Motorausfall über Meer!

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Na, da sind ja tolle Beiträge drunter! Ich kann mir ein bitteres Lachen aber nicht verkneifen.


    Die meisten, die hier so cool über "Ihre Notwasserung" geschrieben haben, sind wahrscheinlich noch nicht einmal mit abgestelltem Motor auf dem eigenen Platz gelandet, geschweige denn auf freier Feldflur oder gar auf Wasser ...
    Diese geschilderten Verhaltensregeln schön und gut, die Realität sieht anders aus:
    Falls wirklich mal mitten über einer großen Wasserfläche der Motor wegstirbt, scheißt sich jeder klardenkende Pilot die Hosen voll, weil er weiß, dass er ganz im Gegensatz zu einer Außenlandung über Land ( mit den entsprechenden Ausnahmen natürlich ) bei der bevorstehenden Notwasserung nur geringste bis gar keine Überlebenschanchen haben wird.
    Runterkommen ist eins, bis zur Rettung aber auch am Leben bleiben, ist das weitaus größere Problem. Selbst in über 20°C warmen Wasser kann man schon nach nur 2 Stunden handlungsunfähig werden!
    Das Entscheidende was alle hier bei Ihren Vorschlägen vergessen haben ist, dass man, wenn der Quirl stehen bleibt, egal ob man den Wiederstart versucht oder nicht, sofort das ELT manuell auslösen sollte, damit wenigsten während der kurzen Zeit auf den unweigerlichen Weg zur Wasseroberfläche, sichere, verwertbare Signale von den Überwachungssatelliten aufgefangen und verarbeitet werden können. Außerdem sollten man bei solchen Trips zusätzlich ein wasserdichtes und schwimmfähiges PLB mitführen.
    Läuft der Motor wieder weiter, kann man den SAR-Einsatz ohne Probleme oder Kosten befürchten zu müssen über Funk canceln lassen.


    Michael

  • Guten Morgen,  Michael,

    Du hast völlig recht, das ELT sollte im Fall einer Notwasserung umgehend manuell ausgelöst werden! 

    Herzlichen Dank für den wichtigen Hinweis,
    Conny
  • FlyingDentist schrieb:

    Na, da sind ja tolle Beiträge drunter! Ich kann mir ein bitteres Lachen aber nicht verkneifen.


    sofort das ELT manuell auslösen sollte, damit wenigsten während der kurzen Zeit auf den unweigerlichen Weg zur Wasseroberfläche, sichere, verwertbare Signale von den Überwachungssatelliten aufgefangen und verarbeitet werden können. Außerdem sollten man bei solchen Trips zusätzlich ein wasserdichtes und schwimmfähiges PLB mitführen.

    Ich kann mir bei diesem Beitrag das Lachen auch nicht verkneifen, weil das ELT ja zu den von allen UL-Piloten besonders geschätzten Geräten gehört, jeder es hat und man natürlich auch noch gerne 1/2k für ein zusätzliches PLB ausgibt....

    Landungen parallel zur Welle? Never! Landeversuche, sowieso immer nur mit einem LFZ mit eingezogenen Füßen, immer gegen den Wind! Wobei die Wellenrichtung nix mit der Windrichtung zu tun haben muss.

    Cirrus ist das einzige LFZ, dessen Fahrwerk Teil des zugelassenen Rettungssystems ist und Energie beim Aufschlag auf harten Grund absorbiert. Deshalb sind alle Notwasserungen einer Cirrus mit aktiviertem CAPS mit Verletzten geendet, weil dort das nicht funktioniert.
    Ich gehe davon aus, dass die Fahrwerksbeine eines UL absolut nix mit Energieabsorbierung zu tun haben. Ich würde mit einem UL mit festem Fahrwark nie eine Wasserlandung versuchen, die Chancen eines Überschlags sind so hoch wie die in der nächsten Woche beim Lotto keine 6 Richtigen zu haben.

    Ich würde das Rettungssystem frühzeitig aktivieren. "Fly the plane" gilt in anderen Situationen. Beim Rettungssystem der Cirrus hat sich deren Empfehlung "Zieh frühzeitig!" als mehrfach lebensrettend bestätigt. 
    Versucht man den antriebslosen Vogel noch irgendwo auf das Wasser zu setzten (ohne eigene Erfahrung über den tatsächlichen Abstand zur Wasserfläche zu haben) geht viel Zeit für wichtige Dinge verloren: Funken, Türen, Sprithahn Hauptschalter.... Funkkommunikation... Schwimmweste prüfen.... Mitflieger koordinieren, wer macht was.... gibt es ein Rettungsfloß, wo ist das, wer aktiviert das.....
    Ich möchte den Hero sehen, der souverän all diese Dinge erledigt, während er seinen Anflug auf Piste H2O macht.

