Absturz gestern in Gerolstein

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Hallo Stephan,



    entschuldige, ich hatte Deinen ersten Eintrag nicht genau genug gelesen. Du hattest erwähnt, dass Siggi Dein Schwager ist und Du selbst auch nicht fliegst.

    Ich hoffe auch, dass die Sache vollständig aufgeklärt wird. Und ich habe da auch Vertrauen zur BFU. Und jedes technische System, auch ein noch so ausgereiftes, kann einen Fehler haben. Ich kann mir selbst bei dem, was man aus Presse und Bildern sieht nichts anderes vorstellen.



    Gruß

    Hartmut
  • Gyronimus schrieb:
    Nanu?
    So kennt man Euch ja gar nicht! Da stürzt ein Fliegerkollege ab und Ihr diskutiert über Eichhörnchen? Nicht das Rettungsgerät hat offensichtlich versagt, sondern die Zelle! Motor und Pilot Kilometer weit weg heruntergekommen - Zelle mit Fallschirm "sicher gelandet" ?! Unglaublich!
    G.

    Laut Presse liegt jetzt der Bericht eines Sachverständigen vor.


    http://www.volksfreund.de/nachricht....usgeloest;art8068,2992131


    Was soll man sich unter "Fremdkörper" vorstellen?


    Gannet


     

  • Sehr seltsam :  Was ist so kompromittierend das man den Fremdkörper nicht benennen darf ?


    Vielleicht war sein Hund dabei ?


    Eine Kamera oder Thermoskanne ? Und die soll dann die Rakete gezündet haben? 


    Kein Konstruktionfehler !  wenn der Fallschirm sich öffnet und das UL auseinander reißt?


     


     


     


     

  • z.B. einen ungesicherten Fotoapparat, oder Camera.
    wenn so ein Fotoapparat ungesichert im UL liegt und sich durch eine
    plötzliche Böe verselbstständigt kann ich mir zumindest das Auslösen des
    Rettungsgerätes vorstellen. Warum die Zelle zerbrach weiß niemand.
    Die überfällige Jahresnachprüfung wird wohl zur Folge haben, dass eine evt Luftfahrtversicherung mit Todesfallsumme
    Zahlung an die arme Ehefrau verweigert.
  • Könnte alles mögliche sein. Funkgerät, Kamera,  überflüssiges Headset, Navigationsgerät ... alles was man üblicherweise im Flugzeug so herumfliegen hat. 
    Der Fall zeigt, wie schnell man sich irren kann. Ich hatte eine ganz andere Theorie, die zwar sehr gut zu den veröffentlichten Informationen passt, aber die Behörden wissen dann halt doch mehr, als man selbst. 

