Hände weg vom Propeller?

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo zusammen, 

    in der aktuellen "Flügel" bin ich über die Meldung "Hände weg vom Propeller" gestolpert. Darin geschrieben steht, dass der Propeller vor Start des Motors bitte nicht - wie es üblich ist - gedreht werden soll. Begründet wird dies u.a. damit, dass es dem kalten Motor mehr schadet als nützt, da zum einen an Schmierstellen, wie den Kolbenbahnen oder Nocken das verbliebene Öl lediglich abgestreift würde und das kalte, dickflüssige Öl beim manuellen Drehen nur minimal durch die Ölpumpe zu den Schmierstellen befördert wird. Das klingt jetzt nicht wirklich schädlich, aber... hm...

    Ich habe gelernt, den Propeller zu drehen, um den Ölstand prüfen zu können. Demnach drehe ich auch bei kaltem Motor im Rahmen des Vorflugchecks den Propeller fleißig bis es gluckert und prüfe dann den Ölstand. 

    Jetzt meine Frage: Schade ich damit wirklich dem Motor?

    Ich hoffe auf Eure klärende Rückmeldung! 

    Liebe Grüße
    Marie

  • Schade ich damit wirklich dem Motor?


    Das kommt ein wenig auf den Motor an. Der ASch-62 beispielsweise sammelt so schnell Öl im unteren Zylinder, daß man auch wohl mehrmals am Tag den Prop drehen muß, will man nicht durch ein hydraulic lock den Motor beim Anlassen himmeln. Der ASch-62 wird zwar eher selten in einem UL geflogen, ist aber ein schönes Beispiel für einen Motor, bei dem das bisschen Verschleiß weniger ins Gewicht fällt, als die Folgen eines hydraulic Lock. Bei unseren Lycomings, Contis, Sauer und Limbachs hingegen vermeide ich das durchdrehen des Propellers wenn möglich, insbesondere wenn noch Anbauteile Schaden nehmen können (einige Vakuumpumpen können das Drehen entgegen der Laufrichtung nicht gut haben). Ich fliege selten hinter einem Rotax, aber kenne beim 912 auch das Verfahren, den Prop durchzudrehen um den Ölstand zu prüfen. Man muß ja nicht gleich eine halbe Stunde am Prop drehen. 

    Auch beim Anlassen per Hand dreht man den Prop häufig durch um brennbares Gemisch in den Ansaugtrakt jedes Zylinders zu bekommen. Auc hum die Kompressionstakte zu finden wird hier der Prop durchgedreht. 

    Im Allgemeinen: Ja, der Schmierfilm kann dabei abreißen, insbesondere wenn der Motor länger gestanden hat. Unsere Luftfahrtöle haften zwar verhältnismäßig gut an den Motorbauteilen (vorwiegend zum Korrosionsschutz), aber auch das hat ein Ende. Im Zweifel würde ich das Drehen des Propellers auf ein Minimum beschränken. 

    Die ultimative Referenz zum Umgang mit dem Motor ist aber das Handbuch. Da Handbücher seltenst aus dem Blauen heraus geschrieben werden (insbesondere der Operative Teil, bei dem es nicht um Verkaufsargumente geht), kann man sich ruhigen Gewissens daran halten. 

    Es gibt aber noch ein weiteres Argument gegen das viele Drehen des Propellers. Irren ist Menschlich und eine vergessene Zündung oder ein reiches Gemisch haben schon so manchen Motor beim Durchdrehen gestartet, nicht immer zum Wohlwollen des Halters und seiner Versicherung. Den Check der Hebel- und Schalterstellung sollte man auf jeden Fall machen. Ein guter Tipp dazu ist, wenn man den Flieger abstellt, den Schlüssel oben auf das Instrumentenbrett zu legen, so daß man ihn von außen sehen kann - als Gedächtnisstütze. 

    Viel Spaß!
    TD
  • Demnach drehe ich auch bei kaltem Motor im Rahmen des Vorflugchecks den Propeller fleißig bis es gluckert
    "Fleissig" drehen muss nicht sein. Es ist viel einfacher, wenn man nur bis zur naechsten Kompression dreht, beim maximalen Wert einige Sekunden verharrt, dann bis zur naechsten Kompression und wieder warten.... So reichen 1-2 Umdrehungen, bis es gluckert....

    Chris
  • Ich kenne das auch nur vom Rotax bis zum Gluckern drehen.  
    Den Sauer drehe ich maximal um zu sehen das alle 4 Zylinder Kompression haben und das auch nicht vor jedem Flug. Da bin ich auf taildraggers Seite. Andere Motoren haben andere Sitten.
    Was mit bei Rotax empfohlen wurde vermeide ich nun.

    LG

    Dirk
  • taildragger: Es gibt aber noch ein weiteres Argument gegen das viele Drehen des Propellers. Irren ist Menschlich und eine vergessene Zündung oder ein reiches Gemisch haben schon so manchen Motor beim Durchdrehen gestartet,

    Der Rotax braucht beim Anlassen eine Mindestdrehzahl um zu zünden (200 RPM?). Die sind mit dem Untersetzungsgetriebe beim Handproppen nicht zu erreichen. Die Bedenken sind beim Rotax insoweit unbegründet (würde natürlich trotzdem die Zündung ausschalten).

    Ansonsten: Betriebshandbuch!

  • Wie gesagt, den Rotax kenne ich nicht so gut, aber es gibt ja (gottseidank) noch Alternativen :-) In jedem Fall ist es klüger, die Zündung auszuschalten, wenn man am Prop drehen möchte. 
  • Das mit den 200RPM und nicht erreichen wäre ich vorsichtiger. Es reicht wenn die Winkelgeschwindigkeit beim Durchschreiten des oberen Totpunktes stimmt und der Funke ein zündfähiges Gemisch trifft.
    Wenn beim Rotax der Ölstand unter Minimum steht, dann lohnt sich ein Drehen um den Ölstand sicher kontrollieren zu können. Wenn er höher steht, ist auf jeden Fall genügend drin und ich starte ohne Gurgeln.
    bb
    hei
  • Dann müsste aber zusätzlich noch der Choke gezogen werden. Aber stimmt natürlich - vorsichtig sein!
  • ich hab das auch gelesen. für mich gehört sowas in die schublade "übervorsichtige schlaumeierei und warnerei".
    wenn man das ernst nimmt, dürfte man den motor nie anlassen. ist ja kalt und wird gedreht, wie pfui!

    ich will vor dem anlassen wenigstens wissen, ob ich vier kommpressionen habe und ob sich der motor widerstandsfrei drehen lässt, auch beim rotax. beim lycoming ist sowas sogar lebenswichtig, weil es beim abkühlen zu ventilklemmern kommen konnte. lycoming hat dazu dubiose wie hilflose wartungsanweisungen erfunden, zb. den sogenannten wobbeltest.

    ich werde weiter drehen, grüsse, adam

     
  • Moin,

    das sehe ich genauso wie Adam, wo ist der Unterschied, wenn ich den Prop mit der Hand drehe oder mit dem Anlasser?

    Desweiteren verfahre ich so wie Chris es beschrieben hat.

    Die von Teildragger erwähnten "Luftfahrtöle" gibts bei jedem Moppedhändler, die haben die gleichen Spezifikationen.

    Stefan
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