    Noch ein Tipp: Wer sich Schwimmwesten oder ein Rettungsfloß (Insel) kaufen möchte, der sollte dies nicht im Internet tun, besser bei einem Fachhändler oder auf einer Bootsausstellung. Dort kann man Westen und deren Handhabung probieren und anschleißend unbedingt eine "ohnmachtsichere" kaufen. Wer ein Rettungsfloß/Insel kauft, der sollte das/die mal schwimmend gesehen und mal versucht haben da rein zu klettern.... Es sind Leute abgesoffen, die die Hand an der schwimmenden Rettungsinsel hatten, nicht dort rein kamen oder der/die Mitflieger die Insel zum Kentern gebracht haben.

    Beides, Rettungswesten und Flöße/Inseln müssen in der privaten Luftfahrt in keiner Weise für die Luftfahrt zugelassen sein.  
  • @Rteissen + FlyingDentist:

    Vielleicht solltet Ihr Euch doch mal den von mir weiter oben verlinkten Artikel der AOPA zum Thema Notwasserungen durchlesen. Der basiert auf jahrelangen praktischen Erfahrungen aus vielen Notwasserungen. ;-)

    Demnach stimmt es absolut nicht, dass man ′bei der bevorstehenden Notwasserung nur geringste bis gar keine Überlebenschanchen haben wird′ - das Gegenteil ist der Fall. Darüber hinaus sind derart negative Gedanken in einer Notsituation häufig der Grund, dass sich der Pilot aufgibt und der Flug dann tatsächlich tödlich endet.

    Mit den Vergleichen zu einer Cirrus wäre ich vorsichtig - im Gegensatz zu allen mir bekannten ULs wurden bei den Cirrus auch umfangreiche Versuche mit der Rettung durchgeführt. Trotzdem erstreckten sich die Ergebnisse von Notwasserungen an der Rettung von ′keinen Verletzungen′ bis zu ′Verletzungen der Wirbelsäule und Schwierigkeiten aus dem Flieger zu kommen′.

    Bei den Cirrus gibt es also immerhin einige Erfahrungswerte - wer weiß aber wie sein UL an der Rettung hängt, wie es mit der Dämpfung beim Einschlag aussieht und ob sich die Zelle nicht derart verformt, dass man nicht mehr raus kommt? Dazu kommt noch das Risiko, dass die Rettung zwar ausgeschossen wird, aber nicht richtig aufgeht.

    Ich denke schon, dass man sich mit den Risiken und möglichen Maßnahmen zur Reduzierung dieser auseinander setzen sollte - dann hat man eine Basis, auf der man entscheiden kann, ob man das Risiko eingehen will oder nicht. Im Übrigen ist eine Notlandung in bergigem Terrain wesentlich gefährlicher. Komischerweise scheint sich darüber aber kaum jemand Gedanken zu machen...

    Durch gutes Airmanship, wie der Anmeldung bei Information, der konservativen Bewertung der Wetterbedingungen, der Routenwahl und der Übung der Notfallprozeduren, sowie einer der Situation angemessenen Notfallausrüstung kann man das Risiko jedenfalls dramatisch senken.
    Ob es damit niedrig genug ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Wir haben übrigens immer(!) einen kleinen, griffbereiten(!) Überlebensrucksack dabei. Neben etwas zu futtern und zu trinken, haben wir ein Erste Hilfe Set, ein geladenes Handy, eine Taschenlampe mit Notblitzer, eine geladene Handfunke und ein 121,5 / 406 MHz PLB drin. Abhängig von der Gegend, in der wir unterwegs sind, wird diese Ausrüstung noch ergänzt.

    Viele Grüße,

    Oliver
  • @Oliver Reik
    Ich habe nirgends geschrieben, dass ′bei der bevorstehenden Notwasserung nur geringste bis gar keine Überlebenschanchen haben wird′. 
    Ich halte die Überlebenschancen nach einer Notwasserung für recht hoch, wenn man es richtig gemacht hat. Ob man dann noch rechtzeitig rausgefischt wird, das ist eine zweite Frage.

