Bauscher schrieb:Da ich selbst schon jenseits der 50 bin kannst du davon ausgehen, dass ich das durchaus auf dem Schirm habe. Aber mach dir keine Sorgen: Zumindest was das Autofahren angeht, droht keine Gefahr: Die Senioren sind die größte Wählergruppe - da wird sich keine Politiker rantrauen. Und für mich persönlich gehe ich davon aus, dass es in einigen Jahren das automatisierte Fahren ermöglichen wird, dass selbst Blinde noch am Straßenverkehr teilhaben können.
Dreimal tief durchatmen und Ihr werdet erschrecken, wie schnell Ihr dann selbst zu den "Alten" gehört! Spätestens dann habt Ihr Eure Meinung bezüglich Medical für Alte grundlegend geändert!
Zum Thema "Fahruntüchtige Senioren" muss ich aber unbedingt noch folgende Anekdote zum Besten geben:
Vor etwa einem Jahr kam ich in meiner Nachbarschaft zu Fuß einen Weg hoch, der am Ende in eine stark abschüssige Sackgasse übergeht. Unten am Ende der Sackgasse, an der Absperrung zum Fußweg, stand ein Auto quer, es roch stark verbrannt - die Kupplung hatte ordentlich gequalmt. Neben dem Auto ein verzweifelter Senior, desperater Blick, schätzungsweise Anfang-Mitte 80: "Können Sie mir helfen, ich komm hier nicht raus." Ich mich in den Wagen gesetzt, Handbremse gezogen – Wagen starten – Kupplung langsam kommen lassen und die Handbremse langsam gelöst. So wie ich es vor über 30 Jahren in der Fahrschule gelernt habe ;) Das Auto gewendet und – sicher ist sicher – den Hobel noch 50 Meter den Hang raufgefahren, wo die Straße deutlich flacher wurde. Wagen rechts ran, Handbremse ziehen, Motor aus. Der Senior ganz dankbar steigt ein und ich gehe, noch ganz beseelt von meiner guten Tat, den Weg weiter hoch. Plötzlich ein verzweifeltes Rufen:
"Der Wagen läuft nicht! Ich gebe Gas und der Wagen läuft nicht!“.
Ich “Sie müssen erst den Motor starten".
Er: "Ach so".
Er startet also den Motor, würgt ihn beim Anfahren noch einmal ab, startet erneut, fährt los und semmelt mit stark überhöhtem Tempo auf die Ampel zu, die gerade zuvor auf Rot gesprungen war. Egal – er brettert bei Rot rüber, beim Abbiegen noch ein leichtes Reifenquietschen und ich blicke Fassungslos hinterher….
Tja, wenn man den Fluchtwagen für ′nen Banküberfall nicht rechtzeitig an ′n Laden kriegt, dann wird man in solcher Situation schon mal fahrig... *grins*
Solche Horrostories gibt es selbstverstaendlich in allen Alterklassen, auf ein bestimmtes Geschlecht spiele ich noch nichtmal an :)
Chris
EDXJ schrieb:Nein, die Schwarz-Weiß Fraktion hat da ja ganz deutlich andere Ansätze ... und ja, Du gehst da recht differenziert an das Thema heran. Wir haben einerseits die No-Medical Fraktion und deren Argumentation ist tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. In No-Medical Märkten gibt es nicht mehr Unfälle und auch nicht mehr vermiedene Drittschäden am Boden. Insofern ist der Ansatz in der Kette der Ursachenvergleiche tatsächlich legal. Die Summe der Unfälle wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen TROTZ Medical unterstützt die These und zeigt EIGENTLICH, wie stumpf die Waffe ist - oder wie GROSS die Anstrengungen sind, den Sinn des Medical zu unterlaufen, weil die Bedrohung durch das Medical zu groß ist. Da liegt - glaube ich wenigstens - ein fetter Hase im Pfeffer. Zunächst muss mal allen klar sein, dass ein Medical in der gegenwärtigen Form die Piloten mehr bedroht als den Rest der Bevölkerung schützt. "Bedroht", weil die betroffenen Piloten einen massiven Image Schaden erleiden. Lächerlich? Hmmm... Ich kann Trump werden und krank sein, niemand merkt es. Ich kann Impotent sein und weiterhin ein Hengst-Image vor mir her schieben, solange meine Partnerin dicht hällt. Ich kann HIV Positiv sein und niemand merkt es. Ich habe einmal Buthochdruck zum Medical (Weißkittelallergie) und mein ganzer Verein und meine mikrosoziale Umgebung weiß es weil - ich kann nicht mehr fliegen! Ein Pilot erleidet mit dem Medical-Verlust eine Stigmatisierung. Lacht darüber, belächelt es, es ist so. Dann habe ich im Hangar (300 Euro/Monat) ein Flugzeug stehen (1000/Monat) und bin Flug-Thrill-süchtig. Übersetzt: Ich bin leidenschaftlicher Flieger. Ich habe Stress im Beruf, Stress mit Partner, aber wenn ich im Flugzeug sitze, fällt alles ab. Geht es nicht jedem so? Wegen einmal Bluthochdruck wird es mir verboten. Ich zahle immernoch 1300/Monat, ich darf aber nicht mehr fliegen. Das ist nicht gerade Blutdruck-regulierend.
