Tank ist. Vor 15min. sagte die Tankanzeige noch, dass "26L remaining" sind. Nach dem ersten Schreck kalkulierte ich nach und kam auf ca. 22L (+/-2L) die noch im Tank sein müssten. Wo war der Sprit geblieben?  Da Sicherheit bei mir vorgeht hab ich dann eine Sicherheitslandung am Alternate gemacht. Vom BL dort ließ ich mir einen Spritkanister geben und ich ließ den Sprit noch ab der im Tank war oder nicht mehr ist.... 

    Ergebnis: 21L wären noch im Tank gewesen

    Also offenbar Anzeigenfehler! Ich tankte die 21L wieder rein und flog zur Homebase (10min. vom Alternate).

    Zuhause angekommen checkte ich die Steckverbindung vom Dynon und sah am VDO-Tankgeber nach ob die Kabelschuhe noch dran waren. So weit alles klar... 

    1. Schritt:

    Anruf bei VDO damit sie mir sagen können welcher Typ von Tankgeber es ist und welchen Widerstandsbereich dieser haben sollte. In meinem Fall ist der gleiche VDO-Tankgeber verbaut der auch beim Mexico-VW-Käfer verbaut ist. (Range: 10-180Ohm)

    ACHTUNG:  Ich ließ den kompletten Sprit aus und belüftete den  Tank für 5h.   => Ansonsten Explosionsgefahr bei Funkenüberschlag! 

    2. Schritt:

    Ich klemmte den VDO Sensor ab und schloss einen gewöhnlichen Widerstand 100Ohm an um zu eruieren ob das Dynon defekt ist oder eben der VDO-Senosor.  Bei 100Ohm zeigte das Dynon EFIS wieder 34L an was bei 100Ohm korrekt ist, da 65L=180Ohm ist.    Ergo=> Defekter VDO-Senor


    34L wären bei 100Ohm im Tank, was etwa stimmt.



    100Ohm Widerstand anstelle des VDO-Sonsors angeklemmt, damit man überprüfen kann ob das Anzeigegerät in Ordnung ist.

    3. Schritt

    Ausbau des VDO-Sensors!  (...und da könnte ich den Rumpftankkonstrukteur von Evektor prügeln!)  Extrem besch.... Arbeit. Man würde die Handgröße eines 4-jährigen dazu benötigen.  Fummelige Arbeit!

    4. Schritt

    Nachdem der VDO-Sensor mit Schwimmer ausgebaut war schloss ich das Ohmmeter an um zu messen. Bei langsamer Bewegung des Schwimmerarms zeigte sich, dass oft der Wiederstandswert ins unendliche ging. Ich ging von Korrosion aus und schliff mit einem 1000er Papier alle Teile durch die der Messstrom fließt ab. (Schleifringe + Feder+ Kontakte des Potentiometers) Erneute Messung: Alles wieder bestens.  10-180Ohm.




    Korrodierte Elemente des VDO-Sensors

    5. Schritt

    Zusammenbau und neue Fuellevel-Kalibrierung am Dynon D180. Seither funzt wieder alles und ich hoffe es bleibt so! 

    6. Vorschlag/Tipp

    Prüft und rechnet euch immer wieder das "remaining fuel" aus bei längeren Strecken. Gibt dann Sicherheit, wenn die Anzeige Probleme macht. Überzeugt euch von der eingefüllten Spritmenge vor dem Take-Off. Nicht nur auf die angezeigte Tankmenge verlassen.

    LG,

    Geri

  • Hi Geri,

    toller Bericht!!
    Gratulation, richtig reagiert, sauberes Troubleshooting danach und dann noch die wertvollen Infos weiter gegeben.

    Da kann man schon mal DANKE sagen!

    LG Dominik

  • Hallo,

    Sehr schön!  Danke!

    >
    > Ich ging von Korrosion aus und schliff mit einem 1000er Papier alle Teile durch
    > die der Messstrom fließt ab. (Schleifringe + Feder+ Kontakte des Potentiometers)
    > Erneute Messung: Alles wieder bestens.
    >

    jetzt noch eine (entscheidende ;-) Fage dazu:

    Wie alt war der Geber? - und wie häufig wird man dann diese Prozedur
    (bei diesem Geber-Typ) wiederholen müssen, wenn es Korrosion war?


    BlueSky9



  • @BlueSky9 

    Also der Geber war jetzt seit 2008 im Tank. Bis jetzt war es das erste mal. Der Tank ist aus Alu. Ich gebe dem Ethanol die Schuld die dem Benzin beigemengt wird, damit gelangt  auch Wasserdampf in den Tank durch Verdunstung. 

    Besser wäre es wenn ein kapazitives Tauchrohr verbaut wäre, da gäbe es keine Korrosion und bewegliche Teile... 

  • Hallo,

    >
    > Also der Geber war jetzt seit 2008 im Tank. Bis jetzt war es das erste mal.
    >

    Ahh...  ..."alle zehn Jahre" mal, das wäre ja noch ok  ;-)

    >
    > Besser wäre es wenn ein kapazitives Tauchrohr verbaut wäre,
    > da gäbe es keine Korrosion und bewegliche Teile...
    >

    ja, das stimmt...  und vermutlich auch leichter...  :)

    BlueSky9


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