    Cirrus: Das Rettungssystem ist ausreichend für eine Gesamtzulassung des LFZ getestet worden. Kein einziger Test wurde mit einem Aufsetzen auf Wasser durchgeführt. So steht es eindeutig in den Unterlagen. Die theoretischen Überlegungen zu diesem Notwasser-Aspekt wurden durch die Erkenntnisse nach tatsächlichen Nowasserungen bestätigt: Verletzungen, auch der Wirbelsäule, durch offensichtliche härtere Impacts, die mit dem Fahrwerk auf Land vermieden worden wären. Diese Tatsache und der Hinweis darauf beeinhalten keinerlei Hinweis auf "geringste oder keine Überlebenschancen".

    Ich würde eine Cirrus, da mit starrem Fahrwerk, ebenso wie ein UL, immer mit rechtzeitig aktiviertem Rettungssystem notwassern. Weil ich überleben will.
    (Vor kurzem waren im Netz noch die Fotos nach einer Wasserlandung mit einer SR. Der Schirm war schön gespannt, weit weg vom Flieger. An den gespannten Seilen hatten sich die beiden Insassen festgehalten. Die Fotos hat der Pilot selber gemacht. Als der Rettungshubschrauber kam, haben die beiden sich vom Flieger und Schirm wegtreiben lassen, um gefahrlos an Bord des Helis gewinched zu werden. Kann die Fotos leider i.A. nicht finden)
     
    Müsste ich eine C182RG mit eingezogenen Füßen notlanden, würde ich versuchen, sie zu wassern. Erstens, weil sie kein RT hat. Zweitens, weil der fußlose Rumpf einer RG, wie mehrfach belegt, eine hohe Chance auf eine zertörungsfreie Wasserung gibt.
  • Es mag ja sein, dass so manchem Trockenschwinmmer eine größere Pfütze schon wie der weite Ozean erscheint, trotzdem lautet der Titel dieses Threads "Motorausfall über Meer!", was natürlich damit gleichzusetzen ist, dass man sich unmittelbar nach diesen erschreckenden Ereignis mehr oder weniger handlungsfähig in Wasser treibend wiederfindet und von Horizont zu Horizont wahrscheinlich weder Land noch ein rettendes Schiff erblicken wird.

    Wer diesen Zusstand, aus dem man sich auf keinen Fall aus eigener Kraft mehr befreien kann, als leicht überlebbar bezeichnet - nicht anderes bedeuted nämlich das:


    Oliver Reik schrieb:
    Demnach stimmt es absolut nicht, dass man ′bei der bevorstehenden Notwasserung nur geringste bis gar keine Überlebenschanchen haben wird′ - das Gegenteil ist der Fall.

    oder auch das:


    Rteissen schrieb:
    Ich halte die Überlebenschancen nach einer Notwasserung für recht hoch, wenn man es richtig gemacht hat. 

    ist ein hoffnungsloser Träumer bzw. hat offenbar eine völlig realitätsfremde Einschätzung von solch einer fatalen Situation!
    Fliegt ruhig über's Meer und wassert erfolgreich, doch seid Euch sicher, wenn Jhr da unten rumdümpelt, seid Ihr in diesem Moment mehr tod als lebendig!!!


    Michael


    PS: Es gibt sicher etliche ULs, die ein ELT eigebaut haben und auch gewichtsmäßig gut verkraften. Was man von einer 2-Mann-Rettungsinsel, falls sie überhaupt reinpasst, bestimmt nicht behaupten kann.
    PPS: Was ist eine "konservativen Bewertung der Wetterbedingungen"?

  • FlyingDentist schrieb:
    Rteissen schrieb:
    Ich halte die Überlebenschancen nach einer Notwasserung für recht hoch, wenn man es richtig gemacht hat. 

    ist ein hoffnungsloser Träumer bzw. hat offenbar eine völlig realitätsfremde Einschätzung von solch einer fatalen Situation!
    Fliegt ruhig über's Meer und wassert erfolgreich, doch seid Euch sicher, wenn Jhr da unten rumdümpelt, Ihr seid in diesem Moment mehr tod als lebendig!!!


