Basiswissen digital gesteuerte Verstellpropeller mit Rotax

Forum - Technik & Flugzeuge
  • Hallo zusammen,

    vor kurzem habe ich eine Einweisung bekommen auf einer neuen Rotax 912ULS Maschine des Vercharterers, die mit einem digital gesteuerten Verstellprop ausgestattet ist.



    • Das Steuergerät ist Flybox PR-1
    • Die Maschine verfügt außerdem über einen MAP-Sensor sowie einen zusätzlichen "analogen" Drehzahlmesser von Rotax

    Leider hat der Fluglehrer wohl nur geringe Erfahrung mit Verstellprops und konnte mir nicht viel mehr erzählen als im Flybox-Handbuch und in den Checklisten steht:

    • Vor dem Start 5400 (maximal sind 5500 einstellbar)
    • Nach dem Start 5000 zwecks Lärmminderung
    • Im Reiseflug 4700
    • Vor der Landung wieder 5400, falls man durchstarten muss

    Im Internet findet man meistens Informationen zur klassischen Konstellation aus öldruckgesteuerten Props mit Lycoming/Continental und blauem Hebel. Daher einige (Anfänger-)Fragen an Piloten mit Flybox:

    • Warum sollte man mit 5400 statt 5500 starten/durchstarten?
    • Solange Flybox im Auto-Modus (Constant Speed) läuft, ist man vom Overspeed in allen Fällen geschützt?
    • Gibt es unerwünschte Kombinationen der eingestellen RPM mit Gashebelpositionen, die den Rotax realistischerweise schädigen könnten?
    • Wenn man sich beeilen muss (Verzögerungen, Gegenwind, der Sonnenuntergang nähert sich, der Flugplatz schließt bald usw...), erreicht man wohl die höchste Geschwindigkeit im Reiseflug mit 5500 (feinster Pitch) und Vollgas. Abgesehen vom Spritverbrauch und etwas erhöhtem Verschleiß, was auch beim Fixprop nicht anders wäre, ist es in irgendeiner Weise bedenklich?

    Danke für eure Antworten.

  • Das sollte Dein Fluglehrer eigentlich alles beantworten können. Eigentlich spielt es keine Rolle ob hydraulisch oder elektrisch geregelter Propeller, auss der Regelgeschwindigkeit.

    Vermutlich ist die Idee, etwas Regelabstand zur 5500 zu haben und ein Überdrehen beim Gas geben zu vermeiden.

    So habe ich als einstellbares Maximum 5700, um etwas Luft zur 5800 zu haben.

    Der Regler kann nicht garantieren, dass Du nie überdrehst, wenn der Maximalpitch erreicht ist und Du mit viel Leistung und sehr schnell fliegst. Aber typischerweise sollte der Propeller weit genug stellen und dann bist Du weitestgehend abgesichert.

    Ja, zu hohe Leistung bei kleiner Drehzahl kann den Motor schädigen, evtl. sogar kapital zerstören. Für den 912S zb nicht mehr als 27inch unter 5200 RPM.

    Steht im Betriebshandbuch des Motors und in dem gerade erschienenen SB.

    Nein, das tut dem Motor nicht weh, solange er bei maximaler Dauerleistung kein Kühlproblem hat.

  • Naters schrieb:
    Vor dem Start 5400 (maximal sind 5500 einstellbar)
    Wer diesen Wert vorgegeben hat, ist sich hoffentlich im klaren darüber, dass man bei dieser Einstellung (beim Start!) auf ~10% der möglichen Motorleistung  verzichtet (bleiben 90 PS im Idealfall - bei Installationen ohne Airbox noch weniger)

  • Naters schrieb:
    Im Internet findet man meistens Informationen zur klassischen Konstellation aus öldruckgesteuerten Props mit Lycoming/Continental und blauem Hebel.
    .... außer, dass man  hier auch einen Artikel dazu findet....

    Viele Grüße
    vom Bodenpersonal im Unruhestand
    Ralf

  • Hallo Zusammen,

    ich fliege seit über 2 Jahren mit einer Aeroprakt A32 in der Gegend rum, die genau diesen Flybox- Regler in Kombination mit einem elektrisch verstellbaren Neuform- CS- Prop drin hat.

    Anfangs gab es große Diskussionen im Verein über die einzustellende Startdrehzahl, da Neuform damals auch diese ominösen 5.500 Umdrehungen angab. Aus meiner (Schlepp-) Erfahrung mit der C42 mit Verstellprop heraus hielt ich das von Anfang an für Unsinn und hab′s dann einfach ausprobiert:

    Spät Abends, bei Windstille, einen Start mit 5.500 rpm und einen mit 5.700 rpm, Bremse fest, bis Drehzahl konstant anliegt, Bremse auf und bei 70 km/h von der Bahn nehmen. Ergebnis: mit 5.700 rpm war Beschleunigung besser und die Rollstrecke um ca. 40m kürzer. Seitdem wird bei uns nur noch mit 5.700 rpm gestartet und gelandet.

