Erfahrung mit sog. Nutzergemeinschaft

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Hallo zusammen,
    durch den Artikel "Wie eine Reitbeteiligung" im aktuellen Fliegermagazin (Mai 2014) bin ich auf eine Alternative zur klassischen Haltergemeinschaft gestoßen. Hier sehe ich eine für mich optimale Möglichkeit, meine Fixkosten reduzieren zu können, ohne aber die Kontrolle über mein UL auf mehrere Halter verteilen zu müssen. Ich denke es ist rechtlich nichts anderes als ein Verchartern des eigenen Fliegers an eine begrenzte Zahl (max. 2) von Piloten, nur dass die Nutzer vorab die anteiligen Fixkosten p.a  zzgl. einer Stundenpauschale bei jeder Nutzung bezahlen müssen. Vorausgesetzt die Nutzer sind zuverlässig und gehen mit dem Gerät sorgsam um finde ich die Idee gut und ich reduziere meine laufenden Kosten.

    Worauf sollte man bei der Vertragsgestaltung achten, hat jemand eine geeignete Vorlage parat? Bei der Kostenkalkulation wäre ich dankbar für Rechenbeispiele, es handelt sich bei dem UL um eine neuwertige Breezer mit BRS-Rettungssystem und 100PS. Der Stellplatz kostet €150,-/Monat, die Versicherung inkl. Kasko ca. € 2.000,- p.a.

    Danke und Gruß aus dem Süden,
    Mike
  • Hi UL-Mike,

    auch ich habe den Artikel mit großem Interesse gelesen, fand es nur schade, dass nicht genau auf die Dinge eingegangen wurde, die Du auch fragst (z.B. Vertragsgestaltung, Abschlagszahlungen, generell Zahlen). Das Problem an diesem Modell ist m.E. nach, dass man Piloten finden muss, die wirklich viel fliegen. Für Wenigflieger ist ein Chartermodell sicherlich interessanter, da man fliegen kann, wann man möchte. Natürlich kann man das bei dem Modell der Nutzergemeinschaft auch. Das Problem ist jedoch, dass die Kosten schon vorab beglichen werden müssen. Für jemanden, der jährlich zehn Stunden um den Kirchturm dreht, ist das nichts. Meiner Meinung nach geht das Modell ab ca. 40 - 50 Stunden jährlich (pro Pilot) auf. Das ist ja immer so die magische Grenze bei der Überlegung, ob sich ein eigenes Flugzeug lohnt. Hier stellt sich aber die Frage, ob sich der Pilot langfristig an den Flieger binden möchte oder nicht.

    Kostenverursachend sind meiner Meinung nach Abschreibung, Unterstellung, CSL- und Kaskoversicherung, JNP und 100-Stunden-Kontrolle, Verschleißteile und Reinigungsmittel (Pauschale), Motorüberholung, Schirmpacken, Rücklagen für Reparaturen oder defekte Geräte. Weiter müssen natürlich Treibstoff und Ölverbrauch berücksichtigt werden. Ein ggf. installiertes Navi freut sich jedes Jahr über aktuelle Karten und und und...

    Berücksichtigst Du Abschreibung und Motorüberholung, liegen die jährlich umzulegenden Fixkosten bei rund 8.000 Euro. Bei drei Piloten sind das immerhin 222 Euro pro Monat. Dann kommt der Treibstoff und das Öl hinzu, wobei letzteres kostenmäßig ruhig vernachlässigt werden kann. Rechnet man 1,75 Euro/Liter Mogas, so ergeben sich ca. 26 Euro pro Flugstunde. Fliegt jemand nun im Schnitt eine Stunde pro Woche (==4 Stunden im Monat, == 48 Stunden im Jahr), zahlt er 222 Euro + 104 Euro (Treibstoff) sind ca. 326 Euro pro Monat. Nun ist die Frage, ob sich das Chartern nicht eher lohnen würde, da man als Kunde auch dort eine gewisse Unabhängigkeit genießt. Denn wenn es hierbei nicht zum Fliegen kommen sollte, fallen für den Kunden keine Kosten an. Bei dem anderen Modell fallen die 222 Euro immer an. Egal, ob er nun geflogen ist oder nicht.

    Der Vorteil ist also, dass die Kosten tatsächlich (nicht nur für den Besitzer des Fliegers) reduziert werden können. Andererseits besteht aber auch das Risiko, Kosten tragen zu müssen, die man ggf. gar nicht verursacht hat, weil die Nutzung (also die Anzahl der Flugstunden) beispielsweise nicht so hoch ausfallen (aus welchen Gründen auch immer), wie man sich das als Pilot bzw. Teilnehmer vor dem Beitritt einer solchen Nutzergemeinschaft vorgestellt hat.

