912′er in Yutz überholt

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Ein Fliegerkollege hat mir tatsächlich mal eine Quelle zukommen lasse, nach der statistisch die Ausfälle bei überholten Motoren zunächst mal signifikant häufiger sind... mal schauen, ob ich den Link noch finde.
    Nach kurzer Überlegung mit gesundem Menschenverstand (auch ohne Motorenkenntnisse) glaube ich das auch !
    Wenn ein Motor komplett zerlegt und (etwas anders, mit ein paar neuen Teilen) wieder zusammengesetzt wird, dann MUSS einfach die Wahrscheinlichkeit, daß an irgendeiner Stelle ein kleiner Fehler neu eingebaut wurde, größer sein als die Wahrscheinlichkeit, bei dem zuvor gut gelaufenen Motor einen sich anbahnenden Fehler entfernt zu haben; ich hoffe, ihr versteht, was ich meine ...

    Das bedeutet natürlich nicht, daß eine Überholung nicht sinnvoll wäre; denn dem fortschreitenden Verschleiß muß man natürlich irgendwann Rechnung tragen.

    Matthias
  • mhuck,
    ne, so richtig kann ich Deinen Ausführungen nicht folgen. Ich weiß nicht, was Du von Beruf bist, aber in Motoren-Betrieben, die Überholungen vornehmen, zumal von Flugmotoren, ist Deine Überlegung gänzlich unbekannt.
    Mein Großvater war einer der Chefs bei Junkers-Flugmotoren in Dessau. Und schon 1930 war das eine ganz spezielle und aufwändige Angelegenheit. Mein Vater war Leiter der Härterei bei Henschel-Flugmotoren in Baunatal, heute VW-Werk. Dort wurden im Krieg Motoren instand gesetzt, die aus irgendwelchen Gründen defekt waren. Hunderte Motoren kamen da im Monat an und wurden zerlegt, vermessen, überholt und auf Prüfständen getestet. Und man war sehr pingelig bei der Abnahme.
    Also, es gibt in diesem Bereich kaum Grund für Deine Annahme, das überholte Motoren schon nach Auslieferung  wieder halb kaputt sind, zumal heute die Werkstoffe und Bearbeitungsgenauigkeit viel, viel besser sind als damals..
  • Ein Thema könnte bei Neumotor versus Überholter vielleicht sein: Bei einem neuen Motor sind ALLE Teile neu, d.h. ohne jede Abnützung, bei einer Überholung treffen zweifellos Alt- und Neuteile zusammen.  Nun kann man natürlich die erlaubten Toleranzen kontrollieren aber ich bin skeptisch, ob die Kombination Alt-Neu immer gleichwertig Neu-Neu ist.
    Ein vom Motorenhersteller zertifizierter Betrieb wird aber sicher wissen, welche Teile man nur in welcher Gruppe tauschen darf. Das würde "wieder" für einen Fachbetrieb, den der Hersteller unterstützt sprechen - aber wir wissen, WIR entscheiden was wir tun und wen wir es tun lassen.

    LG Flugherb

  • Flugherb: ..." Nun kann man natürlich die erlaubten Toleranzen kontrollieren aber ich
    bin skeptisch, ob die Kombination Alt-Neu immer gleichwertig Neu-Neu
    ist."...

    Absolut, aber der überholte Motor ist natürlich auch deutlich preiswerter. Und da wir im UL ohnehin keine zertifizierten Motoren benötigen...
    Und: Von der Echo-Klasse bis hin zu den Airlines, die fliegen mit überholten, auf Null-Std. gestellten Triebwerken.
  • DAL4 aber in Motoren-Betrieben, die Überholungen vornehmen, zumal von Flugmotoren, ist Deine Überlegung gänzlich unbekannt
    Die beschäftigen sich auch nicht mit Statistik. Ist ja auch nicht deren Job. Such mal nach Mike Busch. Statistisch ist es ein uralter Hut, dass Herumgefummel zu einer erhöhten Ausfallwahrscheinlichkeit führen (Stichwort: Badewannenprofil). Daher werden Systeme (gilt für ziehmlich viele Gebiete) für kritische Einsatzgebiete grundsätzlich künstlich gealtert.

