Family & Co. - UL-Fliegen als Familienvater

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Wie Du meinst...
  • Das ist ein hochinteressanter Thread, in welchem ich mich sehr gut wiederfinde.

    Habe auch erst vor knapp 2 Jahren als (damals) 39jähriger Familienvater meine Lizenz auf der CT2K erworben, nachdem ich jahrelang (jahrzehntelang?) mit dem Wunsch nach einer Lizenz "schwanger" ging. Ein zufälliger Besuch in Jesenwang gab dann dem ganzen seinen Anstoß, und meine Frau mir "freies Geleit" :-). Seit dem Erwerb der Passagierflugberechtigung und der Alpeneinweisung nutze ich meine (wenige) freie Zeit, und die (noch wenigeren) freien Euronen um in die Luft zu gehen, meistens von Jesenwang aus in die nähere Umgebung, in die Berge, oder oder mal nach Mühldorf, Bad Wörishofen, o.ä. raus. Meine beiden Töchter (11 und 14) sind für einen Mitflug bei Papa immer gerne zu haben, auch wenn′s bei der Älteren den einen oder anderen Konflikt in Sachen Handball-Bayernliga gibt. Wir haben einfach gemeinsam eine Mange Spaß, erleben tolle Momente und ich erinnere mich noch mit Gänsehaut an die ersten Metern mit unserer Ältesten nach dem allerersten Start mit ihr als Pax: "Mann, Papa, ich bin sooo stolz dass Du das kannst". Auch wenn ich die Lizenz nicht deswegen gemacht habe - es hat mich sehr be- und gerührt!

    Zum Thema Risiko: da habe ich mir natürlich auch einige Gedanken darüber gemacht, und habe für mich beschlossen: Auschluß von Risiken wo immer möglich ("keep it simple", ich fliege z.B. nur ein Muster, weitgehend in bekanntem Terrain, nur bei 100%igen Wetterverhältnissen, etc.). Dazu Sorgfalt und nochmals Sorgfalt, Üben wann immer möglich, und Ehrlichkeit zu einem selbst (siehe Sukram′s "durchgezechte Nacht" :-) Man hat mit 41 und einer Family "im Genick" eine andere Verantwortung als als alleiniges, freifliegendes Elektron mit 16 (was natürlich nicht heißt, dass man da schlampern darf - aber auf die Bäume, auf die ich als 16-jähriger geklettert bin, würde ich heute nicht mal mehr angeseilt rauf ...).

    Mein Rat an ferihegy: Pack(t)′s an, und habt eine Menge Spaß miteinander. Es bereichert! 

    Gruß Frank

    PS1: Habe ein paar Bilder hier in meinem Profil, gemeinsames "Familyfliegen"
    PS2: Wen′s interessiert: Ich habe vor einiger Zeit mal einen Artikel in unserer Firmenzeitung geschrieben, wie ich zum UL Fliegen kam (PN an mich, ich schick′s dann als pdf).


  • Herr Gantenbrink hat sich in der Rede die Statistik schön- bzw. schlechtgerechnet (das kann er auch ganz gut, denn er ist schließlich Dipl.-Kaufmann...).

    Zunächst stellt er nur auf Unfälle mit Todesfolge ab. Und dann auch noch nur auf Unfälle mit Segelflugpiloten.
    Klar, wenn ich dagegen jetzt die tödlichen Flugunfälle rechne, dann sieht es für den Autoverkehr verdammt gut aus. Denn beim Flugunfall habe ich die unbedingte Wahrscheinlichkeit (jemand, der mit Maschine abstürzt, während er das Lfz steuert, ist automatisch Pilot), beim Autoverkehr aber die bedingte Wahrscheinlichkeit (dass ein toter Autofahrer gleichzeitig auch Pilot ist, ist vergleichsweise unwahrscheinlich)

    Ich könnte auch andersrum argumentieren: Einfach sämtliche Unfälle auf der Strecke zum Flugplatz zu betrachten. Um mal meine Erfahrung zu schildern: Ich habe letztes Jahr in EDLT nur eine Bauchlandung ohne Personenschaden miterlebt. Auf meiner Flugplatzstrecke hingegen sind mindestens 3 schwere Unfälle passiert.

    Aber ganz richtig wäre es, das Gesamtrisiko zu berechnen. Und da sind wir dann bei allen Verkehrsteilnehmern im Vergleich zu den Unfällen, gewichtet nach Fahr-/Flugleistung pro Jahr. Und dazu muss man noch den Unfallgrund berücksichtigen. Menschliches Versagen steht da ganz vorne. Und wenn man sich mal viele Flugunfallberichte ansieht, dann sind viele Flugunfälle mangelnder Vorbereitung und Selbstüberschätzung zuzuschreiben. Fremdverschulden durch andere Piloten ist dagegen recht selten.
    Mit anderen Worten: Ein gewissenhafter Pilot, der immer weit im grünen Bereich fliegt, kann das Risiko drastisch senken. Im Autoverkehr muss man deutlich stärker mit einem Unfall durch Fremdeinwirkung rechnen.