    Ich habe sehr große Hoffnung und Chancen einen solchen Vorfall zu überleben, weil ich mich eben nicht auf deine allgemeine Unwissenheit verlasse. Ich habe mich intensiv und praktisch mit diesem Thema beschäftigt und mit sehr qualifizierten Ausbildern zu diesem Thema (alle keine Dentisten) gesprochen, weil die die sinnvolle Nähe zur Realität im Thema haben. Deine "Realität Wasser & Flugzeug" besteht offensichtlich im blind schäumenden Putzen der Windschutzscheibe im Hangar. Da wäre ich wie du mehr tot als informiert.

  • Rteissen schrieb:
    deine allgemeine Unwissenheit
    alle keine Dentisten
    Deine "Realität Wasser & Flugzeug" besteht offensichtlich im blind schäumenden Putzen der Windschutzscheibe im Hangar. Da wäre ich wie du mehr tot als informiert.



    Soeben ist die Sachlichkeit wieder einmal untergegangen ....


    Michael

  • Rteissen schrieb:
    @Oliver Reik
    Ich habe nirgends geschrieben, dass ′bei der bevorstehenden Notwasserung nur geringste bis gar keine Überlebenschanchen haben wird′. 

    [...]
    Du nicht, aber FlyingDentist. ;-)

    Meine Aussage mit der Cirrus bezog sich darauf, dass Du meintest, dass beim UL das Fahrwerk ′absolut nix mit Energieabsorbierung zu tun′ hätte. Bei Cirrus ist das Fahrwerk ein Teil des definierten Systems, beim UL wird die Rettung  lediglich ′irgendwie′ (übertrieben gesagt) montiert. Das heißt aber nicht, dass das Fahrwerk nicht trotzdem dämpfende  Eigenschaften hat.

    Ich habe nirgendwo behauptet, dass das CAPS System von Cirrus in der Situation einer Notwasserung erprobt wurde. Dennoch dürfte der Ausgang einer ′Landung′ an der Rettung bei einer Cirrus kalkulierbarer sein wie bei einem UL, für das keinerlei Simulationen oder Versuche durchgeführt wurden.

    Eines der bekannteren Beispiele für ein Versagen des Rettungssystems ist die Erprobung der Cessna Skycatcher: KLICK
    Der Pilot trug zum Glück auch einen Fallschirm, mit dem er sich retten konnte. Nun sind weder BRS noch Cessna Bastelbuden - was man von so manchem UL-Hersteller eher nicht behaupten kann. Ganz davon abgesehen, dass auch kaum einer eine Trudelerprobung durchführt, ohne die bei der Skycatcher das Problem überhaupt nicht erst entdeckt worden wäre.

    Wie gesagt - letztendlich muss jeder selbst entscheiden, wie er sich in einer Notsituation verhält. Und Recht hat letztendlich der, der eine solche überlebt hat. Ich persönlich würde jedenfalls nur bei Kontrollverlust oder
    einem Motorausfall über alpinem Terrain die Rettung betätigen. Weiterhin orientiere ich mich lieber an bereits vorliegenden Erfahrungen und bewährten Prozeduren, statt mir selbst etwas zurecht zu schustern.

    Das Leben ist zu kurz um jede Erfahrung selbst zu machen (wenn man sie denn überlebt)...     

    Viele Grüße,

    Oliver
  • Oliver Reik schrieb:
    Wie gesagt - letztendlich muss jeder selbst entscheiden, wie er sich in einer Notsituation verhält. Und Recht hat letztendlich der, der eine solche überlebt hat. Ich persönlich würde jedenfalls nur bei Kontrollverlust oder einem Motorausfall über alpinem Terrain die Rettung betätigen. Weiterhin orientiere ich mich lieber an bereits vorliegenden Erfahrungen und bewährten Prozeduren, statt mir selbst etwas zurecht zu schustern.

    Das Leben ist zu kurz um jede Erfahrung selbst zu machen (wenn man sie denn überlebt)...     

    Da sehe ich genauso.
    Eine dieser Erfahrungen heißt eben, je länger man in kalten (jedenfalls deutlich unter Körpertemperatur - wo hat ein mit dem UL erreichbares Meer schon 25°C) Wasser ausharren müsste bis Rettung eintrifft, desto geringer sind die Überlebenschancen.
    Wenn man heute in die Nordsee fiele und sich nicht selbst in Sicherheit bringen könnte, sollte die Rettung innerhalb von 30 Minuten erledigt sein, um eine gute Überlebenschance zu haben. Ihr könnt Euch selbst ausmalen, ob das möglich und/oder wahrscheinlich ist.


    Michael

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