    Wie gesagt, finde ich das Modell an und für sich interessant, denke aber, dass es wirklich nur für einen kleinen Kreis bestimmt ist und man diese Leute erstmal finden muss. Aus diesem Grund finde ich das konventionelle Chartermodell angenehmer. Sowohl für den Kunden, als auch für den Vercharterer.

    Wichtig für den Erfolg eines solchen Modells ist es, die Kalkulation gut abzustecken, den "Kunden" genau zu erklären, worauf sie sich einlassen und was genau warum auf sie zukommt.

    Da Thomas Borchert sich auch hin und wieder an den Diskussionen hier beteiligt, meldet er sich ja ggf. nochmal mit etwas genaueren Zahlen. Also mich würde es auch sehr interessieren :)

    PS.: Worüber ich früher schon nachgedacht habe, ist ein sogenanntes (keine Ahnung, ob es sowas schon gibt) Flugzeugpool aufzubauen. Sagen wir, Du findest rund 10 - 15 begeisterte Piloten, die wirklich gern fliegen, andererseits aber auch gern unterschiedliche Flieger fliegen möchten (z.B. Doppeldecker, Tiefdecker, Hochdecker, Slow-Flyer). Hier könnte man eine vereinsähnliche Gemeinschaft, nur eben etwas kleiner gründen. Man erwirbt also nicht einen Teil eines Flugzeugs, sondern einen Teil des gesamten Pools. Ähnlich dem Teilerwerb eines Unternehmens. Jeder zahlt eine Summe X ein von welcher dann drei oder vier Flugzeuge angeschafft werden. Und die Piloten haben stets Zugriff auf die verschiedenen Muster. Kostentechnisch dürfte das ungefähr so aussehen, wie ein gebrauchtes UL zu kaufen. Nur, dass man eben den Vorteil hat nicht nur ein UL im Hangar stehen zu haben. Müsste man mal weiterspinnen :)

    VG
    Markus
  • Hallo,

    vielleicht kann ich bzgl. der Kosten für ein UL etwas Licht ins Dunkel bringen. Wir betreiben unser UL (Z602) in einer 2er Haltergemeinschaft. Das Gerät ist vollkaskoversichert (1.000€ SB). Ich sammle penibel genau alle Kosten, die anfallen. Wir beide zusammen fliegen ca. 100-110 h/Jahr.

    Die variablen Kosten (nass) liegen bei ca. 40€/h, das gleiche in etwa noch einmal für die Fixkosten. In den Kosten ist eine flugstundenabhängige und eine zeitabhängige "Abschreibung" enthalten.

    Gruß Eric
  • Hallo,

    Danke für Euer Interesse an unserem Artikel. Wir hatten ihn mit Absicht so vage gelassen, aus folgenden Gründen:

    1. Verträge abzudrucken ist rechtlich sehr schwierig. Besser ist es, so etwas individuell und ggf. mit Hilfe eines Anwalts auszuarbeiten. Aber im Prinzip handelt es sich schlicht um eine Charter.

    2. Die Idee "Fixkosten vorab teilen" ist nur eine von vielen möglichen Varianten. Auch die Frage, welche Kosten man da einrechnet, muss jeder selbst entscheiden. Ich habe jetzt fünf Flugzeuge nach diesem Muster geflogen - und alle sind nach unterschiedlichen Modellen kalkuliert worden:
    • Einer teilt am Jahresanfang die Fixkosten, denkt aber über Abschreibung oder gar Kapitalverlust nicht nach. Ja, dieses Modell lohnt sich umso mehr, je mehr man fliegt. Darauf muss man sich sehenden Auges einlassen und dann damit leben können, dass es teurer wird, wenn man die angepeilten Stundenzahlen nicht erreicht.
    • Ein anderer rechnet das alles genau aus und kalkuliert dann mit der wahrscheinlichen Nutzung einen Charter-Stundenpreis ohne Vorauszahlung, inklusive aller Kosten. Je nach tatsächlich geflogenen Kosten passt das dann besser oder schlechter.
    • Wieder ein anderer sagt: So genau kommt es mir gar nicht drauf an, wenn ich einen Zuschuss zu den Fixkosten bekomme, ist alles gut. Zahl mir Summe x trocken pro Stunde und füll den Tank auf den Stand, mit dem Du losgeflogen bist.
    • Noch ein anderer sagt: Ich mach Dir den Fixkostenpreis günstig, aber ich möchte, dass Du Dich mit um das Flugzeug kümmerst, also Waschen, Wartung, mal ne Überführung/Abholung o.ä.