    Ich hatte angenommen, dass die Aufhängung vorgeschädigt gewesen wäre. Durch eine Böe  wäre die vorgeschädigte Tragfläche abgerissen. Das würde drei Beobachtungen gleichzeitig erklären:
    1. Aufheulender Motor
    2. Looping 
    3. RG ausgelöst. 
    Punkt 1 deshalb, weil die Gondel ab dem Moment der Abtrennung des Flügels im freien Fall nach unten fällt, wobei sich die Geschwindigkeit erhöht, der Propeller entlastet wird, so dass er hoch dreht. Punkt 2 deshalb, weil ich vermutet habe, dass ein ′Drachen′-Tragfläche sich aufbäumt und vielleicht sogar einen Looping macht, wenn sie nicht belastet ist. Punkt 3 deshalb, weil das RG ja vermutlich an der Tragfläche und der Auslösegriff an der Gondel befestigt sein müsste. Wenn das so ist, müsste sich das RG im Moment der Trennung von Fläche und Gondel automatisch auslösen. 
    Wie man sieht, ist meine Spekulation zwar hochplausibel, weil einfach alles zusammen passt, aber wenn die Gutachter, die zwar auch nicht  bei dem Unfall dabei waren,  einen Fremdkörper gefunden haben, der Abrieb an der Bruchstelle hinterlassen hat, dann ist das ein extrem starkes Indiz für die Theorie des Gutachters. 
    Noch mal zu dem Fremdkörper: Bei negativen Gs können nicht befestigte Fremdkörper  abheben und dann theoretisch irgendetwas beschädigen. Tatsächlich ist es aber so, dass Fremdkörper, die man im Flieger mitführt, erst mal die gleiche Geschwindigkeit haben, wie das Flugzeug. Bei negativen Gs hebt es ab und bei beendigung der negativen Gs fällt er wieder runter. Kommt der Fremdkörper in den Bereich, wo Fahrtwind bläst, wird er nach hinten beschleunigt. Man könnte sich anhand der cw-Wert, Stirnfläche, Masse eines Fremdkörpers (sagen wir einer fetten Spiegelreflex Kamera) und dr aktuellen IAS, leicht ausrechnen, wie schnell eine Kamera wird, wenn sie in den Fahrtwindbereich kommt und dann ca einen Meter später irgendwo gegen schlägt.  Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, können das 10-20Km/h Aufschlaggeschwindigkeit sein. 
    Dabei wundert es mich etwas, dass die Aufhängung der Tragfläche so zerbrechlich ist, dass ein üblicher  Fremdkörper sie mal eben zerbrechen kann. 

    Wie wird man eigentlich Gutachter für Flugzeugunfälle?  Kann man das in einem Tagesseminar werden? Vielleicht aufbauend auf Motor- und Zellenwart? 
  • Karl-Alfred_Roemer schrieb:
    ...Dabei wundert es mich etwas, dass die Aufhängung der Tragfläche so zerbrechlich ist, dass ein üblicher  Fremdkörper sie mal eben zerbrechen kann. 
    ...
    Hallo Karl-Alfred,
    ich lese in dem zitierten Artikel, dass der Fremdkörper das Rettungsgerät ausgelöst hat. Aber deswegen darf ja nicht der "Flügel abreißen". Im Artikel steht auch:
    Durch eine "Verkettung unglücklicher Umstände" sei es dann dazu gekommen, dass der Flügel vom Fahrwerk abriss.
    Finde ich sehr erschreckend. Bin interessiert, welche unglücklichen Umstände dieses waren und ob die in Zukunft vermeidbar sind. Ich erwarte hier Informationen, die ein Wiederholen eines solchen Vorfalls zu verhindern helfen. (Ist es bei Trikes eigentlich Stand der Technik, dass das Rettungsgerät mit dem Flügel, nicht aber mit der "Zelle" verbunden ist? Insbesondere wenn unglückliche Umstände zu einer Trennung von Flügel und "Zelle" führen können.)

    Grüße
    Maik
  • Entweder steckt im Abzugsgriff des Rettungsgerätes (RG) noch der Sicherungsstift, so daß der Gutachter bzgl. eines Fremdkörpers so sicher ist, oder der Bowden-Außenzug - der ja mindestens an beiden Enden unverrrückbar festgelegt sein muß, um überhaupt funktionieren zu können - wurde durch einen sich kontinuierlich erweiternden Bruch gelängt - vorher schon und / oder beim letzten Flug.


    Dann steht der Innenzug möglicherweise am "Anschlag" und löst irgendwann aus. Die dazu erforderlichen Werte (Handkräfte) in Newton kann man nachlesen. Sie sind nicht sehr hoch.


    Die endgültige Trennung von Rumpfboot und Flügelfläche durch Materialbruch wird i.d.R. durch ein Zusatzseil aufgefangen, wie ein Trike-Pilot hier oder im gleichnamigen Thread in p24 per Link erläutert hat:


    Zitat

    Hallo,

    bin selber auch Trike-Pilot. Der Bericht stimmt nicht, die Rettung ist nicht gerissen, die hängt ja noch am Flügel. Hier scheint das Gestänge (Mast und "Schädelspalter") versagt zu haben, warum auch immer. Das sonst bei anderen Trikes übliche Stahlseil vom Flügel zum Rahmen scheint hier nicht verbaut worden zu sein, sonst hätte dieses noch die Verbindung Fahrgestell - Flügel (und damit Rettung) sichergestellt. Der Unfall wäre zwar nicht verhindert worden, aber vielleicht hätte der Pilot überlebt.

