Flugerfahrung für sicheres Fliegen

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  • BravoEcho schrieb:
    100 - 300 h ist ein gefährlicher Sektor: man glaubt es zu können, hat aber doch noch viel zu wenig Erfahrung
    Wenn dem so wäre, dann sind wohl die allermeisten Piloten im "gefährlichen Sektor" unterwegs. Wenn der durchschnittliche Vereinsflieger wirklich nur etwa 10 Stunden pro Jahr unterwegs ist (wie es oben steht) und man zudem davon ausgeht, dass die Piloten, die auf gewerbliche Vercharterer zurückgreifen, wohl kaum auf mehr Stunden kommen, dann hieße das, dass - nachdem man die 100h  Marke übersprungen hat - man 20 Jahre im "gefährlichen Sektor" unterwegs ist.

    Zudem glaube ich, dass einem auch die 300h wenig bringen, wenn man - aus welchen Gründen auch immer - lange nicht geflogen ist.

  • Hallo zusammen,

    ja, ich bin Anfänger und noch in der Ausbildung aber trotzdem möchte ich gerne meine Einschätzung (ob richtig oder falsch sei dahin gestellt) abgeben.

    Bei uns im Verein hat man durchaus die Möglichkeit mehr zu fliegen. Es steht immer eine Maschine zur Verfügung die eigentlich nicht für Schulungsflüge genutzt wird. Eigentlich ist der Flugplatz nur am Wochenende geöffnet aber wenn man sich mit jemanden Abspricht der den Flugleiter übernehmen kann darf man sich auch innerhalb der Woche treffen und fliegen, was durchaus gemacht wird.

    Unsere Fluglehrer (wir haben zum Glück vier davon) begleiten auch gerne die "Fertigen" auf Wunsch.

    Bei uns ist es auch kein Problem wenn vorher abgesprochen innerhalb der Woche das Flugzeug für Kurztrips mit zu nehmen. Letztens erst wieder geamacht worden, von Montag bis Freitag "Spazieren geflogen" quer durch Deutschland mit sehr vielen Landungen auf verschiedensten Flugplätzen.

    Was auch gerne gemacht wird ist das bei kritischem Wetter (zum Beispiel Wind oder deutlicher Thermik) von den "Fertigen" immer mal wieder die Maschine für Platzrunden genommen wird um die Situation zu üben (auch den Slip zum Beispiel).

    Ich glaube schon, dass es da genügend Möglichkeiten gibt wenn man sich genau überlegt, welchem Verein man beitritt.

    Bei uns dürfen übrigens Gastflüge zum Beispiel erst übernommen werden wenn man nach Erhalt der entsprechenden Lizenz noch 50 Flugstunden absolviert hat. Das ist eine interne Sicherheitsregel.

    Ausserdem werden in unserem Verein auch Unterrichtsstunden auf Segelflugzeugen angeboten um kritische Situationen (zum Beispiel Trudeln) mit Fluglehrer zu üben.

    Ich denke, wenn man da das breite Spektrum der Möglichkeiten nutzt, ist relativ sichers Fliegen möglich. Ich hoffe, dass sich bei mir irgendwann eine solche Routine einstellt wie beim Autofahren dass ich nicht über jede Situation nachdenken muss - was nicht mit Unaufmerksamkeit zu verwechseln ist ;-)

  • Die sogenannte "Killing Zone" (50-350 Stunden) wird im Buch "The Killing Zone: How & Why Pilots Die" von Paul A. Craig ganz gut thematisiert. Hab mir den Schinken im vergangenen Urlaub durchgelesen.

  • AndreaVK schrieb:
    Bei uns dürfen übrigens Gastflüge zum Beispiel erst übernommen werden wenn man nach Erhalt der entsprechenden Lizenz noch 50 Flugstunden absolviert hat. Das ist eine interne Sicherheitsregel.
    Finde ich etwas seltsam. Wenn der Ausbilder / Verein jemanden zur Prüfung anmeldet, sollte er doch davon überzeugt sein, dass derjenige fliegen kann und nicht nach dem Motto "mal schauen ob er die ersten 50 Stunden überlebt".
    (Abgesehen davon, dass man dann ja genau in der "Killing Zone" ist ;-) )
  • Schnickes schrieb:
    Finde ich etwas seltsam. Wenn der Ausbilder / Verein jemanden zur Prüfung anmeldet, sollte er doch davon überzeugt sein, dass derjenige fliegen kann und nicht nach dem Motto "mal schauen ob er die ersten 50 Stunden überlebt".
    Ich kann Deinen Gedankengang nachvollziehen aber das Auto fahren lernt man auch erst nach der Prüfung im Alltag.

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie unsicher ich die ersten Fahren allene gewesen bin. Heute geht alles automatisch von der Hand (ich fahre etwa 50.000 Kilometer/ Jahr).

    Daher kann ich es absolut verstehen, dass der Verein einem "Neuling" keine Gäste anvertraut.

    Alleine oder mit Fliegerkollegen kann man jederzeit in die Luft.

  • Ich denke 60 h sind fast nicht machbar...zu meinen besten Zeiten hab ich das locker geschafft, nun im Job mit Familie bin ich bei 20-30h...hatte aber auch schon mal ausgesetzt.

    Ich persönlich finde Starts und Landungen bei verschiedenen Wetterlagen (gerne bei komplizierteren Lagen durch Erfahrungsträger begleitet) wichtiger

    Noch wichtiger scheint mir ein Umfeld auf Augenhöhe, also z.B. Vereinkollegen, die Erfahrungen teilen und auch Hilfe annehmen und dir aus einer Kultur der Akzeptanz echtes Feedback geben können.

