Absturz in Kärnten 08.11.15

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Liebe Leute,

    zum Thema "Stall in Bodennähe" möchte ich ein paar Gedanken beibringen.

    Neben ULs und E-Klasse Maschinen fliege ich auch Segelflugzeuge. Der Beginn meiner Pilotenzeit war im Motorsegler
    SF25 Falken. Eine der ersten Übungen war, zu erkennen wann der Vogel aufhört zu fliegen und beginnt zu fallen. Mir
    wurde auch eingetrichtert, ab dem Beginn des Gegenanfluges im Segelflieger nicht mehr unter 100 km/h zu kommen.
    Die letzte Kurve vom Queranflug in den Endanflug ist die Gefährlichste, da ist man schon tief und wenn die Geschwindigkeit
    zu gering ist reißt in dieser Kurve am Innenflügel die Strömung ab, mit fatalem Ende.

    In den beiden Vereinen in denen ich fliege bin ich auf 10 verschiedenen Flugzeugmustern ausgecheckt. Für mich unerlässlich
    ist dabei immer die Anzeichen zu erkennen, wann es kritisch wird. Kaum ein Vogel fällt ohne Vorwarnung runter. Daher mache ich, wenn es nicht der Checkpilot mit mir macht, immer Stallübungen in ausreichender Höhe. In 5000 ft ist das problemlos zu machen und man kann alles austesten. Enges kreisen im Langsamflug, aushungern in Landekonviguration und bei verschieden
    Klappenstellungen, da erfährt man dann bald dass der Flieger auch mit einem spricht, wenn man die Zeichen zu deuten weiß.
    Für das geplante Erzberg FlyIn (Bahnlänge 180 m) testete ich einen Flieger soweit aus bis dass ich wusste, bei einer Fahrtmesseranzeige von 28 kt fällt der Vogel wirklich runter. (lt. Handbuch sind das dann 38 kt TAS). Dieses Wissen gibt Sicherheit.

    Ich mache das auch immer wieder im Frühjahr damit ich nichts vergesse. Ich habe auch schon erlebt dass reine Motorfliegerkollegen dabei höchst nervös wurden, da selbst noch nie gemacht. Die können also gar nicht wissen wann es kritisch wird! Ich kann diese Übungen in ausreichender Höhe nur empfehlen, ich denke das hilft wirklich!

    Auch ich mache gerne eine Runde ums Haus, dann weiß meine Frau dass ich bald heimkomme, aber niemals auf Mindesthöhe und niemals mit Mindestfahrt (mit einer Piper Arrow wird der Kreis damit allerdings etwas größer als in einem UL)

    Damit wären Unfälle wie in Kärnten wahrscheinlich seltener. Traurig für die beiden Insassen, aber das hätte nicht sein müssen.

    Das mein bescheidener Beitrag,

    allways happy landings!
    Roman

  • romair schrieb:
    bei einer Fahrtmesseranzeige von 28 kt fällt der Vogel wirklich runter
    Wow, digitaler Fahrtmesser! Ich muss mich bestenfalls mit sowas begnügen:



    Michael

  • Kann den Betrag von romair nur bestätigen. ich mache das auch regelmässig mit meiner Z602 und wie er schon schreibt "spricht" ein Flieger mit Dir. Bei der Z602 ist es so das sie merklich anfängt sich bei Dir durch klopfen am Höhenruder zu beschweren gepaart mit hässlichem Blechklappern ;-) . Hört und fühlt sich an wie ein bockiges Kind das im Supermarkt noch Schokolade will und am Arm zerrt, na ja so ähnlich zumindest ;-).

     Reagiert man darauf nicht dann nickt sie irgendwann und zeigt Dir wo es nach unten geht. Abschmieren über die Fläche kennt sie zum Glück nicht (ich erzähls ihr auch nicht ;-) )

    Bei so einer Übung verliere ich vom Abriss bis zum Fahrt aufnehmen mit Gas und abfangen 150-200ft. Somit ist bei 500ft GND Schluss mit Experimenten eher noch weit drüber.

  • Hallo Roman, 

    das was Du beschreibst ist alles so OK aber gar nicht das Problem.  Wir haben alle gelernt das man in 5000 ft üben sollte und das auch so  in der Ausbildung so gemacht.  Üben da oben ist auch sinnvoll,moöglichst auch mal mit FI.   

    Aber es kommt der Tag da wird dann auch der Slip  im Queranflug probiert(der Fahrtmesser zeigt  falsch ab) , mal sehen ob es passt. Oder mal die Umkehrkurve.

    Oder der Gast will noch was sehen , oder der Flugschüler verwechselt in der letzten Kurve mit den Füßen rechts und links, .

    Ein unerwarteter  360 notwendig , etc

    Oder muss es dann der 180 Meter Platz sein für den Event, mit Traffik oder Seitenwind oder sonst eine Ablenkung ?Diese  Sondersituationen sind die Killer. Leider sogar für sehr erfahrene Piloten. 

    Viele wußten sicher wie sich Stall bemerkbar macht es geht aber  alles dann rasend schnell und es erlebt sich anders in 5000ft und vorbereitet als Nah über Grund und als Überraschung. 


