Hallo zusammen,
uiuiui - was für einen Shitstorm habe ich denn da ausgelöst. Sorry für die erhitzen Gemüter - die Revanche ist Euch gelungen :-)
Nachdem die Turbulenzen sich etwas gelegt haben, wage ich mich zu einigen Erläuterungen und Erklärungen.
Schön, dass Personen, die schon vier mal Stellung zu meinem Thema bezogen haben, nun auch merken, dass ich Bücher zur Fliegerei geschrieben habe (was ich übrigens im ersten Post bereits deutlich erwähnt habe - was mir ja als Werbung unterstellt wurde).
Ich habe im ersten Post bewusst viel Transparenz zu mir gegeben, da ich nicht erwarte, dass Menschen Fragebögen ausfüllen, ohne zu wissen, von wem dies ist. Dies war für die Transparenz - nicht für Werbezwecke.
Auch ich bin genervt von Personen, die mich zuhause anrufen zu Themen die ich nicht will - und genau dieses Problem fasst auch mein Buch "Outbound Praxis" auf - also bitte erst lesen und erkundigen, dann kommentieren. In diesem Buch geht es eben um zielsichere Auswahl der Kontakte und des Angebotes - dann freut sich auch der Kunde und man hat auch eine Chance, dass der Kunde das gut findet und auch kauft. Stellt Euch einfach vor, Eure Flugschule ruft Euch an und sagt, dass sie gerade ein Sonderangebot für Weihnachten haben (das auch echt Euren Nerv trifft) - dann ist die Chance größe, dass es Euch gefällt, als wenn eine Versicherung anruft und Euch von Steuersparmodelle und Schiffsbeteiligungenn überzeugen will.
Keineswegs bedarf jeder einen Coach oder einen Managementtrainer - wenn es übereifrige Handwerkskammer gibt, dann kann ich da auch leider nix dafür. Es gibt in der Coaching- und Trainingsszene, wie in fast allen anderen Branchen auch schwankende Qualitäten. Gleich die große Sippenklatsche auszupacken muss an der Stelle nicht sein.
Den Vergleich zu einer pararegligiösen Vereinigung finde ich persönlich höchst unangemessen und skandalös. Sorry, aber das geht massiv zu weit.
Die Wissenschaftlichkeit der Analyse ist daher wissenschaftlich, da wir mit einem wissenschaftlich validen Instrument arbeiten (vgl. Prof. Dobbelstein/Krumm im Journal for Applied Leadership & Management, 2012/1) und bei einer ausreichend großen Zielgruppe, diese nach der Arbeitshypothese untersuchen werden.
Nun aber zurück zum Thema:
Ursprünglich
kommt der Begriff „Mentales Training“ aus der Sportpsychologie und beschreibt
eine nicht-körperliche Trainingsmethode zur Leistungsverbesserung von Athleten.
Man versteht darunter ein planmäßig wiederholtes, intensives Vorstellen oder
Wahrnehmen von einzuübenden Bewegungsabläufen, ohne diese dabei jedoch
praktisch auszuüben. Salopp formuliert geht es beim Mentalen Training um
geistiges Trockenüben oder um nichts anderes als „die Begünstigung einer
Bewegungsdurchführung durch die vorherige Vorstellung eben dieser Bewegung.“
Das Ziel des
mentalen Trainings ist es, sich in einen psychologischen Zustand zu versetzen,
der es ermöglicht, unter allen denkbaren Bedingungen die eigenen realistischen
Leistungsmöglichkeiten zu entfalten, also um während des Fluges die richtigen
Reaktionen und Aktionen schnell und korrekt durchzuführen. Trockenübungen
ermöglichen im ähnlichen Sinne diese Fähigkeit, ein intensives Gefühl für den
Ablauf einer Handlung zu haben. So habe ich persönlich während meiner
Drachen-Trike Ausbildung das Starten und Landen mit einem Besenstil in der Hand
auf dem Sofa immer wieder geübt und verinnerlicht. Dies war für mich besonders
wichtig, da ich vom Gleitschirmfliegen eine etwas andere Lande-Koordination im
Kopf hatte.
Im Mentalen
Training für Piloten steckt also sehr viel Potenzial, um seine
Leistungsfähigkeit zu steigern, den Genuss an der Fliegerei zu erhöhen und
natürlich letztlich auch die Sicherheit zu verbessern, die im Flugsport ja eine
besonders große Rolle spielt.