    Gruß Axel

    Zitatende

    Gruß hob

  • Durch eine "Verkettung unglücklicher Umstände" sei es dann dazu gekommen, dass der Flügel vom Fahrwerk abriss.

    Diesen Satz kann man als Gutachter in jeden Unfallbericht direkt schon mal reinschreiben, ohne das Wrack überhaupt gesehen zu haben.  Stimmt eigentlich immer. Und selbst wenn sich letztendlich ausnahmsweise herausstellt, dass es nur eine Ursache gibt, dann ist es halt eine Kette mit nur einem Glied. ;)



  • Hallo hob,

    vielen Dank für den aufschlussreichen Beitrag. Leider liegt mir das ausführliche Gutachten noch nicht vor und auf Zeitungsberichte geb ich nicht viel, daher finde ich deine/Ihre Ausfühurngen schon sehr hillfreich. Bei der Formulierung     "Verkettung unglücklicher Umstände" wird es wohl bleiben, mir hilft es jedoch zu wissen, was diese Verkettung ausgelöst hat.
    Ich frage mich noch ob der "Gegenstand", ca. 600-700gr schwer, wenn er gegen den strammen Borderzug knallt, schon den Schirm auslösen kann?
    Ich war öfters dabei, wenn Siggi an seinem UL gearbeitet hat und ich weiss ungefähr wie die Züge verlegt sind.
    Deine Theorie über eine Überdehnung des Zuges durch einen Riss der sich evt. schleichend vergrössert, ist auch nicht von der Hand zu weisen.
    Könnte es sein, dass durch das plötzliche Auslösen der Rettung, evt. in Schräglage, so grosse Kräfte durch die enorme Verzögerung freigeworden sind, dass die Rohre/Halterungen gebrochen sind?
    Ich werde zwar das Gutachten bzw. die Akte einsehen, mache mir jedoch keine grosse Hoffnung auf endgültige Klärung. 
    Im Bericht steht auch, dass der TÜV überfällig war. Siggi hatte bereits einen Termin und es handelte sich nur um ein paar Tage. Das komplette Fluggerät war in einem tadellosen Zustand. Das Ganze macht mich so traurig und wütend zugleich.
    Ich fand den ganzen Bericht nicht besonders gut geschrieben.

    An alle hier im Forum:
    Meine Schwester als Ehefrau des verunglückten dankt allen für ihr Mitgefühl. Als Flieger sieht man einige Dinge anders weil man selbst auch ein Stück betroffen ist. Sie war nicht gerade begeistert von seinem Hobby, aber sie wusste, dass er glücklich war, sobald er die Welt von oben sah. Bis 5 sek. vor seinem Tod war er einer der glücklichsten Menschen und das gibt mir ein wenig Trost.

    Danke

    Stephan
  • Für mich klingt dies alles sehr abenteuerlich.
    Vor allem sollte man die Kraft zur Auslösung nicht mit der für die Überdehnung des Auslösezuges verwechseln.
    Die zur Überdehnung erforderliche Kraft dürfte die zur Auslösung wesentlich übersteigen, vermutlich so im zwei bis dreifachen Bereich (35....40kg aufwärts).

    Wie kann ein 600 g Gegenstand dies erreichen?

    In der Regel sind die Züge entlang von Rohren verlegt und daran befestigt, da müsste der Gegenstand auch zufällig eine freie Stelle erwischt haben.
    Stephan, halt uns bitte auf dem Laufenden

    Mike
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