Ich gehe allerdings davon aus, dass du mich nicht zur Schwarz-Weiß-Fraktion zählst. Differenzierter als ich es hier versuche, kann man bei dem Thema doch nun wirklich nicht argumentieren... ;)Ansonsten irritiert mich immer noch der emotionale Furor, den das Thema hier auslöst.
BREAK Für die Pfennigfuchser-schwarz-weiß-Fraktion: Das mit dem Blutdruck war nur ein Beispiel in der Hoffnung, jeder weiß was gemeint ist. Wenn das nicht gewußt wird, kommentiert lieber die Seite mit den Damenfliegeruhren. BREAK OFF
In dem Zusammenhang muss man tatsächlich in Frage stellen, ob in der Freizeitfliegerei tatsächlich eine solche Gefährdung existiert, die eine derart drakonische Bedrohung des Individuums rechtfertigt.
Es wurde hier schon angesprochen: Ein Medical als Momentaufnahme am Stichtag ist tatsächlich ein Freibrief. Ich habe das Medical, also bin ich, also darf ich fliegen. Unter QM-Aspekten würden man heute in der Industrie solche Prozesse nicht mehr installieren, weil sie einfach untauglich sind. Dorrt interessiert mich nicht der Zustand am Stichtag, sondern an den 720 Tagen zwischen den Stichtagen und die gesundheitlich bedingten Unfälle trotz Medical bestätigen genau das. Also brauche ich Prozesse, die genau diese 720 Tage bedienen und das geht nur über Ausbildung, Reflexion und Verantwortung. Klar, Modewort, aber mit dem existierenden Medical bauen wir Verantwortung ab statt auf. Ich habe das Medical, also bin ich, also darf ich fliegen, also bin ich gesund, es steht auf dem Papier. Und ehrlich, wer will es diesem Piloten am Tag 410 (Rest 310) nach erfolgreichen Medical verbieten? Drei Bier vor dem Start, ich hab doch ein Medical, ich darf fliegen. Wie sähe das ohne Medical aus? 3 Bier, ist es wirklich eine gute Idee? Die Positivlegitimation durch das Medical ist plötzlich weg.
Das wird dauern, bis das in die Köpfe geht. Das Medical stehen lassen und verschärfen ist der einfachere Weg. Aber einfach ist nicht immer gut und schon lange nicht besser. Zudem unterschätzt ihr die regulierende Kraft des Vercharterers oder der Vereine. Ich durfte neulich erleben, wie ein Junger Kerl, frische PPL, kaum 60 Stunden Erfahrung nach Prüfung vom Vereinsvorstand untersagt wurde, auf einer Veranstaltung Gäste zu fliegen. Irgendjemand hatte massive Bedenken wegen zuviel Rambo im Blut. Gott, was hat der Typ sich aufgeregt ... und schon diese Reaktion zeigte, wie weit dessen Persönlichkeit von verantwortungsvollem Handeln entfernt war. Der statt dessen fliegende 70-Jährige war da einfach der Gelassenere und "reifere" Pilot für den Tag, aber vielleicht hätte er tatsächlich 3 ms länger gebraucht für eine kritische Entscheidung, wer weiß? Vielleicht hätte er aber auch die Situation vermieden, in der 3 ms eine Rolle gespielt hätten?