        

  • Es ist doch ein Trauerspiel, natürlich steigt keiner von uns auf, um abzustürzen und doch enden die Berichte oft genug mit dem Befund Pilotenfehler.
    Mir kam vor kurzem eine Echo Klasse entgegen, die keine Anstalten machte auszuweichen. Nach dem ich nach rechts abdrehte, konnte ich noch ein Foto machen von einem Piloten der stur gerade aus schaute und flog. Er hatte mich entweder nicht gesehen oder wusste nicht, wie man sich verhält.
    Ich war gerade auf dem Weg in die Platzrunde zur Landung und  eigentlich damit beschäftigt Höhe abzubauen, musste aber Gas nachschieben.
    Es kann jeden treffen, bei solchen unvorhersehbaren Situationen und  auch gerade im Langsamflug im Gegen und Queranflug oder  Endteil , wenn Wald oder Bäume für widrige Winde sorgen.
    Der Fahrtenmesser darf nicht aus dem Auge gelassen werden. Eine Landung darf nicht erzwungen werden, es sei denn der Sprit ist alle.
    Der UL Markt hat sich sehr verändert. Wir fliegen inzwischen Maschinen , die wie ich kürzlich von einem Sirius Käufer sehr treffend  hörte, mit Luftsportgeräten nichts mehr zutun haben. Das sind richtige Flugzeuge.
    Mit, die D-M rollt auf und startet übernehmen wir unwiderruflich die Verantwortung für die Landung und die Ladung.

    Wer immer noch glaubt, er könne die Grenzen seiner Maschine selbst austesten, oder  Umehrkurven in geringer Höhe mit einem Passagier probieren, wer sich also sich in Situationen bringt, in die man eigentlich sehr selten kommt, hat nicht verstanden, daß fliegen gefährlich sein kann und sollte vor allem keinen  Passagier mitnehmen.
    Natürlich muss das geübt werden, aber bitte nur in entsprechender Höhe  oder mit einem Fluglehrer, der richtig eingreift, wenn es anders kommt.

    Haben wir nicht auch gelernt, bei Überlandflügen immer wieder nach Außenlandemöglichkeiten zu schauen, falls der Flieger ausfällt. Vielleicht sollten wir das auch regelmäßig  üben.
    Aber wie im Fußball alle Bundestrainer sind, sind wir alle Testpiloten, die im Grenzbereich fliegen müssen.
    Warten wir also, so traurig wie das ist, auf die nächsten Unfallberichte.

    Sylvester
  • Hallo,
     
    > Aber es kommt der Tag da wird dann auch der Slip  im Queranflug probiert
     
    ??

    Ja - wo ist das Problem?
    Wo slipst Du denn, um Höhe vor der Landung abzbauen?? 
     
    Natürlich slipt man im Queranflug oder Endanflug!  Wo sonst?

    Bei einer ganz normalen Seitenwind-Landung mit hängender
    Fläche in den Wind, da "slipst" Du quasi noch bis das wind-seitige
    Rad des Hauptfahrwerks auf dem Boden rollt.

    Ja und?!?   So geht "Landen" nun mal...
     

    > Wer immer noch glaubt, er könne die Grenzen seiner Maschine selbst austesten
     
    Nun ja - wenn ich die Grenzen meines Fliegers kennen
    möchte, dann werde ich sie schon austesten müssen.
    Das kann mir nämlich keiner abnehmen, oder?!?
     
    hmmmm...?!?!

    ;-)
     
    BlueSky9

  • BlueSky9 schrieb:
    Wo slipst Du denn, um Höhe vor der Landung abzbauen??
    Hmm, also ich slippe ausschließlich im Endanflug. Ich hatte ehrlich gesagt noch nie eine Situation, die mich im Queranflug zum Slippen gezwungen hat. Entweder ist die Platzrunde dann für den Schredder oder Du fliegst außerhalb der Platzrunde an...
    BlueSky9 schrieb:
    Ja und?!?   So geht "Landen" nun mal...
    Verallgemeinern würde ich das so nicht. Das ist nur eine (!) von drei Möglichkeiten.
  • @FlyingDentist:

    kein digitaler Fahrtmesser, analog, diese sind so gebaut dass sie am unteren Ende der Skala zu wenig
    anzeigen und am oberen Ende zu viel. Ein Sicherheitsfeature dass im Slip allerdings auch nicht die wahre
    Geschwindigkeit zeigt.
    Der Unfall in Kärnten scheint ein typischer "Verwandtenbesuch" gewesen zu sein, möchte hier nicht spekulieren
    und irgendwas in die Welt setzen, aber im Kreisflug, langsam und niedrig ist einfach eine gefährliche Kombination.

    LG
    Roman

  • Also BlueSky9, wenn das Rad aufsetz, sollstest Du die Maschine mit den Füssen schon auf der Bahn ausgerichtet haben und die Nase anheben.

    Wenn Du dann noch slipen würdest, wär es wohl das Bugrad das zuerst aufsetzt.

    Im Queranflug würde ich auch eher mal Gas raus nehmen oder die Nase hoch, aber slipen? Da kann die Platzrundenhöhe nicht passen.

    Ich glaube es ist schon richtig, daß man nicht alle Grenzen austesten muss.

    Sylvester

  • @BlueSky9 ich finde es ja interessant das Du jedes mal wenn ich was schreibe Du Dir ein Wort herauspickst und dann von der reinen Wahrheit und von Deinen Flugkünsten schwärmst.

    Vielleicht willst Du auch nicht verstehen, sondern einfach nur konträr auf meine Posts labern. Ich weiß nicht was Du für ein Problem hast.

    @ alle  natürlich gibt es kein Patentrezept, aber wenn allein die Diskussion hier im Forum  und der Erfahrungsaustausch sowie die Reflektion des eigenen Handels nur einen rettet, hat es sich schon gelohnt.  Wir sehen ja leider immer nur die Unglücke.  Wenn es gut läuft redet ja keiner darüber.

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