Hallo zusammen,
hätte da mal eine Frage. Das Prinzip des Slippens ist mir bekannt, habe ich ja auch ausgiebig in der Ausbildung geübt: Im Wesentlichen gehts drum, im Landeanflug möglichst schnell Höhe abzubauen.
Jetzt hatte ich neulich eine Situation, in der ich mich noch ein gutes Stück weg vom Flugplatz wähnte, dann aber festgestellt habe, dass ich viel näher war als vermutet. Also musste ich, um die Platzrundenhöhe zu erreichen, entweder ziemlich schnell Höhe abbauen oder einfach nochmal ein paar Kreise fliegen. (Zur ergänzenden Info: Ich war ziemlich allein in der Luft, kein sonstiger Verkehr)
Nun meine Frage: Wäre hier bei Reisegeschwindigkeit ein Slip-Vorgang möglich oder geht das an die Belastungsgrenzen der Maschine? Natürlich würde ich darauf achten, die Reisegeschwindigkeit während des Slip-Vorgangs einzuhalten, um nicht zu stark an Fahrt zu gewinnen oder zu verlieren.
Die Alternative ist ja klar: Erst mal Geschwindigkeit rausnehmen, in Landekonfiguration gehen und dann Slippen. Aber ich dachte mir, vielleicht ist das ja ebenfalls möglich...?
Michael
Hallo Michael,
Zumindest unterhalb der Va sollte Slippen immer möglich sein -> das Betriebshandbuch wird Auskunft geben :-)
BlueSky9
slippen in Reisegeschwindigkeit ist nicht so super.. meist bekommt man mit höheren Geschwindigkeiten auch keine Sinkrate hin. Klappen benötigt man dazu aber keine. Die meisten ULs die ich kenne slippen gut zwischen 100 und 120 km/h...
ulrichx schrieb:Wieso?
slippen in Reisegeschwindigkeit ist nicht so super
Beim Foreward Slip wird die "Reisegeschwindigkeit" wohl kaum zu halten sein, selbst wenn man den Knüppel ganz nach vorne drückt, bietet man doch dabei der anströmenden Luft sozusagen die volle Breitseite (Seitenruder ist ja auf Anschlag).
Dieses Manöver sollte jeder Flieger, wie BS9 schon geschrieben hat, bis zur Va aushalten können und auch zu vernünftigen Sinkraten führen. Wenn nicht, steht′s ausdrücklich im POH oder klebt als Warnhinweis am Panel.
Die tatsächliche Gefahr des Slippens besteht musterabhängig aber darin, dass es mit (weit) gefahrenen Klappen zur totalen Abschattung des Höhenruders kommen kann. Das kann z.B. bei der 172er der Fall sein, was beim eigentlichen Zweck des Slips, nämlich ein "Zulangkommen" zu verhindern, leicht fatal sein kann.
Michael
Beim Slip bremst in erster Linie der schräg angeströmte Rumpf, nicht das Seitenruder. Je schneller Du fliegst, desto eigenstabiler liegt das Flugzeug aber in der Luft, weshalb Du keinen so großen Schiebewinkel wie im Langsamflug erreichst. Daher ist der Slip bei höheren Geschwindigkeiten weniger effektiv. Bei Reisefluggeschwindigkeit kommst Du damit nicht an die Belastungsgrenzen.
Probier′s doch einfach aus: teste mehrere Varianten und beobachte Flug- und Sinkgeschwindigkeit. Daraus kannst Du dann den Gleitpfad errechnen. Beim Vergleich hohe/niedrige Geschwindigkeit musst Du dann aber beachten, dass der Slip mit hoher Geschwindigkeit bei gleichem Gleitpfad immer noch im Nachteil ist, da Du nach dem Ausleiten mehr Geschwindigkeit abbauen musst. Falls der Fahrtmesser bei Deiner Maschine im Slip unzuverlässig anzeigt, kannst Du auch eine Sensorlogger-App mitlaufen lassen und anschließend die GPS-Schriebe auswerten.
JaRa schrieb:Ach was?!?
Beim Slip bremst in erster Linie der schräg angeströmte Rumpf, nicht das Seitenruder.
Nur um das zu erreichen muss man eben voll in ein Pedal latschen. Das Seitenruder bremst dabei so gut wie gar nicht, weil es ja quasi parallel zur Anströmrichtung liegt!
Michael
Also Herminatus (cooler Name,-), das mit dem Slippen würde soweit ja gehen, solange man im Bereich des erlaubten lt. Flughandbuch bleibt.
Ich würde es aber anders machen, einfach weil es schneller und eleganter ist. Wenn du in Reisekonfi bist, nimmst du einfach das Gas raus und behälst deine Reisegeschwindigkeit bei. Das geht ganz mächtig und ganz ohne Slip in den Keller. Etwas Gas sollte allerdings "stehen" bleiben, damit der Motor nicht zu schnell runter gekühlt wird. Jeder der öfter mal als F-Schlepper unterwegs ist, kann das bestätigen.....
Grüße vom Carlson
Hmmm.... ich glaube, dass man am schnellsten Höhe abbauen kann durch Slippen, auch in Reisegeschwindigkeit.
Wenn ich nämlich die Motordrehzahl raus nehme und dann wie Du es beschrieben hast die Nase runter nehme, unterstelle ich einfach mal, dass ich dann nicht so schnell unten bin wie über einen Slip-Vorgang.
Dass der Motor nicht schnell auskühlen darf ist mir im Prinzip klar - aber was hat das mit F-Schlepp zu tun...?
Nur um das zu erreichen muss man eben voll in ein Pedal latschen. Das Seitenruder bremst dabei so gut wie gar nicht, weil es ja quasi parallel zur Anströmrichtung liegt!
Wäre es quasi parallel zur Anströmung, dann würde es dem stabilisierenden Moment von Flosse und Rumpf nicht mehr entgegenwirken und die Nase würde in den relativen Wind drehen. Um die Momentenbilanz halten zu können, muss das Seitenruder auch im Slip noch deutlich angestellt angeströmt werden.
Dass der Motor nicht schnell auskühlen darf ist mir im Prinzip klar - aber was hat das mit F-Schlepp zu tun...?
Lediglich dass der Motor zu Beginn des Abstiegs nach einem F-Schlepp idR viel heisser ist als nach Reiseflug und dann kann ein Abstieg mit niedriger Leistung und hoher Geschwindigkeit insbesondere bei luftgekühlten Motoren zum Herzinfarkt führen.
Das ist korrekt. Außerdem macht Slippen Spaß und sollte ordentlich geübt werden, denn wenn′s mal hart auf hart kommt, können solche Tricks den Unterschied zwischen einem schönen und einem versauten Tag ausmachen.Hmmm.... ich glaube, dass man am schnellsten Höhe abbauen kann durch Slippen, auch in Reisegeschwindigkeit.
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