    Daher halte pauschaule Ansätze (wie zum Beispiel 50h Minimun) für eher kontraproduktiv. Einschränkungen nur da wo sie sein müssen alles andere sorgt eher für noch weniger Fliegerei...

    Grüße

    Jens

  • Es kommt ja auch immer darauf an, welchen Stellenwert das Hobby bei einem hat. "Nebenher" ein bisschen fliegen, ist auf Dauer nicht wirklich optimal.

    Persönlich würde ich zu keinem aufs Motorrad steigen, der nur 10 Stunden im Jahr fährt. Fliegen ist in etwa ähnlich anspruchsvoll.

    Die "Hauptkiller" haben wir alle im Hinterkopf.

    -Wetter

    -mangelhafte Vorbereitung (Sprit, vergessene Handgriffe, etc.)

    -Situationsüberforderung, mangels Training / Erfahrung

    Ein Patentrezept, welches auf jeden Piloten passt gibt es leider dafür nicht. Dafür sind wir zu verschieden. Viele Dinge sind Einschätzungssache, die vor einem Start beurteilt werden müssen. Bis zu welchem Schwierigkeitsgrad packe ich das? Wo fliege ich? Was fliege ich? Wann fliege ich. Wie fit bin ich?

    Je komplexer und schneller ein Flugzeug ist, desto schneller komme ich auch in Schwierigkeiten. Habe ich Autopilot, Efis, pi,pa,po, dann fliege ich schon mal durch Dinge, die man besser sein läßt. Das ganze dann womöglich noch mit reichlich Vorwärtsgeschwindigkeit.

    Pilotiert man einen alten Rohr-Tuch-Draht-Lattenzaun mit 3 Uhren vor der Nase und der Rasans einer Wanderdüne, dann sieht das Risikopotential, zu dem man sich vielleicht noch hinreissen läßt deutlich anders aus. Hinzu kommt, dass man sich aus der Sch... in die man sich evtl. hineinmannöveriert auch besser wieder hinausretten kann.

    Am schwierigsten ist es wohl, wirklich  nüchtern und sachlich an die Sache heran zu gehen, denn gerade in unserem Alter hat man oft genug schon ganz schöne Flausen im Kopf und macht hin und wieder Dinge, die man besser sein lässt.

  • 924driver schrieb:

    Die "Hauptkiller" haben wir alle im Hinterkopf.

    -Wetter

    -mangelhafte Vorbereitung (Sprit, vergessene Handgriffe, etc.)

    -Situationsüberforderung, mangels Training / Erfahrung

    Ein Patentrezept, welches auf jeden Piloten passt gibt es leider dafür nicht. Dafür sind wir zu verschieden. Viele Dinge sind Einschätzungssache, die vor einem Start beurteilt werden müssen. Bis zu welchem Schwierigkeitsgrad packe ich das? Wo fliege ich? Was fliege ich? Wann fliege ich. Wie fit bin ich?

    Je komplexer und schneller ein Flugzeug ist, desto schneller komme ich auch in Schwierigkeiten. Habe ich Autopilot, Efis, pi,pa,po, dann fliege ich schon mal durch Dinge, die man besser sein läßt. Das ganze dann womöglich noch mit reichlich Vorwärtsgeschwindigkeit.

    Pilotiert man einen alten Rohr-Tuch-Draht-Lattenzaun mit 3 Uhren vor der Nase und der Rasans einer Wanderdüne, dann sieht das Risikopotential, zu dem man sich vielleicht noch hinreissen läßt deutlich anders aus. Hinzu kommt, dass man sich aus der Sch... in die man sich evtl. hineinmannöveriert auch besser wieder hinausretten kann.

    Am schwierigsten ist es wohl, wirklich  nüchtern und sachlich an die Sache heran zu gehen, denn gerade in unserem Alter hat man oft genug schon ganz schöne Flausen im Kopf und macht hin und wieder Dinge, die man besser sein lässt.

    Das stimmt natürlich - und jetzt ist die Frage wer macht so etwas eher? Jemand der gerade frisch aus der Ausbildung ist, noch sehr vorsichtig agiert, im letzten Jahr 40 Stunden mit 200 Landungen hinter sich hat (wenn der Schein im Laufe eines Jahres gemacht wurde). Seine Checklisten abarbeitet und schon bei D Gafor überlegt überhaupt zu fliegen?

    Oder jemand mit 100 Stunden in den letzten 5 Jahren, der erst mal 3 Platzrunden fliegen muss um jemanden mitnehmen zu dürfen, der aufgrund seiner "enormen Erfahrung" keine Checklisten mehr benötigt und der auch schon hin und wieder durch den Dreck geflogen ist. Der keinen Peilstab braucht, weil die Tankuhr ja bis jetzt immer gestimmt hat usw.

    Ich finde die Regelung bei uns im Verein gut. Da werden die Gastflüge den Piloten angeboten, von denen die FIs und der Motorflugreferent überzeugt sind, dass sie sie ordentlich und sicher durchführen.

  • Moin,

    ich sehe es immer wieder bei Charterkunden, die chartern eine Stunde, machen einen Rundflug und landen dann wieder auf dem gleichen Platz, wenn die dann mal auf einem fremden Platz wo dann wo möglich auch noch ordentlich böiger Seitenwind herrscht, die Bahn nur 400m hat aus welchen Gründen auch immer landen müssen, haben sie ein echtes Problem.

    Was nützen einem 50.000km im Jahr, wenn ich diese nur auf der Landstraße oder Autobahn gefahren bin und auf einmal in Berlin um die Siegesäule fahren muß oder noch besser in Paris um den Triumpfbogen? genau, nichts.

    Stefan

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