Frank
EDXJ schrieb:Dekorativ aber ist das wirklich geeignet, generell über Medicals für Senioren nachzudenken? Ein Bekannter im gleichen Alter weiß, dass er nachts mit der ganzen Lichtverschmutzung in Hamburg Probleme hat und stellt - ganz eigenverantwortlich - das Fahren nachts ein. Irgendwie ist das eher der typischere Fall. Obiges Erlebnis kann man ebensogut um das 20-jährige Testosteron-Monster ergänzen und wie war das noch neulich mit dem Lamborghini von Tim Wiese in Hamburg? Lass uns nicht immer über die links- und rechtsseitigen Extreme reden. Die sind kum gute Beispiele für mehr Regeln. Lass uns mal über die 95% reden, die unter den Regeln leiden und sie bezahlen sollen, von der Installation bis zur Kontrolle. Das steht einfach in keinem vernünftigen Verhältnis.
Er startet also den Motor, würgt ihn beim Anfahren noch einmal ab, startet erneut, fährt los und semmelt mit stark überhöhtem Tempo auf die Ampel zu, die gerade zuvor auf Rot gesprungen war. Egal – er brettert bei Rot rüber, beim Abbiegen noch ein leichtes Reifenquietschen und ich blicke Fassungslos hinterher….
Wir hatten bis vor ein ppaar Monaten die Differenzierung zwischen Mann und Frau. Eine kleine Minderheit hat sich dadurch benachteiligt gefühlt und dagegen aufbegehrt. Die Regel: Entweder ist man Mann oder Frau. Das war tausend Jahre so, wahrscheinlich eher 4 Mio Jahre und nun hat man diese Regel abgeschafft (oder erweitert, je nach Sichtweite) um ein paar Prozent der Bevölkerung nicht mehr zu benachteiligen. Es geht also, wenn es auch ein sehr dickes Brett war, was da gebohrt werden musste.
Frank
FranHaus schrieb:Definitiv Nein. Ist ja auch nur eine Anekdote. Um die Politik zum nachdenken und handeln zu bewegen, braucht es handfeste Zahlen. Die liegen ja bekanntlich vor. Aber: Es wird sich mit Sicherheit aus den bekannten Gründe (Wählerstimmen) nichts ändern.
Dekorativ aber ist das wirklich geeignet, generell über Medicals für Senioren nachzudenken?
Zudem und da wiederhole mich: Die Technik wird es richten, da bin ich mir sicher.
Und beim Medical wird sich auch nichts ändern. Ich rege mich halt nur nicht darüber auf.
EDXJ schrieb:Solange Du es noch bekommst... ;-)
Und beim Medical wird sich auch nichts ändern. Ich rege mich halt nur nicht darüber auf.
Gruss Stephan
Stephan2 schrieb:Da mache ich mir keine Sorgen. Ich bin Sportler und daher fit wie ein Turnschuh. Auf die 10km würde ich 9 von 10 durchschnittlichen 30jährigen locker abhängen (natürlich nur, wenn die nicht genausoviel trainieren wie ich). Bin manchmal wirklich entsetzt, wenn sich Altergenossen von mir mit ihren 110Kilo aus ihrer C42 schälen. Am besten 2 von diesem Kaliber und 80PS - da wundert man sich, dass der Hobel überhaupt noch abhebt.
Solange Du es noch bekommst... ;-)
Um durchs medical zu fallen, müsste ich schon ernsthaft krank werden. MS, ALS, Alzheimer - es gibt da so einige hässliche Sachen. Aber ob ich mit einer solchen Diagnose wirklich noch fliegen wollte? Wohl eher nicht.
Das ist ja Quatsch,
ein wenig Krebs, sagen wir Pankreas. Geht in jedem Alter. Und wenn die Bauchspeicheldrüse nicht zu retten ist bist Du mit Diabetis Typ 1 raus.
Das dauert nicht mal 1 Monat von Entdeckung bis Ende, aus die Maus!
Soviel zu, ich bin Sportler, kann mir nicht passieren.
Es reicht auch schon eine kleine Sache die aus dem Ruder läuft.
Rüdiger
@Rüdiger
Ein klassisches Beispiel von: "Ich lese nur den ersten Absatz, rege mich auf und haue sofort eine Antwort raus".
Meine Bitte: Lese meinen Post doch einmal wirklich bis zum Ende. Danke
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