    Meiner Meinung nach hat deshalb ein Pilot das Risiko größtenteils selber im Griff und kann selber dafür sorgen, dass sein Flugerlebnis zu 99,9% sicher ist.

    In der aktuellen Ausgabe wird über ein sehr bestürzendes Negativbeispiel berichtet: Ein Gyrocopterpilot mit 90 Stunden, davon 10 nach Lizenzerhalt und satte 0 (ja, NULL!!!!!!) Stunden Alleinflug ist mit seinem Tragschrauber abgestürzt - Und das wegen eines wohl sehr grundlegenden Anfängerfehlers.


    Kleines Schlusswort von mir: Gerade die potentiell gefährlichen Sachen, sind meist ungefährlicher, da deutlich mehr Wert auf Sicherheit gelegt wird. Die größte Gefahr für Leib und Leben lauert heimtückisch hinter potentiell ungefährlichen Dingen.
  • Bananenbieger schrieb:
    Meiner Meinung nach hat deshalb ein Pilot das Risiko größtenteils selber im Griff und kann selber dafür sorgen, dass sein Flugerlebnis zu 99,9% sicher ist.
    Es ist schlicht falsch, dass die Fehler immer nur den anderen passieren.
    Weshalb soll hier eigentlich ein reales Risiko schöngeredet werden?
  • Hallo Bananenbieger,

    hier muss ich nun doch mal ein wenig einhaken...

    -> Herr Gantenbrink hat sich in der Rede die Statistik schön- bzw.
    schlechtgerechnet
    -> (das kann er auch ganz gut, denn er ist schließlich
    Dipl.-Kaufmann...).

    Sorry Bananenbieger, aber das ist kompletter Bullshit - ich muss
    es leider so deutlich sagen!
    Bruno Gantenbrink hat es in keinster weise nötig (sich) irgendetwas
    schön oder schlecht zu rechnen.

    Das sind harte Fakten - mehr nicht!

    -> Ich habe letztes Jahr in EDLT nur eine Bauchlandung ohne
    -> Personenschaden miterlebt. Auf meiner Flugplatzstrecke hingegen
    -> sind
    mindestens 3 schwere Unfälle passiert.

    Damit daraus ein sinvoller Risiko*vergleich* wird, musst du sagen, wieviele
    *Piloten* aus EDLT einen Unfall auf ihrer Strecke hatten!
    Vermutlich (zum Glück) keiner!!

    Nimm *alle* Stunden, die Personen in D in einem PKW verbringen
    und rechne dagegen alle Stunden die Personen in einem GA Flieger
    vebringen - dann guck dir die Unfälle an - da sieht die GA Fliegerei
    richtig schlecht aus :-(

    Wir haben bei uns am Platz einen wirklich regen Flugverkehr
    (ca. 75% UL und 25% Echo) und in den letzten 5 Jahren schon eine
    ganze Menge mehr oder weniger schlimme "Vorfälle" in unserem Piloten-
    dunstkreis erlebt.
    Da waren Notlandungen wegen Motorausfall, Hindernisberührung im Anflug,
    Landeunfälle, Crashs beim Start (ganz übel) usw.

    Von all diesen Leuten hatte aber nicht einer einen Autounfall in der Zeit!!

    Das Fliegen im E & UL Bereich ist gefährlich! Punkt.

    Die ganze Sache erfordert eine Menge Disziplin, Verantwortungsbewustsein
    und Respekt, dann klappt es relativ sicher.

    Aber man darf sich um Himmels willen nichts schönreden.

    -> ...und kann selber dafür sorgen, dass sein
    -> Flugerlebnis zu 99,9% sicher ist.

    Was sind "99,9% Sicher"??
    99,9% bedeutet, das pro 1000 Flugstunden einer Runterfällt?!?
    Das wäre wirklich sehr unsicher  :-)

    Mal ganz nebenbei bemerkt:

    Meine Risikolebensversicherung will für
    Motoradfahren 50% Aufschlag, für
    die Sportfliegerei allerdings 100% Aufschlag!

    Soviel dazu...


    Also: Lasst uns jederzeit sicher fliegen - aber uns nicht selbst belügen!


    BlueSky9
  • Vielen Dank für Eure Antworten bzw. Meinungen.

