Man stelle sich das vor.
Da schrubbt man 10 oder 20 Stunden Platzrunden auf ner Plastikeule, inkl. Alleinflug und Co.
Plötzlich zieht der Fluglehrer so eine 120 kg Rohr-Tuch Gestell unter der Decke hervor, faselt kurz etwas vom Prinzip des "Abgeschalteten Auftriebs" und festgeschnallt findet man sich in der Drahtkommode wieder.
Jeder von uns, der mit etwas Erfahrung einen Musterwechsel vorgenommen hat, kann sich sicherlich an die spannenden Momente erinnern. Als ich von der FK-9 auf C-22 umgestiegen bin, war das schon ganz schön erfrischend. Plötzlich gab es kein Ausschweben mehr. Der fliegende Widerstand "plumpst" wie ein Stein zu Boden, wenn die Fahrt bei weggenommener Leistung zusammenbricht.
Wie soll man einen Schüler auf so ein Szenario vorbereiten, zumal wenn es sich dabei zuvor um ausgesprochene Fußgänger handelt und keine Modellflieger-, Segelflieger- oder Hängegleiterkarriere vorgeschaltet war?
Vom Fox, der vom Leergewicht (ca. 170) nur einige Kilo über den 120 kg liegt, bis hin zur C-22 C die mit einem Leergewicht zwischen 210 und 270 kg und einer Gesamtmasse von 450 kg daherkommt, ist in der Familie alles vertreten. Die Flächenbelastung liegt deutlich unter 30 kg / qm.
Das, was Du da beobachtet hast, ist dem dramatischen Luftwiderstand geschuldet. Hinzu kommt, dass das Teil auch noch ständig mit um 12 Grad nach unten gesetzten durchgehenden Querrudern unterwegs ist. Aus Gag fliege ich bei einigen Knoten Wind mit 1.000 ft an die Schwelle und lande dann noch in (oder vor) der Platzmitte. Die Nummer hat mir den Spitznamen, "Edgar aus dem All" eingebracht. Ohne Schleppgas oder entsprechend Speed aus dem Andrücken, ist eine C-22 Landung ein gesteuerter Absturz. Dafür kommt man mit dem Karren überall dort runter, wo auch ein großer Hubschrauber landen kann und starker Crosswind juckt den Eimer nur beim Rollen. Die höchst zulässige Seitenwindkomponente würde ich daher irgendwo in der Nähe der maximalen Vorwärtsgeschwindigkeit ansiedeln.
Ähnliches gilt in stark abgemilderter Form auch für andere Rohr-Tuch-Konstruktionen. Und das wäre für mich auch der Punkt, wo sich ein Anfänger schwer tun wird, wenn er vom ewig schwebenden Joghurt-Becher auf den "sssssszt und platsch" Karren umsteigen muss. Wäre ich Lehrer, hätte ich zumindest fürs Gas eine Fernsteuerung eingebaut. Besser dann auch noch für alle drei Achsen.
Die höchst zulässige Seitenwindkomponente würde ich daher irgendwo in der Nähe der maximalen Vorwärtsgeschwindigkeit ansiedeln.LOL :) YMMD
Eine Sache verstehe ich als Laie noch nicht so ganz... Eine leichte Maschine wie die C22 verliert, so wie ich das raus lese, schnell an Höhe und normale ULs wie die C42 etwa nicht!??
Erschließt sich mir nicht so ganz... :D
Wenn ich mir zum Beispiel Videos von der Song 120 ansehe, trifft das hier ja definitiv nicht zu... die kann man ja sozusagen zum Segeln benutzen.
Vielleicht bringt jemand für mich noch etwas Licht in die Sache ;)
Gruß
Florian
Damit so ein Eimer genügend auftrieb hat, muss er irgendwas um die 60 km/h schnell sein. Durch den hohen Widerstand von Alustreben, Rumpf, Bespannung, etc. ist der Luftwiderstand entsprechend groß und damit geht ein rapider Fahrtverlust einher, sobald man die Nase etwas anhebt. Normalerweise erfolgt jede Landung mit etwas Überfahrt, die man bodennah ausschwebt, bis sich die Fahrt verbraucht hat. Das ganze wird dann noch vom Bodeneffekt unterstützt.
Wenn du nun eine lahme Krähe mit hohem Luftwiderstand hast, geht das ganze sehr schnell. Hinzu kommt, dass man sehr präzise abfangen und aufsetzen muss. Verschätzt man sich bei der Aktion, dann legt man entweder eine Bugradlandung hin oder sackt aus 1 - 2 Metern höhe wie ein nasser Sack durch und knallt entsprechend hin. So waren meine beiden ersten Landungen mit dem Gerät.
Später gewöhnt man sich daran und schießt sich auf die Nummer ein.
Ein etwas erfahrener Pilot testet mit einem neuen Fluggerät erst einmal alle möglichen Geschichten aus, bevor er sich wieder an den Boden herantastet. Das schützt vor Überraschungen.
Ein Anfänger, der sich gerade erst auf ein gänzlich anderes Gerät eingeflogen hat, wird bei so einem krassen Wechsel evtl. überfordert? Mit etwas Gefühl und der notwendigen Traute, wird man sich an so eine Sache vielleicht herantasten können. Ob eine Flugschule das leisten und verantworten kann, steht auf einem anderen Blatt. Lilienthal und die Wrights haben sich das fliegen ja auch irgendwie beigebracht und die 16 jährigen Jungs, die man für F, V und V in die Me-163 gesetzt hat, konnten vorher auch nicht viel mehr, als Segelfliegen. Der Schwund war jedoch beträchtlich und hat damit in einem Hobby, was Spaß machen soll, nach meinem Empfinden, keinen Platz.
Ich weiß jetzt nicht, wo Du wohnst, aber wenn Du mal in die Nähe von Leer kommst, dann können wir mal ne Runde drehen und ich demonstriere Dir das.
Gruß
Edgar
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