Notlandung im Wohngebiet

Forum - Allgemeines & Aktuelles
  • Wenn Du diesen Zwischenfall meinst:
    Flugzeugunglück Haslohwar es eine BAC 1-11. Die Autobahn war noch nicht für den Verkehr freigegeben und 22 Tote ist für mich nicht glimpflich.
    Und zwischen einem amerikanischen 3spurigen Highway und einer Tempo 30 Zone in einer Wohnstraße würde ich irgendwie Unterschiede sehen.
  • Nurmi_A schrieb:
    Wenn Du diesen Zwischenfall meinst:
    Flugzeugunglück Haslohwar es eine BAC 1-11.
    Lieber Nurmi,

    eine BAC 1-11 ist keine Caravelle, und nachdem einer der Piloten damals ein ehemaliger Kollege von mir ist geht es sich auch zeitlich nicht ganz mit 1971 aus.

    Nachtrag: Habe gerade Bericht und Namen gefunden, der war es nicht.

     Die "Tempo 30 Zone" hat in Bezug auf Auswahl als Notlandemöglichkeit wohl eine eher untergeordnete Priorität, auf den Jeppesen VFR-charts habe ich diese Info noch nicht gesehen.

    Wenn sie von den Abmessungen her als einzige Möglichkeit in Frage kommt wird es keine andere Entscheidung geben können, und für einen Airliner geht es auf dem 3-spurigen Highway in Relation zur Größe enger zu als für die 152 in der Wohnstraße. Mein "UL" hat 34 Meter Spannweite - aber die Option des "Aufopferns" hätte ich im Leben noch nie in Erwägung gezogen, vielleicht spielen da ja 200 Passagiere auch eine kleine Rolle.

    Danach am grünen Tisch ist natürlich jeder gescheiter, man soll sich wirklich mal die Mühe machen und eine Situation wie "Hudson ditching" nachfliegen im Simulator dann sieht man erst wie wenig Zeit man hat. War wirklich beeindruckend, in Hasloh zum Beispiel waren es gerade mal 93 Sekunden.
  • Ich finde es schon bedenklich, das der Pilot zum "Helden" gemacht wird und die, die eine andere Sicht auf die Sache haben als "Deskpiloten" oder "Kapitäne an Land" bezeichnet werden.


    Wir haben ein Hobby, das ein gewisses Gefahrenpotential hat. Das wissen wir, und wir nehmen es in Kauf. Aber wir sollte möglichst nicht andere, die nichts mit uns zu tun haben, im Gefahrenfall mit  in Gefahr bringen.


    Ich sage es nochmal, die Landung war fliegerisch gut, alles andere war nur Glück.


    Es wurde schon öfter gesagt, eine Baumlandung heist nicht Tod, sondern fast immer Maschine kaputt.


    Ich möchte hören wie man Hinterbliebenen erklährt, das es doch eine tolle Leistung war ein Flugzeug in die Stadt zu setzten. Und sagt nicht, es ist ja nichts passiert. Diesmal ist es glimfplich abgegangen.


    Rüdiger


    PS: Und zum Thema Deskpilot, ich habe gerade meinen 3000. Flug gemacht.


     

  • Rüdiger,

    nicht doch. Das mit dem "Deskflyer" kam von mir und bezog sich ausschliesslich auf die Situation das im nachhinein alle schlauer sind.

    Besser wäre es zu akzeptieren das die gewählte Option in dem Fall das bestmögliche Ergebnis erzielt hat.
    Die Umstände die dazu führten können wir vortrefflich diskutieren. Fakt ist das wir alle nicht links gesessen haben. Und ich glaube das der Stresslevel in solch einem Moment durchaus das rationale Denken blockiert.

    Ich freu mich für den Piloten und seine Frau/Freundin das Sie diese Erfahrung beide mit einem gehörigen Schrecken überlebt haben und das niemand sonst zu Schaden gekommen ist.
  • Ich hab alles versucht den Link zu finden, umsonst.


    Es ging darum, das ein Flieger in einer Stadt gelandet ist, Treibstoff auslief, in die Kanalisation gelangte, explodierte und ein Unbeteiligter durch den hochfliegenden Gullideckel verletzt wurde. War nicht allzu lange her.


    Man sollte nur die Meinung anderer (solange sie nicht total hirnverbrandt) ist akzeptieren.


