Hallo, Fliegerfreunde,
ich heiße Alex und bin seit ca. 15 Jahren ein fleißiger Leser der Beiträge in diesem Forum.
Nun wende ich mich das erste Mal an euch, weil ich seit 14 Monaten ein technisches Problem mit meinem Flieger habe und nicht mehr so richtig weiter weiß und hoffe inständig, dass jemand von euch eine Idee hat.
Zuerst hier ein paar Fakten, damit ihr ein ungefähres Bild von mir bekommt.
Ich habe eine Pottier 130 Ul mit einem Sauer-Motor
Typ 2100 Ul Einfachzündung und Einfachvergaser (Bing 64/32)
Ich fliege hauptsächlich in Mecklenburg Vorpommern, bis vor ca.14 Monaten hat es nie irgendwelche Probleme gegeben.
Jetzt ein paar Fakten zu meinem Problem:
1. Motor springt immer super an, egal wie warm oder kalt
2. Motor läuft im Flug sauber und rund, alle Werte, Temperaturen und Drücke im Soll.
3. Der Motor bringt in jeder Situation die volle Leistung
und der Kraftstoffverbrauch ist völlig normal
Das klingt ja erst einmal alles gut, aber wenn ich eine
bestimmte Höhe erreicht habe, so zwischen 3500 ft und 4500 ft, passiert folgendes (es muss definitiv etwas mit dem abnehmenden Luftdruck zu tun haben, denn wenn der Druck am Boden schon etwas niedriger ist, fangen die Symptome etwas früher an und wenn der Druck etwas höher ist, kann ich auch höher steigen):
1.Der Motor fängt an, sich ein wenig zu schütteln
2.wenn mann nichts unternimmt, wird das Schütteln immer mehr, so alle 15 Sekunden und dazwischen läuft der Motor normal weiter.
3. Irgendwann geht das Schütteln in einen merklichen
Leistungsverlust über (40% Leistung weg), wenn ich mehr Gas gebe, passiert nichts.
Kurioserweise läuft der Motor während dieser Phase relativ konstant weiter.
Das einzige Instrument, welches reagiert, ist die Abgastemperaturanzeige, die geht innerhalb von 10 Sekunden von Norm auf Null.
Es fühlt sich an wie eine lehrbuchmäßige Vergaservereisung. Vergaservorwärmung und elektrische Zusatzpumpe, die den Kraftstoffdruck erhöhen, bringen keine Veränderungen.
Wenn ich in den Sinkflug gehe und unter diese kritische Höhe komme, steigt wieder die Abgastemperatur und der Motor läuft, als hätte es diesen Vorfall nie gegeben.
Ich könnte stundenlang in 3450ft fliegen, möchte ich aber auf 3500ft steigen, geht das nicht; komme ich in ein Gebiet mit niedrigen Luftdruck, muss ich sinken.
Steigt der Druck, kann ich höher und so weiter ...
Folgende Maßnahmen wurden bereits getroffen:
1. Vergaser war zur kompletten Überholung und Neueinstellung bei Sauer im Werk
2. Beide Pumpen bringen volle Leistung und ausreichend Kraftstoff
3. Der Vergaser ist unter der Cowling und kann nicht vereisen (bekommt genug vorgewärmte Luft)
4. Tank wurde entleert und neuer Kraftstoff eingefüllt
(eventuell Wassertropfen im Tank)
5. Belüftung des Tanks wurde vergrößert
Alle diese Maßnahmen brachten keine Veränderungen.
Es wurde auch alles kontrolliert, ob es irgendwelche Veränderungen unter der Cowling gegeben hat, zum Beispiel Undichtigkeiten oder defekte Schläuche, aber es wurde bisher nichts gefunden.
Vielleicht hat von euch jemand eine Idee oder kennt
sogar solch ein Problem. Ich bin für alles dankbar, auch wenn es noch so absurd erscheint.
Vielen Dank schon mal im Voraus für euren Input.
Fliegerische Grüße an alle
Alex
Sauer Motoren sind ja eigentlich keine Flugmotoren sondern modifizierte VW Automotoren,, auf Stand und mit Zulieferteilen der letzten in Brasilien gebauten Baureihe der luftgekühlten Boxer.
Der verwendete Vergaser, hat soviel ich weiß, keine Funktion das Gemisch während des Fluges zu verändern.
Es handelt sich wohl um den BING-Gleichdruckvergaser Typ 64-32
Folgende Informationen gibt es dafür von Sauer: Vergasererklarung_BING_64-32
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Je nach Empfindlichkeit des Motors ist bei geringerer oder größerer Zunahme der Meereshöhe eine
Anpassung der Vergasereinstellung zweckmäßig, welche die ursprüngliche
Gemischzusammensetzung wieder herstellt. Mit zunehmender Meereshöhe und geringerem
Luftdruck mindert sich auch das Gewicht der vom Motor angesaugten Sauerstoffmenge. Die damit
verbundene Leistungsminderung kann mit einer Anpassung der Vergasereinstellung nicht
kompensiert werden.
Zur Anpassung des Vergasers genügt im allgemeinen die Veränderung der Hauptdüsengröße. Nur in
besonderen Fällen ist auch eine andere Nadeldüse und/oder eine andere Leerlaufdüse zu wählen.
