Mach es doch nicht so kompliziert und übernimm die Erfahrungswerte doch einfach vom Auto. Außerdem gibt es in Deinem Denkmodell den einen oder anderen Irrtum.
Vergaservereisung ist im KFZ-Bereich ein größeres Thema, als beim Flugzeug, weil in der erdnahen, feuchten Suppe herumgefahren wird. Selbst der "mummelig" verpackte, Wärme abstrahlende Käfermotor neigte ohne Vergaservorwärmung zur Vereisung. Lange Ansaugwege wurden hier zum Problem, die ja auch teils der Jabiru-, als auch der Sauer- oder eben der Limbachmotor mit Einvergaser haben.
Festgefrorene Drosselklappen habe ich im Auto noch nicht erlebt. Jedoch vereiste Ansaugrohre, die von außen aussahen, wie ein Kühlschrank von Innen. Dieses übertrug sich dann auch noch auf den Vergaser. Hinter dem Zerstäuber ist der größte Unterdruck und auch noch durch den verdunsteten Kraftstoff die größte entzogene Wärmemenge. Beides fördert Vereisung und damit die Verengung des Querschnitts.
Wobei wir drei Formen von Vereisungen unterscheiden müssen:
1. Luftfiltervereisung, die das Ding regelrecht zufrieren lässt und nur durch eine externe Vorwärmung und "Alternative-Air" zu besiegen ist. Manche Filter und deren Imprägnierung / Beschichtung hilft dagegen bis zu einem gewissen Maß.
2. Die eigentliche Vergaservereisung, die zum einen das Gemisch aus dem Gleichgewicht bringt und damit den Motorlauf stark beeinträchtigt, bis hin zum Absterben. Hier bringt nur Vorwärmen etwas oder der Zusatz von Isopropanol, welches jedoch umstritten ist.
3. Saugrohrvereisung. Der Querschnitt verengt sich und die Leistung bricht damit ähnlich einer Drosselklappe ein. Auch hier hilft wiederum nur vorgewärmte Luft. Abgelöste Eisstücke können in wenigen Ausnahmefällen zu Motorschäden führen.
Bei Saugrohr-Einspritzmotoren können bestenfalls die Luftfilter zufrieren und dann Probleme verursachen, analog zum Vergasermotor. Die Einspritzung erfolgt hier auf das heiße Einlassventil oder kurz davor. Ausnahmen bilden die Zentraleinspritzanlagen, die ähnlich einem elektrischen Vergaser funktionieren. Teils werden dort elektrische oder kühlwasserabhängige Vorwärmungen eingesetzt, um die Vereisung zu vermeiden.
Der Turbomotor kennt keine Vereisungsprobleme, weil er selbst bei niedriger Leistung im Überdruckbereich arbeitet und neben der eigenen Abwärme aus dem Turbinenbereich auch noch durch die Komprimierung die Luft aufheizt.
Nun kommt noch etwas aus der "Hexenküche". Im Motorsportbereich haben wir in früheren Jahren mit "Obenöl" gearbeitet. Dabei fährt man 4-Taktmotoren mit einem Schuss 2-Taktöl im Sprit. Dadurch wurden bestimmte Komponenten besser geschmiert und die Ansaugwege waren mit einem Ölnebel behaftet, auf dem Eisansätze keinen Halt gefunden haben. Vorwärmungen gab es keine und die Webervergaser (bez. Dellorto) hatten teils auch recht lange Ansaugwege. Ebenso gab es Teflon beschichtete Saugrohre, die nicht zum Eisansatz neigen, wie die rohen, schlecht bearbeiteten, rauhen Metalloberflächen, auf denen so alles mögliche haften bleibt. Normalerweise müsste man beim Flieger das ganze Geraffel polieren und hätte schon dadurch weniger Probleme (und auch noch weniger Verbrauch + mehr Leistung und mehr Festigkeit).
Gruß
Edgar
Der Turbomotor kennt keine Vereisungsprobleme, weil er selbst bei niedriger Leistung im Überdruckbereich arbeitet und neben der eigenen Abwärme aus dem Turbinenbereich auch noch durch die Komprimierung die Luft aufheizt.
Moin,
Turbos fahre ich nur. Geflogen bin ich noch keinen (selber).
Vollgas! Dann in den Leerlauf. Drosselklappe dicht und der hochtourende Lader drückt gegen die Drosselklappe. Die Ladedruckregelung setzt ein, solange bis der Druck auf den vorgegeben Wert abgesunken ist. Auch im Leerlauf oder bei wenig Leistung strömt Luft durch den Vergaser. Die Luft hinterm Turbo ist relativ heiß. Aus diesem Grund bringen ja gerade Ladeluftkühler eine Menge an Mehrleistung und Motorschonung.
Öffnet man die Drosselklappe plötzlich, dann soll ja auch ausreichender Druck anstehen. Erreicht wird dieses durch mehr oder weniger ausgeklügelte Ladedruckregelungen, bis hin zu variablen Leitschaufeln im Lader. Wie fortschrittlich (oder altertümlich) Rotax dabei unterwegs ist, weiß ich nicht.