    Entscheidend ist, das am Ende keiner das Gefühl hat, benachteiligt zu sein. Aus meiner Erfahrung ist hier viel Gelassenheit und wenig "Pingeligkeit" gefordert.

    Und ich glaube, es geht hierbei nicht um "billiger", sondern um "günstiger". Soll heißen: Der Vorteil gegenüber Profi-Vercharterer oder Verein, ohne Diskussion einfach mal für ein Wochenende oder gar eine Woche zu einem Ziel zu fliegen, das nur eine Flugstunden entfernt liegt, ist mit Geld nicht wirklich zu bezahlen.

    Ach so, eins noch: Jahresflugstundenzahlen von 40 und mehr pro Pilot sind unserer Erfahrung nach DEUTLICH über dem Durchschnitt. Wer solche Piloten sucht, sucht womöglich lange. Das sind Vielflieger.

  • Hallo zusammen,
    diese Thematik (Reitbeteiligung) ist in meinem Habby-Umfeld an der Tagesordnung und führt häufig zu diversen Streitereien, ja, sogar zum Bruch von Freundschaften.
    Entscheidend ist, das am Ende keiner das Gefühl hat, benachteiligt zu sein. Aus meiner Erfahrung ist hier viel Gelassenheit und wenig "Pingeligkeit" gefordert.
    .... genau das ist das Entscheidende !

    Aus eigener Erfahrung ist es leider so, dass unterm Strich eine Reit(Flieger)beteiligung es dem Eigentümer meist nicht recht machen kann - aus welchen Gründen auch immer.

    Darum kann ich davon nur abraten.
    Wenn Ihr die Gelegenheit habt, fragt mal Pferdebesitzer.
    _________________________
    Hoch auf dem gelben Wagen
    sitz ich beim Ralle vorn.
    Vorwärts die Rösser traben,
    lustig schmettert das Horn.

    Viele Grüße
    Ralf
  • Ach so, eins noch: Jahresflugstundenzahlen von 40 und mehr pro Pilot sind unserer Erfahrung nach DEUTLICH über dem Durchschnitt. Wer solche Piloten sucht, sucht womöglich lange. Das sind Vielflieger.
    Hallo Thomas,

    da gebe ich Dir Recht, wenn es ums Chartern geht. Wenn es ums Fliegen der eigenen Maschine geht, wird tendenziell mehr geflogen.

    Ansonsten schließe ich mich dem Rat von Ralle an.

    Gruß Eric
  • Danke für die Ideen - sicher wird es bei mir auch auf eine Mischform hinauslaufen. Das UL ist ja sowieso schon da und letztlich möchte ich einen mir sympathischen und zuverlässigen Piloten mit ähnlichem Fliegerbackground und Stundenzahl an Bord nehmen und die Kosten meines Hobbys reduzieren. Auf den letzten Cent und jede erdenkliche Abschreibung werde ich sicher nicht einkalkulieren. Ich schaue mir im Internet gleich mal die üblichen Charterpreise bei Vereinen und Vercharterern an und werde mich bei der Preisgestaltung daran orientieren.

    Grüße,
    Mike
  • Hallo!

    Flieger, Frauen, Unterhosen...

    ...es gibt Dinge, die verleiht man einfach nicht.

    :-)

    BlueSky9
  • Hallo,

    finde das Thema auch sehr spannend, da ich mir im Moment ähnliche Gedanken mache.

    Gruß Uwe

  • Wenn ueberhaupt, dann wuerde ich nur eine klassiche HG mit einem Piloten eingehen. Fixkosten durch 2 und am Jahresanfang einbezahlt. Dann fliegt jeder, was er mag und bezahlt anteilig die variablen Kosten am Monatsende...

    Aber wahrscheinlich mache ich nichts dergleichen und fliege den Brummer alleine. Garantiert nie Stress ;)


    Chris
Jetzt anmelden

Passwort vergessen

Umfrage Archiv

Plant ihr, einen Autopiloten in eurem UL zu installieren?

Nein
54.3 %
Ja
45.7 %
Stimmen: 140 | Diskussion
Anzeige: Roland Aircraft
Statistik Alle Mitglieder

Aktuell sind 12 Besucher online, davon 2 Mitglieder und 10 Gäste.


Mitglieder online:
FlyingMoose  Mininimbus 

Anzeige: EasyVFR Anzeige: EasyVFR