Vergaservorwärmung bei C 42 A, 80 PS Rotax nachrüsten

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Günter50389 schrieb:
    Die als Vereisung empfundene Motorstörung trat bei einer mit werkseitig mit Vergaservorwärmung (VV) ausgestatteten C42 auf und verschwand bei Betätigung derselben.
    Normalerweise ist es so, dass Flieger mit Vergaservorwaermung eine Airbox haben, bzw. der Motor direkt kalte Aussenluft ansaugt. Diese Installation benoetigt eine Vergaservorwaermung, ganz klar. Bei diesen Flugzeugen ist die Vorwaermung so geloest, dass beim ziehen derselben der Motor die Luft aus dem Motorraum holt.  Vorteil: Motor hat im Normalbetrieb kalte Luft zum Ansaugen=mehr Leistung. Nachteil: Aufwaendiger, mehr Gewicht, muss aktiv bedient werden.

    Bei Fliegern ohne Vorwaermung holt sich der Motor die Ansaugluft aus dem warmen Motorraum. Diese brauchen diese natuerlich nicht, es ist praktisch wie beim ersteren Flugzeug mit immer gezogener Vorwaermung. Vorteil: Bubi-einfach, man muss nix bedienen. Nachteil: Leistungsverlust, erst recht im Sommer, wenn es eh schon warm ist.

    Ich favorisiere ganz klar erstere Loesung.

    Bei Deinem Flieger musst Du also auch nix aendern, die Vergaser werden mit Vereisung nie ein Problem haben. Du fliegst praktisch mit permanent gezogener Vorwaermung rum ;)


    Chris

  • Bei eingeschalteter Vergaservorwärmung wird die Ansaugluft mitnichten einfach aus dem Motorraum angesaugt, sondern in der Regel aus dem Auspuffmantel, dort wo normalerweise auch die Kabinenheizung abgegriffen wird. 

    Das kann man z.B. für die CT im Wartungshandbuch nachlesen (S. 33):

    "Bei betätigter Vergaservorwärmung wird der Luftzugang zur Aluminium- Airbox
    umgeschaltet. Die vorgewärmte Luft wird am gleichen Auspuffmantel abgesogen,
    über den auch die Kabinenheizung bewerkstelligt wird.
    Die Luftzuführung hierfür
    erfolgt übe einen Einlauf an der vorderen Unterseite der unteren Cowling."

    Bei den C42, die ab Werk mit Vergaservowärmung ausgerüstet sind, steht die
    Funktionsweise im Maintenance Manual auf S. 29 wie folgt beschrieben:

    "In the event of carburettor icing, an adjustable flap in the induction tube
    reduces the amount of outside air being fed into the system. Instead,
    additional warm air flows in from the exhaust shroud".

    Man kann also meines Erachtens nicht wirklich behaupten, dass das Ansaugen
    von Luft aus dem Motorraum einer permanent gezogenen Vergaservowärmung
    entspricht. Der Rotax hat etwa 1,2 Liter Hubraum - bei Reisedrehzahl kommt da
    ein enormer Volumenstrom zusammen, der allein aufgrund des Umstandes. dass
    die Luft einmal kurz an warmen Motorteilen vorbeiströmt, nicht nennenswert
    erwärmt werden dürfte.

    Nichtsdestotrotz - die Anfälligkeit der Rotax Motoren für Vergaservereisung ist wie
    bereits zu Anfang von Aviatrix klargestellt sehr gering. Ich persönlich fühle mich mit
    Vorwärmung einfach sicherer - das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Es
    wird haufenweise Piloten geben, die seit Jahren unbehelligt von Vereisung mit ihren
    C42A/x durch die Welt gondeln. Das heißt aber nicht, dass es nicht passieren kann.

  • Kebi schrieb:
    ...Man kann also meines Erachtens nicht wirklich behaupten, dass das Ansaugen
    von Luft aus dem Motorraum einer permanent gezogenen Vergaservowärmung
    entspricht...
    Und denoch ist es genau so, wie von Chris_EDNC erläutert!

    Kaum ein anderes Muster hat den Auspufftopf so nahe an den beiden Vergasereinlässen, als dies bei der C42 der Fall ist. (du wärst überrascht, wie viel Leistung bei dieser Konstellation verloren geht. -> dafür vereist dort nichts)

    Wenn wir bei UL-Flugzeugen von "Vergaservorwärmung" sprechen, meinen wir üblicherweise "Alternate Air". Was du eingebaut hast, entspricht dem System der 70er-Jahre PKW Vergaser. Dort wurde Kühlwasser durch Kanäle im Manifold geleitet, um den Vergaser bei Laune zu halten. (ist wie Pille plus Kondom plus Vasektomie) Solange dadurch der Kühlwasserstrom nicht reduziert wird und die - lediglich durch den Gummi (&Feder) gehaltenen Vergaser weiterhin sicher an ihrem Platz bleiben, ist dies jedoch unbedenklich. 

  • Hallo CSS,

    über die Funktionsweise meiner nachgerüsteten Vorwärmung habe ich mich nicht ausgelassen. WIe diese funktioniert ist mir bekannt. Und wie die Vorwärmung ab Werk bei CT & C42 funktioniert, habe ich mit Fundstellen aus Herstellerangaben belegt. Ich möchte auch kühn behaupten, dass bei fast allen Flugzeugen der allgemeinen Luftfahrt, welche über Vergaservorwärmungen ab Werk verfügen, die Ansaugluft bei Betätigung derselben um den Auspuff geleitet wird - von Exoten, die es bestimmt geben wird, einmal abgesehen. Nicht umsonst kann man in einem der Standardwerke für den früheren PPL Erwerb (Kühr - Der Privatluftfahrzeugführer Band I S. 73) die folgenden Sätze lesen:

    Um der gefährlichen Vereisung des Vergasers zu begegnen, sind Flugmotoren mit einer Vergaserluft-Vorwärmanlage (Vergaservorwärmung) ausgerüstet. Dabeid wir Außenluft in einem Mantel, der um einen Teil der sehr heißen Auspuffrohre gelegt ist, geleitet und vorgewärmt.