    Zum Thema Overspeed: der Propeller verstellt, wie alle elektrischen, langsam. Hydraulische machen das schlagartig. Also darf man das Gas nicht ruckartig reinschieben. Je höher die Fluggeschwindigkeit ist, um so schlimmer wird dieser Effekt.  Wenn man z.B. aus dem Reiseflug mit ca. 170 km/h und 4.800 rpm Drehzahleinstellung in den Sinkflug geht, dann fährt der Propeller in die kleinste Steigung zurück (LED leuchtet). Wenn man dann wieder Gas gibt, muss man das ganz vorsichtig machen, andernfalls riskiert man Überdrehzahlen. Der Propeller braucht erfahrungsgemäß in der Situation mindestens 3- 4 sec um nachzuregeln!

    Aeropraktische Grüße aus EDQW

    Wolfgang

  • Naters schrieb:
    vor kurzem habe ich eine Einweisung bekommen auf einer neuen Rotax 912ULS Maschine des Vercharterers, die mit einem digital gesteuerten Verstellprop ausgestattet ist.
    Das Thema hatten wir mal ausführlicher behandelt in diesem Faden.

    Kurzfassung:
    - Wenn Prop korrekt eingestellt ist (im Stand bei ausgehängter Verstellung solange die mitgelieferten Einstellscheiben zufügen/wegnehmen, bis max. 5.500 U/min anliegen), dann ist ein überdrehen ausgeschlossen, egal wie schnell man wann Gas gibt.
    - Start mit max. Drehzahl
    - Steigflug mit 5.200 U/min
    - Unter 5.200 U/min erst gehen, wenn MAP unter 27 inHg gefallen ist, entweder weil Gas reduziert wurde oder die steigende Flughöhe diesen Wert limitiert
    - Unter 5.000 U/min würde ich generell nicht gehen
    - Ein Rotax muss drehen, um sich richtig wohl zu fühlen. NICHT abwürgen!

    klemm25d schrieb:
    einen Start mit 5.500 rpm und einen mit 5.700 rpm, Bremse fest, bis Drehzahl konstant anliegt,

    Wenn 5.700 im Stand einstellbar sind, ist euer Prop falsch eingestellt. Lest und befolgt besser die Einbauanweisung von Neuform. Sonst kann eine Fehlbedienung (zu schnelles Gas reinschieben im falschen Moment) seeehr teuer werden!


    Chris

  • ich finde den ersten Punkt etwas missverständlich, Verstellung ausgehängt quasi wie fix Prop. Das ist meiner Meinung nach stark vom Blatt abhängig, wenn ich mein Helix 1,95m Blatt am Boden fix auf 5500U/min einstelle, müsste ich den Flieger maximal an die Latte hängen, sowie ich bischen im Steigen nachlasse geht die Drehzahl in den roten Bereich. So richtig entspannt ist das nicht.

  • Chris_EDNC schrieb:
    Wenn 5.700 im Stand einstellbar sind, ist euer Prop falsch eingestellt
    Vieleicht meinst du das Richtige - ist aber missverständlich ausgedrückt, weil es um den Soll/Ist - Vergleich geht.

    "Einstellbar" am Regler sollen die 5700 1/min natürlich sein!

    aber:

    Am Boden (wenn das LFZ noch steht) sollten sie, aufgrund des mechanisch einzustellenden Minimum-Pitch noch nicht ganz erreicht werden können. Erst wenn die Fuhre rollt, geht die Drehzahl (strömungsbedingt) dann auf 5700 bis max, 5800 1/min.

  • Andreas_G schrieb:
    Vieleicht meinst du das Richtige - ist aber missverständlich ausgedrückt, weil es um den Soll/Ist - Vergleich geht.
    Vielleicht meinte er es anders (ich verstehe es so, dass er am Boden die 5.700 U/min auch wirklich erreicht) und ja, es sollte bei Start der Maximalwert, den die Kontrolleinheit anbietet, eingestellt werden. Serienmässig wird diese von Neuform (auch das Flybox-Instrument) mit einem auf max. 5.500 U/min einstellbaren Wert geliefert. Ich habe mir das extra auf 5.800 U/min freischalten lassen, welchen ich auch immer vorwähle. Am Boden stehend erreicht er (wegen der hardwaremässig eingestellten Grenzdrehzahl) damit max. 5.500 U/min, bei Startlauf und im Steigflug geht diese etwas hoch, ich glaube auf 5.600 U/min oder so...

    Chris

  • Hallo Chris,

    ich sehe das anders: wenn Du mit 5.700 rpm losrollst und dann im Steigflug beschleunigst bleibt es bei den 5.700 rpm. Constant Speed nennt sich das. Einfach mal die LED am Steuergerät beobachten, die geht dann aus, d.h. der Prop verstellt in Richtung größere Steigung und damit ist ein Überdrehen ausgeschlossen.

    Wichtig ist allerdings, dass die Verstellkulisse in der Propellernabe bei kleinster Steigung nicht ganz an den Abstandsscheiben anliegt, die Schubstange zum Umlenkhebel also unterSpannung steht, da sonst lt. Neuform hier ein "Totgang" im System ist, der zum Überdrehen führen kann.

    Beste Grüße

    Wolfgang

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