    Insbesondere Frank′s Erfahrungen bzw. Nachvollziehen der Situation hilft sehr. Insbesondere die von Dir geschilderte Situation "Mann, Papa, ich bin sooo stolz dass Du das kannst" kann ich mir gut vorstellen. Das ist auch so ein Punkt, über den ich oft nachdenke.
    Einerseits möchte man alles Erdenkliche an Risiken und Schaden von den Kindern (wir haben 1 Sohn) fernhalten, andererseits jedoch frage ich mich oftmals: Was möchte ich ihm eigentlich mitgeben? Dazu gehört doch auch: "Vergiss Deine Träume nicht, wag′ den Schritt ins Unbekannte, habe Selbstvertrauen" usw.. Und doch eher nicht: Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt.
    Ich wage sogar die Aussage, dass die Erfüllung meines Traumes von der Fliegerei vor vielen Jahren (ich war damals ca. 20 Jahre alt) einer der ganz großen und wichtigen Schritte meines Lebens waren. Nicht nur die eigentliche Erfüllung dieses Wunsches, sondern vielmehr dahingehend, dass ich tatsächlich Selbstvertrauen habe, was mir auch privat und beruflich sehr geholfen hat. Denn was machen wir in der Fliegerei: Sich selbst kennen, Risiken vermeiden, Entscheidungen schnell, unwiderruflich und wenn irgend möglich richtig treffen. Sich selbst nicht so wichtig nehmen im Abstand von all den kleinen Sorgen und kindischen Problemen unter uns. Das alles bereichert das Leben weit mehr als nur in der kurzen Stunde über oder unter den Wolken.

    @Bananenbieger:
    Danke für Dein Feedback. Das PDF zum Risiko Segelfliegen habe ich mit Interesse gelesen. Ich habe schon ein recht objektives Verhältnis zum Risiko, aber ich vermute, die Segelfliegerei und dort insbesondere die Wettbewerbe sind kaum ein Vergleich zu dem, was ich eingehen würde. Ohne Frage: Wir hatten eine Menge an Unfällen in den letzten 3 Jahren in der UL-Fliegerei. Aber wie Ihr schon sagtet: Worin liegen die Gründe? Es gab zwar auch Strukturversagen, mid-air Kollisionen usw. . Aber die allermeisten Unfälle sind nach wie vor auf uns selbst zurückzuführen.

    Muss ich bei jedem Wetter raus? OK, die C42 hat eine demonstrierte Seitenwindkomponente von 30 km/h. Sollte man vielleicht auch mal mit einem Fluglehrer an Bord erfahren. Aber allein? Ist das so wichtig?
    Oder nehmen wir Veranstaltungen. Ich selbst habe Flugtage mitorganisiert und bin heute der Meinung: Ich mache einen schönen großen Bogen darum ebenso wie um Marathon-Flüge mit Landeanflügen mit 30 Ultraleichten. Dabei entgeht mir was, ohne Frage. Aber das ist es mir wert.
    Ganz wichtiges Thema: Flugstunden. Mein Anspruch an mich selbst ist: Mindestens 50 im Jahr oder ich lasse es. Und falls weniger: Checkflüge usw. aber nicht mehr allein.

    Und so gibt es eine Vielzahl Punkte, mit denen ich mein persönliches (gefühltes) Risiko hoffentlich minimieren kann. Den Rest, der dann noch übrigbleibt muss und wird die Faszination an der Fliegerei aufwiegen.

    Nachtrag@blueskys9 und quax2000:
    Ja, ich gebe Euch Recht. Deshalb auch mein Hinweis oben, dass ich das Ganze schon recht objektiv beurteile. Wenn dem nicht so wäre, würde ich dieses Thema gar nicht eröffnen.
    Die Fliegerei ist gefährlich - meine Versicherung wollte auch ca. das Doppelte, interessanterweise aber NUR für UL, nicht für PPL.  Und deren Statistiker wissen es ganz sicher genau.

    Andreas
  • Bananenbieger schrieb:

    Meiner Meinung nach hat deshalb ein Pilot das Risiko größtenteils selber im Griff und kann selber dafür sorgen, dass sein Flugerlebnis zu 99,9% sicher ist.


    Ich fürchte, da hat Bananenbieger durchaus recht und geht an diesem Punkt mit Gantenbrink durchaus konform. Eigenmanagement ist der Schlüssel. Ich mag eigentlich das Bild mit dem Teufelchen und dem Engel auf der Schulter. Zu Anfang ist der Engel groß, der Teufel klein. Mit mehr Erfahrung wird der Teufel immer größer, der Engel immer kleiner - man kann ja schließlich was.Gantenbrinks These ist relativ einfach. Der Teufel muss immer mal wieder zurückgestutzt werden. Da das aber nicht ein Dritter macht, braucht man ein Eigen-Management - und da wären wir wieder bei Demut und Eigenverantwortlichkeit - um den Teufel selbst kleiner zu machen, parallel den Engel wieder wachsen zu lassen.