    Wenn es unter der Cowling so furchtbar warm wäre, könnte man ja auch die Kabinenheizung dort abzweigen - macht man aber auch nicht. Rechne DIr mal die Luftmenge aus, die pro Minute durch die beiden Vergaser strömt und stelle dieses Volumen ins Verhältnis zur verfügbaren Luftmenge unter "der Haube". Dabei dürfte sich schnell erschließen, dass die gesamte Luft vermutlich dutzende Male pro Minute komplett ausgetauscht werden muss. Aber nochmal - der Rotax vereist nur unter sehr extremen Bedingungen, dann aber sehr wohl. Das Abzapfen von Luft unter der Cowling hat aber konstruktiv nicht das Geringste mit einer Vergaservorwärmung zu tun.

  • Immerhin ist die Entnahme der Luft unter der Cowling so „effektiv“, dass bei keinem mir bekannten Muster (will nix heissen) noch zusaetzlich eine Vorwaermung verbaut wird. So weit her kann es also mit kalter weil oft ausgetauschter Luft nicht sein, sonst wuerden da laufend die Bings zu Eis erstarren... ;)

    Chris

  • Kebi schrieb:
    Rechne DIr mal die Luftmenge aus, die pro Minute durch die beiden Vergaser strömt und...
    Das ist u.a. mein täglich Brot ;-)   (Ich empfehle als Einstieg z.B.  ISBN 3-446-18181-4) 

    Letztendlich geht es darum, dass es sich bei jenen knapp 60 KW, welche du an der Kurbelwelle deines Motors erhoffst, um nicht einmal 30% der gesamten Energie im System handelt. Der "Rest" wird (direkt oder indirekt) als Abwärme freigesetzt.

    Mit der Abwärme deines Motors, ließe sich übrigens locker ein Einfamilienhaus heizen!

    Was von dir eingebaut wurde, ist in einer C42 ohne Airbox, technisch und praktisch nicht notwendig. Da es dich beim Fliegen jedoch beruhigt, ist es sachdienlich.

    Beste Grüße

    PS: Die Strömungsverhältnisse unter einer Cowling sind ohnehin ein "Schmankerl"

  • Kebi schrieb:
    Wenn es unter der Cowling so furchtbar warm wäre, könnte man ja auch die Kabinenheizung dort abzweigen - macht man aber auch nicht...
    Nur wenn man beabsichtigt, aus dem Leben zu scheiden. Bereits die "normalen" Öldämpfe aus den KW-Entlüftungen, sowie Abgase aus "Kugel/Pfannen"-Verbindungen schließen dies aus. (dieses Thema ist mir jedoch definitiv ZU ERNST, um es hier zu diskutieren)
  • Der Hinweis auf den schlechten Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren ist irgendwie keine echte Antwort auf die Frage, ob eine klassische Vergaservorwärmung üblicherweise Luft aus der Cowling oder dem Auspuffmantel bezieht und darum ging es am Ende glaube ich, oder ? Dass ein Motor aus einem Motorraum erwärmte Luft bezieht, hat hier nie jemand in Frage gestellt.  Aber es ist wie immer in letzter Zeit in diesem Forum - es wird konkret nach Erfahrungen mit der Nachrüstung einer Vorwärmung gefragt - diese Frage bleibt weitgehend unbeantwortet - stattdessen wird ewig um des Kaisers Bart lamentiert. Ich klinke mich an dieser Stelle jedenfalls aus diesem Beitrag aus.

  • Hallo,

    CSS hat nach m.M. eine gute Aussage getroffen: "Da es dich beim Fliegen jedoch beruhigt, ist es sachdienlich". Mich würde es sicher auch beruhigen. Für mich geht es jetzt nur noch darum eine sinnvolle technische Lösung zu finden. Wahrscheinlich hat Kebi genau diese Lösung gefunden: einfach, preisgünstig und ohne große Probleme einzubauen.

    Trifft es zu, dass die neuen C42 serienmäßig mit einer VV ausgerüstet sind? Wenn ja, muss es dafür doch gute Gründe geben. Vom Zwang der Kostenoptimierung ist  Comco doch auch nicht befreit und wird deshalb  nichts Sinnloses verbauen.

    Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor. (J.W.v.G.)

    Dank & viele Grüße

    Günter

  • Günter50389 schrieb:
    Trifft es zu, dass die neuen C42 serienmäßig mit einer VV ausgerüstet sind? Wenn ja, muss es dafür doch gute Gründe geben.

    Wie von Chris_EDNC bereits ausführlich beschrieben -> Leistungsverlust/Leistungszuwachs

    @Kebi: Die ursprüngliche Frage wurde doch vom Kollegen "Aviatrix" umgehend beantwortet. Chris_EDNC hat dazu auch noch eine technisch einwandfreie Begründung geliefert.

    Der "Rest" hat sich durch Einwände wie "...Rechne DIr mal die Luftmenge aus, die pro Minute durch die beiden Vergaser strömt und stelle dieses Volumen ins Verhältnis zur verfügbaren Luftmenge unter "der Haube"..." ergeben.

    Ist es nicht im Interesse dieser Plattform, technische Zusammenhänge auch Laien verständlich zu machen? Oder sollen Theorien unangetastet bleiben, welche einer genaueren Betrachtung nicht standhalten?

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