    Bye Thomas
  • Ich denke auch, dass nach einer Überholung die Ausfallwahrscheinlichkeit statistisch erst einmal höher ist. Das muss noch nicht einmal an handwerklichen Fehlern im Instandsetzungsbetrieb liegen. Es reicht ein fehlerhaftes (z.B. unzureichend oder nicht gehärtetes) Teil eines Zulieferers. Da gab es auch schon im zertifizierten Bereich der Lycomings etc. etliche Fälle. Ich erinnere mich an dahingehende Berichterstattung von Pilot und Flugzeug vor einigen Jahren.

    Wen ein Motor gut läuft und "vorsorglich" überholt wird, besteht immer die Gefahr dass man Fehlerquellen einbaut. Das soll natürlich kein Argument gegen die Revision sein, muss aber dennoch gennant werden dürfen, denke ich.
  • Hein Mück: ..."Statistisch ist es ein uralter Hut, dass Herumgefummel zu einer erhöhten Ausfallwahrscheinlichkeit führen (Stichwort: Badewannenprofil). Daher werden Systeme (gilt für ziehmlich viele Gebiete) für kritische Einsatzgebiete grundsätzlich künstlich gealtert."...

    Reden wir von der gleichen Sache? Ich meine Überholungen von Fachbetrieben, die auf diesem Gebiet langjährige Erfahrung haben, Fachpersonal beschäftigen und einen Ruf aufgebaut haben. Da wird - glaube ich - eher nicht "rumgefummelt".
  • DAL4 Reden wir von der gleichen Sache?
    Ja. Dieses "Phänomen" gilt für fast jegliches komplexes Gerät. Der Einsatz von Fachleuten bestimmt nur die Steilheit des Abfalls.

    Im Übrigen ist dies
    DAL4 und auf Prüfständen getestet
    eine das übliche Verfahren, um diesem Effekt vorzugreifen.


    Bye Thomas
  • Ich möchte nochmal betonen, daß auch ich von Fachbetrieben und Fachleuten spreche. Ich möchte dabei niemandem mangelnde Sorgfalt unterstellen (obwohl das natürlich auch noch passieren könnte !), sondern es geht einfach um die Tatsache, daß man einen großen Eingriff an einem bisher funktionierenden System vornimmt (=rumfummeln, ob Fachmann oder Laie!). Schraube raus und Schraube rein, und das vielleicht hundertmal. Schlauchschelle ab und wieder dran ...
    Sowas alleine birgt schon Risiken, selbst wenn man alles richtig macht. Das ist meine feste Überzeugung.
    Trotzdem bin auch ich ganz klar für eine Überholung zum erforderlichen Zeitpunkt (wann auch immer der sein mag).

    Matthias
  • Wenn ein Motor komplett zerlegt und (etwas anders, mit ein paar neuen Teilen) wieder zusammengesetzt wird, dann MUSS einfach die Wahrscheinlichkeit, daß an irgendeiner Stelle ein kleiner Fehler neu eingebaut wurde, größer sein als die Wahrscheinlichkeit, bei dem zuvor gut gelaufenen Motor einen sich anbahnenden Fehler entfernt zu haben; ich hoffe, ihr versteht, was ich meine ...

    Das ist Unsinn. Wenn ein zuvor gut gelaufener Motor zerlegt werden muss, ist er kein gut laufender Motor mehr. Du kannst davon ausgehen, das dann bei der Neumontage mit größter Sorgfalt darauf geachtet wird, das keine noch so kleinen Fehler eingebaut werden (zumindest sollte das so sein). Mir persönlich ist ein ordentlich überholtes Triebwerk lieber als ein Neues. Da sind die Fehler, die man beim Aufbau eines neuen Motors nicht sieht, z. B. Spannungen in Kurbelwelle, Nockenwelle, Gehäuse usw.
    Ansonsten gilt: never touch a running system.
    Ich hoffe, du verstehst, was ich meine....
    Gruß
    Pedro
    PS: vor ein paar Jahrzehnten habe ich den Motor meine '64er Käfers bei einem Kilometerstand von 220.000 überholt. Das wurde nötig, weil der rappelte wie ein Sack Nüsse und ölte wie Sau. Neue Lager für Kurbel- und Nockenwelle, neue Ventile eingeschliffen und beim montieren alles neu abgedichtet. Jetzt hat der weitere 260.000 km auf dem Buckel. Läuft immer noch wie neu und verliert keinen Tropfen Öl. Und ohne Zusatzpumpe mit 95er Eurosuper in den Alpen problemlos...
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