Falsche Geschwindigkeitsanzeige

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Truxxon, ich bin bass erstaunt, was Du so alles liest. Respekt und vielen Dank für den link. Leider beschäftigt sich diese Dissertation mit der Modenkopplungstheorie beim Glasübergang von flüssig zu fest, die nun überhaupt nichts mit den Vorgängen im Pitotrohr und Fahrtmesser zu tun hat. Kennst Du nicht auch Dissertationen, die sich mit der kinetischen Gastheorie beschäftigen, die hier weiterhelfen könnten?


    Michael


    PS: Ich befürchte aber, Du willst mich auf den Arm nehmen. :-)(


  • Zum "Experten"-Streit....

    Truxxon
    : "...auf welchem Technologie-Level Du dich grad streiten willst, positiven
    Guttenberg vorausgesetzt. Ich stell mich dann mal auf einen 200
    Seitenthreat analog zur Laufbanddiskussion ein....
    "

    Schrecklich, wie Recht Truxxon manchmal hat !
  • Michael, es ist doch keine Schande sich in Fragestellungen der Physik einmal zu verrennen. Ein souveräner Pilot macht dann das gleiche wie bei einem verpatzten Landeanflug: er startet noch mal durch!


     


    Dein Anfang mit der Bernoullischen Gleichung war ja schon ganz richtig: Bei 50km/h erzeugen wir unter Normalbedingungen einen Staudruck von ca. 125pa. Rechnen wir mal weiter, und nehmen an, der Schlauch zwischen Staurohr und Fahrtmesser sei 3 Meter lang, mit einem Durchmesser vom 5mm, also einem Volumen von ca. 235ml (ich hoffe das ist realistisch genug). Aus dem Gesetzt von Boyle-Mariotte folgt daraus ein Volumenunterschied von immerhin bereits 300mm^3. Bei 100km/h ist es bereits das vierfache, und bei 200km/h das 16-fache.


     


    Stellen wir uns weiter vor, wir verringern beim Landeanflug die Geschwindigkeit von 150km/h auf 100km/h. Dabei müssen, wenn man es noch mal durchrechnet, vorher angestaute 1427mm^3 Luft wieder aus dem Staurohr hinausströmen. Bitte sag mir nicht, dass Du Dir unter diesem Volumen nichts vorstellen kannst. 1,4ml könnte in der Größenordnung des Schmerzmittels liegen, das Du Deinen Patienten spritzt, oder? (In diesem Punkt lasse ich mich aber gerne korrigieren)


     


    Die nächste spannende Frage ist natürlich, wie lange dieses Luftvolumen nun braucht um durch die Staurohröffnung zu strömen. Im „Normalfall“ müssen wir uns um diese Dauer absolut keine Sorgen machen, da die Öffnung groß genug ist. Wir sprachen aber weiter oben vom Einbringen einer Spritzennadel! Um jetzt zu berechnen, was da genau passiert, landen wir bei der Strömungsdynamik und der Differentialgleichung von Navier-Stokes. Das erspare ich uns an dieser Stelle. Um es dennoch abzuschätzen, ziehe ich mal das Gesetz von Hagen-Poiseuille heran, im Grunde eines der vielen Ergebnisse von Navier-Stokes und für laminare Strömung durch ein dünnes Rohr in unserem Fall ausreichend gut geeignet. Mit einem Blatt Papier und Bleistift komme ich bei unserem Landeanflug also zu folgendem Ergebnis:


     


    Kanüle, 3cm lang, Innendurchmesser 1mm => 3ms. Kein Thema, das merkt kein Mensch.


    Kanüle, 3cm lang, Innendurchmesser 0,4mm => 0,1s. immer noch kein Thema, könnte aber für eine spürbare Dämpfung der Anzeigenadel bereits ausreichen.


    Kanüle, 3cm lang, Innendurchmesser 0,1mm => 30s. Jetzt wird’s bedenklich! Aber auf diese Idee wird (hoffentlich) auch niemand kommen.


     


    Einen schönen Tag noch - Rüdiger

  • Noch eine kleine Korrektur:


    Das angenommene Schlauchvolumen beträgt natürlich nur ca. 60ml, was aber an den Grössenordnungen der Abschätzung nichts bedeutendes ändert, da bei obiger Rechnung das Volumen der Druckdose im Fahrtmesser noch gar nicht mitberechnet wurde.

  • Moin,

    wieso ist die Birgenair 301 im Jahr 1996 wegen eines teilweise blockierten Pitot-rohres und damit zu hoch!! angezeigter Geschwindigkeit abgestürzt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Birgenair-Flug_301

    Bei verstopftem Rohr wird danach eine zu hohe Geschwindigkeit angezeigt.....oder ???

    Danach müsste mein Drucksystem auch irgendwo verstopft sein (wenn auch nur ein bisschen)

    Achim
  • fl95 schrieb:
    Moin,

    wieso ist die Birgenair 301 im Jahr 1996 wegen eines teilweise blockierten Pitot-rohres und damit zu hoch!! angezeigter Geschwindigkeit abgestürzt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Birgenair-Flug_301

    Bei verstopftem Rohr wird danach eine zu hohe Geschwindigkeit angezeigt.....oder ???

    Danach müsste mein Drucksystem auch irgendwo verstopft sein (wenn auch nur ein bisschen)

    Achim
    Hallo,

    weil man für den Fahrtmesser beide Drücke benötigt. Aus dem Staurohr kommt die Summe aus statischem und Staudruck. Aus dem Staticport nur der statische Druck. Die Differenz ergibt dann den Staudruck, aus dem der Fahrtmesser die Geschwindigkeit "ausrechnet".

    Wenn man jetzt steigt, sinkt der statische Druck (mit der Höhe). Der Druck im verstopften Staurohr bleibt mehr oder weniger konstant. Die Differenz wird größer. Scheinbar steigt die Geschwindigkeit -> Der Fahrtmesser zeigt mehr oder weniger die Höhe an. Und je höher ...

    Tobias
  • Sehe ich genauso Tobias


    Und jetzt mal die Sache etwas weitergesponnen, und ich würde das Staurohr zu einem static port umfunktionieren (also das Loch nicht mehr in den Fahrtwind richten, ich hoffe Ihr wisst was ich meine), und dieses dadurch entstandene 2. static port wäre (z.B. durch ein Kapillarrohr) verjüngt, oder eben nur verdreckt, dann wäre der Fahrtmesser ein Vario. Das ist das was ich weiter oben mal angedeutet habe. Tut hier allerdings wirklich nichts zur Sache und dürfte unseren fliegenden Zahnarzt noch weiter verwirren, als er jetzt sowiso schon ist.

  • Ausgleichsgefäß?
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