DeltaMike schrieb:Der starke Wille die Maschine nicht zu schrotten.(fehlende Vollkasko ?)Diesen Punkt schaetze ich als nicht zu vernachlaessigen ein...
Liebe Kollegen,
jetzt muss ich hier auch mal was dazu schreiben da hier doch auch einige Flugschüler
mitlesen/schreiben und einige schon leichte Beklemmungen haben was das Fliegen
angeht in Bezug auf diesen schweren Unfall.
Ich schreibe hier nicht oft, weil ich selbst aktiv Tragschrauber fliege aber
knapp 10000h Fläche geflogen habe (eigene Schule) und darüber hinaus
Bundes-Ausbildungsreferent war beim DAeC, mein Name ist Ralf Groß aus
Windeck-Sieg (Westerwald) und aktuell bin ich als Prüfer Klasse 5 und
Prüfungsrat bei beiden Verbänden tätig.
Zum Thema
Jedes Mal, wenn Unfälle passieren fragt sich jeder "wie konnte das nur
passieren"?
Die Frage kann man nicht immer ausreichend beantworten aber man kann alles
dafür Erdenkliche tun, dass es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt.
Zum geschilderten Unfall:
Ich war genauso wenig dabei wie ihr aber der "erfahrenen" Flugleiterin
war schon aufgefallen, das die Maschine im Startlauf 1. zu niedrig war und 2.
viel zu langsam! (aus Pressebereicht)
Laut Flugausbildung (hoffe ich weiß jeder) -hilft in diesem Fall kein Rettungsgerät und schon gar
nicht eine Todeskurve/Umkehrkurve sondern nur GERADEAUS landen, sofort, egal
was da ist, aber gesteuert landen!
Vieleicht (Geländeabhängig) leicht 15-20grad nach links oder rechts an
Hindernissen vorbei. Aber besser geradeaus in einen Wald hinein gelandet,
(was ich übrigens selbst hinter mir hab wegen einem Motorausfall 1986 mit Rotax
462 2-Takt) als mit Strömungsabriss abgestürzt wie hier in Koblenz.
Bei Abnahme von Prüfungen stelle ich auch immer wieder fest, dass bei Landungen
mit Schleppgas angeflogen wird "ala Motorfliegerpraxis"!
Davon bin ich überhaupt kein Freund und auch da habe ich schon Kollegen im
Acker liegen gesehen 20m vor der Schwelle. Denn, tritt bei diesen
Schleppgaslandungen ein klitzekleines "Hüsterchen" am allseits geliebten
Rotax auf und die Kiste hängt dabei an der Latte, dann liegt ihr im Acker, und
das muss nicht sein.
Warum also nicht hoch genug mit genügend Fahrt anfliegen/ "Slip-(wenn zu
hoch)" geht doch auch.
Aber so schleichen sich mit der Zeit immer einige "dumme"
Angewohnheiten ein. Deshalb ist der 1h Übungsflug eine sehr sinnvolle Sacheaus meiner Sicht.
Mein Fluglehrer hat mir 1984 seinerzeit eingebläut, das es ein schwerer
Trugschluß ist wenn man glaubt: „Durch
ziehen erreicht man ungeahnte Höhen“!
Genau das wird aber leider in der Praxis immer wieder
gemacht, anstatt den Knüppel nach vorn zu hauen um wieder Fahrt zu kriegen wird
gezogen was das Zeug hält!
Nochmal, es ist besser mit Vollgas gradaus „gesteuert“ in
den Dreck aber nicht abstürzen wegen Strömungsabriss.
In gewisser Weise ist es Spekulation aber das wird es hier wohl gewesen sein, denn an einen
technischen Defekt in der Steuerung glaube ich nicht, nicht bei diesem
Flugzeug! Gruß Ralf
Ralf schreibt:
... dass bei Landungen mit Schleppgas angeflogen wird "ala Motorfliegerpraxis"!
Davon bin ich überhaupt kein Freund und auch da habe ich schon Kollegen im Acker liegen gesehen 20m vor der Schwelle.
Dass DAS leider täglich auf allen Plätzen passiert (wer lehrt das ?) ist eines der traurigen Geheimnisse mancher gerne als ein "wenig gescheiter als der Rest der Welt" auftretenden Fliegerkollegen. Das Gleiche gilt für ohne Grund mit Minimumfahrt bis 2000 Fuß zu steigen.
Gruß Flugherb
Flugherb schrieb:Dass DAS leider täglich auf allen Plätzen passiert (wer lehrt das ?)Ich habe es so gelernt, war aber PPL.