Jeder der schon einmal einen Landeanflug im Kopf vorausgedacht hat, hat also schon einmal mentales Training gemacht. Beim Segelfliegertag am vergangenen Samstag in Stuttgart des BWLV durfte ich den Festvortrag "Thermik fürs Gehirn - Mentales Training für Piloten" halten. Die Resonanz war sehr gut. Bei den Segelfliegern ist dies schon lange eine anerkannte Version des Trainings.
Es gibt zukunftsorientierte Mentaltechniken, aber auch vergangenheitsorientierte Techniken, die eben Fehler bearbeiten oder negativ-Erlebnisse bearbeiten. Coaching geht natürlich auch alleine - daher auch der Titel des zweiten Buches "Selbstcoaching für Piloten". Bei schwierigen Themen in der Vergangenheit oder bei komplexen Handlungsabläufen macht eine unterstützende und kontrollierende Person durchaus Sinn. Und der heißt im Sport eben oft Coach.
Die Befragung hat mit den Techniken des Mentaltrainings zunächst nichts zu tun, sondern will die Wertesysteme innerhalb der Graves′schen Entwicklungspsychologie der Piloten erfassen, um daraus ggf. (je nach Ergebnis) Erfahrungen und Erkenntnissen abzuleiten.
Ja, ich bin mir bewusst, dass die Fragen aus der Wirtschaftswelt kommen und in manchen Bereichen echt nicht leicht in den Flugsport zu transportieren sind.
Ich hoffe, dass nun etwas mehr Licht ins Dunkel kam - nichts für ungut.
Ich hoffe auf besseres Flugwetter und bedanke mich bei allen die mitgemacht haben und die die meine Bücher schon gelesen haben und dazu fundiert stellen nehmen.
Herzliche Grüße
Rainer
"Es gibt zukunftsorientierte Mentaltechniken, aber auch vergangenheitsorientierte Techniken, die eben Fehler bearbeiten oder negativ-Erlebnisse bearbeiten. Coaching geht natürlich auch alleine - daher auch der Titel des zweiten Buches "Selbstcoaching für Piloten". Bei schwierigen Themen in der Vergangenheit oder bei komplexen Handlungsabläufen macht eine unterstützende und kontrollierende Person durchaus Sinn. Und der heißt im Sport eben oft Coach."
Ah, jetzt verstehe ich. Es geht um die Arbeit der Psychologen mit Vergangenheitsbewältigung usw. Warum sagst Du das nicht gleich und mit simplen Worten? Für mich war Coach immer entweder ein Reisebus oder dieser bemuskelte Typ im engen rosa Höschen der die Frau des reichen Anwalts in Beverly Hills während dessen Abwesenheit durchknetet.
Gegen Psychologen im wahren Sinne habe ich auch gar nichts. Es gibt tatsächlich viele Menschen denen die in gewissen Lebenssituationen helfen können, sofern deren Konsultierung nicht zum teuren Modespass wird. Und als Pilot mache ich natürlich auch eine Art des von Dir so kompliziert erklärten "Mentalen Trainings". Vor dem Start stelle ich mir eben vor was ich mache wenn der Motor in 200 Fuss ausfällt, ich stelle mir geistig vor wie ich den Schirm ziehe wenn die Anzahl der rechten Tragflächen mit der der linken plötzlich nicht mehr übereinstimmt und was ich mittags nach dem Flug im Restaurant zu essen bestellen werde. Aber warum bedarf es dazu der Lektüre ganzer Bücher, des Besuches von Seminaren und Fragebögen? Warum muss das Leben mit Gewalt so kompliziert gemacht werden?
Warum diese esoterischen Themen so vielen unmittelbar religiöse Gemeinschaften in den Sinn rufen? Ganz einfach, eben weil sich diese genau dieser Thematik bedienen um neue Geldopfer, pardon, Jünger zu finden. Was jetzt absolut nicht heissen soll dass dies Dein Ziel ist. Im Gegenteil, ich will Dir gern glauben dass Du zutiefst an Dein Hobby glaubst aber Du musst mir auch gestatten der Sache mehr als kritisch gegenüber zu stehen. Du hast freilich auch recht wenn Du mir sagst ich muss an der Befragung nicht teilnehmen. Zum Glück haben wir ja noch diese Freiheit. Aber diskutieren dürfen wir noch darüber, oder? Deshalb würde ich Dein Wort Shitstorm lieber durch ein anderes, ebenso modernes wie Brainstorming ersetzen.
Nix für ungut, aber ich fühle mich in meiner mentalen Einfachheit so verdammt wohl dass ich auch mal über "Coaching" nachdenken sollte: Wie komme ich im modernen Leben ohne zu viel Nachdenken zurecht... :-))
Gruss Stephan
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