    Seht euch mal die Spektakulären Unfälle der letzten paar Jahre an, im Mike, Segel-  und Echo Bereich. Wann ist das letzte mal ein Flugzeug wegen Fremdverschulden runtergekommen? Es sind immer wieder die gleichen Sachen. Sprit, Landekurve, verpatzte Außenlandung, IMC Einflug, Gewicht/Leistung/Density, Fehleinschätzung der Luftströmung. Alles wunderbar Sachen, die man selbst im Griff hat. Selbst die spektakulären Mid-Airs der letzten paar Jahre.

    Gefahr gehört zum Leben. Das gerne gewünschte, aber nie erreichte 100% sichere Leben gibt es nicht. Eine der ganz wichtigen Punkte, die gerne vergessen werden, ist das Management von Gefahren. Wie haben alle Badezimmer, gehen gerne mal in die Wanne, wir wissen, wo der Fön und die Stereoanlage stehen und trotzdem gehen wir in die Wanne, obwohl das Restrisiko bleibt, dass irgendwie der Fön in die Wanne fällt und der FI grad schläft. Das Risiko akzeptieren wir, weil es uns "managbar" vorkommt. Fensterputzen, Haus streichen in 1ßm Höhe auf der Leiter - kennen wir, wissen wir, können wir einschätzen. Mit dem Flieegn ist es genauso, nur kommt eine Dimension dazu und die ist zunächst unbekannt. Das ist alles.

    Schönen Tach noch
    Truxxon
  • @quax2000: Eben. Die Fehler können JEDEM JEDERZEIT passieren. Daher auch Checklisten, Flugvorbereitung und eben auch mal den Flieger am Boden lassen. Nur wer selber jederzeit davon ausgeht, dass es ihn im nächsten Moment treffen kann, geht mit der notwendigen Vorsicht und Sorgfalt an die Sache. Wie sagte mein Fluglehrer immer so schön: Besser am Boden bleiben und nachher denken, dass man doch hätte fliegen können, als zu fliegen und sich dann zu wünschen, dass man besser am Boden geblieben wäre.


    @bluesky9: Sagen wir es mal so: Es war aus dem Text herauszulesen, was Herr Gantenbrink meinte. Nur die Kommunikation der Botschaft war etwas ungünstig. Er hat versucht über den Weg der zitierten Pilotenweisheit zu argumentieren, was allerdings eben nur möglich ist, wenn man mit der Statistik ein wenig "mogelt".

    Das ändert nichts daran, dass Herr Gantenbrink schon Recht hat, dass Fliegen eine potentiell gefährliche Sache ist.
    Und wie Du so schön gesagt hast "Also: Lasst uns jederzeit sicher fliegen - aber uns nicht selbst belügen!" Da kann ich nur zustimmen.

    Gleich wie groß oder klein das Risiko jetzt genau sein mag, es reicht, dass überhaupt eines da ist. Und das sollten wir minimieren.

    PS: Versicherungen sind auch nur normale Unternehmen. Meine Unfallversicherung ist noch nicht mal auf die Idee gekommen, dass man bei Piloten Zuschläge nehmen könnte. Die schröpft eher Bergsteiger und Reiter ab...
  • Hi nur ein kurzer Beitrag, da ich gleich weg muss.
    Wenn wir theoretische Statistiken hin und her rechnen, dann kann doch ein Mathematiker eigentlich mittels Wahrscheinlichkeitsrechnung das Risiko ausrechnen ???
    Kenne mich da nicht so gut aus  ;-)
    Gruss Fabian
  • An ferihegy: Tu's einfach.
    Ich bin auch Familienvater und habe mir den Schritt zum SPL Ende 2008 verwirklicht. Fliegen tut der Seele gut. Voraussetzung: Die Familie akzeptiert das. Ich wohne nicht mal einen Kilometer vom Flugplatz entfernt. Müsste ich erst 30 min Auto fahren, hätte ich es nicht gemacht! Mit dem Flugplatz vor der Haustür' konnte ich auch meine Frau überzeugen, auch wenn sie (noch) Flugangst hat. Die Kinder "leiden" nur bedingt darunter. Wenn sie älter sind, werden sie sicherlich mitfliegen wollen.
    Wichtig: Man sollte nicht zu viele Hobbys haben und schon gar nicht noch weitere kostenintesive.
    Fass dir Mut!

    McSKY
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