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Ich würde:
Mir erst einmal einen anderen Vergaser von jemanden ausleihen (von einem in der Höher sauber laufenden Motor)
oder wenn das nicht möglich ist,
mit einer anderen Düsenkombination (mehr Luftüberschuß) ausprobieren ob der der Effekt bei gleicher Höher wieder auftritt.
Das aber alles in Platzrundennähe in Absprache mit dem Flugplatz.
Bei Lycoming Motoren ist der Vergaser auch unter dem Motor. Und die können auch vereisen. Das findet aber meistens nur beim Sinkflug statt und da hat man einer Vergaservorwärmung.
Guten Morgen Alex,
es gibt einen einfachen Trick beim Bing um festzustellen, ob der Motor abmagert oder zu fett läuft: man lege einen dünnen Schlauch von der Schwimmerkammerbelüftung ins Cockpit und erhöht oder verringert den Druck.
Das geschieht ganz einfach, indem man am Schlauch saugt oder etwas reinpustet.
Saugen am Schlauch = leanen.
Aber Vorsicht: die Druckänderungen dürfen nur ganz minimal im Bereich von vielleicht 10 mbar ein. In der Höhe würde ich mit einem leichten Saugen am Schlauch anfangen.
Viel Erfolg....
Viele Grüße
vom Bodenpersonal im Unruhestand
Ralf
.... und wie immer gilt: traue keinem Bing-Vergaser, den Du nicht selbst zusammengebaut hast.
Hallo Ralf,
interessehalber lese ich mit. Wenn sich der Luftdruck in der Schwimmerkammer verringert, sollte dadurch nicht der Schwimmer etwas höher kommen? Also eher etwas höherer Schwimmerstand/ fetteres Gemisch? Im Verhältnis zur Benzinmasse aber wohl vernachlässigbar?
(Das es insgesamt mit Höhe wg. geringerem Sauerstoff abmagert ist verstanden).
Ich hatte diese Vergaser auf einigen BMW-Boxern. Bin öfter damit in den Bergen gewesen. Konkrete Schüttelneigung ab einer definierbaren Höhe habe ich nie kennengelernt. Wohl aber kontinuierlich abnehmende Leistung.
Sicher, daß es keine Vergaservereisung sein kann? Je nach Luftführung kann dies ja auch "unter der Cowling" auftreten.
Gruss,
Jürgen
elanbaby schrieb:.... nein, es geht ausschließlich um die Druckdifferenz am Mischrohr.
Wenn sich der Luftdruck in der Schwimmerkammer verringert, sollte dadurch nicht der Schwimmer etwas höher kommen?
Wird sich der Druck in der Schwimmerkammer verringert, wird dadurch das gesamte Gemisch magerer.
Deshalb kann es auch zu Problemen führen, wenn der Schlauch zur Schwimmerkammerbelüftung nicht an einem druckneutralen Ort endet. Hängt er z.B. unten aus der Cowling raus, wird der Flieger massive Probleme bekommen.
Bei Deiner BMW war das nicht so ein Problem in der Höhe, da sie grundsätzlich viel magerer abgestimmt ist wie ein Rotax-Vergasermotor. Bis sich hier dann auf Grund der Höhe Aussetzer bemerkbar machen, läuft er immer noch nicht fett genug.
Viele Grüße
vom Bodenpersonal im Unruhestand
Ralf
Schon mal an Dampfblasen gedacht? Das Problem hatte ich mit meinem Limbach (ähnlich Sauer). Zwar nur bei heißen Wetter, aber die Motorwärme kann bei ungünstiger Treibstoffleitungsverlegung auch dafür sorgen. Die Dampfblasen lösten sich durch den geringeren Außendruck erst bei einer bestimmten Höhe und führten genau zu den von Dir beschrieben Effekten. Unterstützt wird das Ganze wenn es keine Rücklaufleitung gibt (ist meist so bei Limbach/Sauer).
Einfach mal AVGAS tanken. Das führt nicht so schnell zu Dampfblasen wie Autosprit. Wenn das hilft, musst Du mal die Treibstoffleitungsverlegung optimieren.
Hallo Fliegerfreude,
vielen Dank schonmal für eure Ideen.
Ich werde versuchen sie Zeitnah umzusetzen, Feedback bekommt ihr auf jeden Fall.
Bis dahin alles gute.
Hört sich für mich auch nach Vergaservereisung an... hast du mal geprüft, ob die Vergaservorwärmung noch funktioniert? Ich habe schon öfter mitbekommen, dass der Bowdenzug gerissen war und daher beim Ziehen der Vorwärmung exakt gar nichts passiert ist...
Bei uns im Verein ist der B-Falke mit einem Sauer gerade wegen Motorproblemen gegroundet. Eventuell ist es bei dir was ähnliches:
Ein GFK-Teil eines Ventils der Benzinpumpe hat sich mit der Zeit aufgelöst, sodass kleine Kunststoffteilchen ab und zu Probleme im Vergaser verursacht haben. Die Probleme kamen sporadisch wenn die Teilchen ungünstig gesaugt wurden. Der Vergaser war natürlich unauffällig.
Moin Alex,
bist Du schon weiter gekommen?
Viele Grüße
vom Bodenpersonal im Unruhestand
Ralf
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