Den Temperaturzuwachs im Verhältnis zum Druck muss man jedoch nicht bezogen auf Null Grad Celsius sehen, sondern in Relation auf den absoluten Nullpunkt. Und ich gehe mal davon aus, dass selbst im Leerlauf oder bei wenig Leistung 0,3 - 0,5 bar Ladedruck anstehen werden. Außerdem ist die Auspuffseite der ollen Luftpumpe, selbst bei längerem Leerlauf, einige hundert Grad warm. Viel Kühlung hat der Bursche eh nicht. Also strahlt er die Wärme ab, bzw. gibt sie dem Ansaugluftstrahl mit.
Sonst gib mal bei der amerikanischen "Suchbrille" folgenden Begriff ein: Dipl.-Ing. Gottfried Haider Turbo Anpassung
Der Onkel illustriert das besser, als mein laienhaftes Geschwafel.
Gruß
Edgar
Moin Edgar,
aus den 80-ger Jahren ist mir noch ein Beispiel in Erinnerung, wo Schrick? eine 800-er BMW von 60 auf ~150 PS aufpeppte - Verdichtung zurückgenommen. Die nahmen keinen 1.000-er dafür her, weil der 800 ökonomischer laufe, schrieb man damals in MOTORRAD.
Für Dein C22-Projekt wäre das doch genau richtig: So oben rechts von Dir - da, wo man morgens schon sehen kann, wer einen abends besuchen kommt - ist z.B. in Itezehoe die Firma MAB zu Hause:
http://www.mab-power.de/turbo-umbauten/bilder.html
http://www.motorradonline.de/artike....00-s-mit-mab-turbo/625762
...oder Eingabe >800-er BMW Turbo<
Die Frage ist nur, welches Getriebe hält das aus - falls man überhaupt noch eines benötigt. Eher lohnt sich (Lärm) ein Blatt mehr oder ein größerer Durchmesser.
Gruß hob
Heute würde man einen "Eaton-Lader" draufschrauben und damit dem Motor Druck machen. Man hätte keine Anpassungs- und Regelungsprobleme. Daher wundert es mich, dass Rotax den ollen Pustefix da dranfriemelt. Aber in der Luftfahrt verwendet man ja aus Traditionsbewusstsein immer nur Technologien, die zumindest in einem Weltkrieg erprobt worden sind.
Persönlich wäre es mir zu gefährlich, so eine fast glühende "Zündquelle" unter der Haube zu haben. Es muss nur Sprit oder noch besser Öl dagegenplören und Vereisung ist überhaupt kein Thema mehr ))))).
@Hob, BMW ist ein gutes Stichwort. In den 80ern musste ein Motorradmotor auch nur 40.000 km durchhalten. Heute ist jeder Motor, der nicht mehrere hunderttausend Kilometer abspulen kann, eine Fehlkonstruktion. So ändern sich die Zeiten und Ansprüche.
Meinen BMW, R100 specke ich gerade ab und mache ihn standfester (Zündung und Co.) Was weg ist, wiegt nichts mehr und kann auch anschließend nicht kaputt gehen. Eigentlich würde ich gerne die SH-Einspritzung draufsetzen. Leider lässt das Kennblatt diesen Umbau nicht zu. Damit wären Verbrauch und Vereisung überhaupt kein Problem mehr.
Drück mir die Daumen, dass der Motor am Wochenende fertig wird, denn Freitag sollen die letzten noch fehlenden Teile eintreffen.
Moin Karl-Alfred,
zum umfangreichen "nachbrillen" bin ich zu faul. Aber auf die Schnelle habe ich unter:
Googlesuchbegriff: Marc Ingegno Turbokit
etwas gefunden. Im Text steht auch etwas über die Ladedruckregelung.
Ansonsten ließ mal beim "Motorengott" Ludwig Apfelbeck nach. Gegen grundlegende Konstruktionsprinzipien kann sich selbst Rotax nicht verschliessen. Es gibt keinen logischen Grund dafür, dass im Leerlauf kein Ladedruck aufgebaut wird. Vor allen Dingen, wie will man die Turbine zum stehen bringen oder den Druck komplett abblasen lassen?
Wenn man sich ne halbe Stunde intensiv mit Google herumtummelt, dann wird man vermutlich auch das komplette Rotax-Turbo-Diagramm finden?
Such doch einfach etwas danach.
Gruß
Edgar
"...wir haben keine Vergaservorwärmung im Angebot.
Durch unsere Auslegung der Zuluft und Cowling hatten wir noch keinen Bedarf an einer Vergaservorwärmung."
Deckt sich eigentlich mit den meisten der hier eingebrachten Erfahrungswerte.
Gruß
Olaf
Prüfstand eine durchschnittliche Leistung von 121 PS und einen Kraftstoffverbrauch bei voller Dauerleistung von 21 Liter pro Stunde.
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