    Rüdiger


     

  • Du weisst aber schon, lieber Rüdiger, dass ich jetzt hier vor Lachen schreiend im Sessel sitze, oder? Denke Dir: ein Flugzeug dass eigentlich fliegen sollte flog nicht mehr aber ein Gullideckel der eigentlich nicht fliegen soll, flog... Pardon, sorry, mea culpa... - ich beruhige mich jetzt wieder. Liegt wahrscheinlich am letzten Bierchen...
    Gruss Stephan
  • > Das nennt man Selbsterhaltungstieb. Der ist in solchen
    > Momenten stärker als deine noblen Vorsätze.

    Richtig!
    Ich habe auch nie das Gegenteil behauptet!

    Aber nur weil es mein "Selbsterhaltungstieb" ist,
    ist es trotzdem nicht "gut".
    Es ist ein blöder Mechanismus - blöd für die unbeteiligten.



    > Wow, hilfreich sei der Mensch, edel und gut!

    Er *ist* es nicht - aber er könnte wenigstens *versuchen* es zu sein.


    > Ich würde jedenfalls niemals mit einem Piloten fliegen wollen,
    > der eine so rigorose Einstellung hat!

    Wieso?

    Weil er nicht - um deinen alten Hintern zu retten - evtl. unbeteiligte dritte tötet?


    Wie unterschiedlich die Menschen doch ticken...

     :-))

    BlueSky9
  • BlueSky9 schrieb:
    Aber nur weil es mein "Selbsterhaltungstieb" ist,
    ist es trotzdem nicht "gut".
    Es ist ein blöder Mechanismus - blöd für die unbeteiligten.

    Konsequenterweise müßtest Du dann aber im Notfall Dein Flugzeug bewußt an einem sicheren Ort crashen und ja nicht Deinen Rettungsschirm aktivieren - Du könntest dann ja am Schirm hängend und unsteuerbar erst recht wieder jemanden gefährden oder gar verletzen...
  • BlueSky9 schrieb:
    Wieso?

    Weil ein gegeneinander Abwägen von Menschenleben niemals funktioniert, im Gegenteil, es führt zu völlig irrationalen Überlegungen und ebensolchen Handlungen. Sich einer solchen Überlegung hinzugeben, wäre am Boden schon schwierig genug, im Flieger als PIC in einer Notsituation, die die ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, wär es einfach unmöglich.

    Leider hast Du meine Frage nach dem Fliegen mit einem Deiner Patenkinder nicht aufgegriffen. Der Pilot der Stockstadt-Cessna hatte ja auch eine Person bei sich, für die er die Verantwortung hatte. Und ein Passagier darf selbstverständlich erwarten, dass sein Pilot in solch einer Situation alles nur menschenmögliche für dessen Überleben tut. Andernfalls müsste der Pilot vor dem Flug darauf hinweisen, dass er gegebenfalls das Leben seines Passagiers für die potentielle Unversehrtheit Dritter zu opfern gedenkt. Ob er dann noch Paxe fliegen wird, halte ich für fraglich. Ich würde jedenfalls nicht mitfliegen, das hatte ich schon gesagt.


    In diesen Zusammenhang verweise ich nochmals auf die Diskussion, eine vollbesetzte Verkehrsmaschine abzuschießen, weil sie ein Terrorist in seiner Gewalt hat und droht, damit Schaden anzurichten. Abwägen von Menschenleben eben...


    BlueSky9 schrieb:
    Weil er nicht - um deinen alten Hintern zu retten - evtl. unbeteiligte dritte tötet?

    Ob Dritte wirklich zu Schaden kommen, stellt sich ja erst hinterher heraus. Zum Zeitpunkt des Luftnotfalls war der Passagier bestensfalls auf dem gleichen Gefährdungslevel wie die Anwohner der Großostheimer Straße. Wenn man nun voher schon weiß, dass sich der Pilot auf jeden Fall gegen seinen Passagier entscheiden wird, obwohl ja überhaupt nicht klar ist, ob letztlich Dritte zu Schaden kommen, sollte man als Mitflieger mit seinem Leben besser abgeschlossen haben.
    Im Übrigen verbitte ich mir das Attribut "alt" für meinen Hintern!! :-))


    Michael



  • Eine erstaunliche Vielfalt von Meinungen lese ich in diesem
    Thread. Erstaunlich, weil das Fliegehandwerk nach bekannte Regeln ausgeübt
    wird, weshalb ich mit einer solchen Bandbreite eigentlich nicht gerechnet
    hätte. Von vorn herein gesagt, ich halte die Landung (war das wirklich eine
    Landung?) für höchst problematisch, und das ist, finde ich, noch vorsichtig
    formuliert.





    Die teilweise ausgedrückte Bewunderung für das Können des
    Piloten kann meiner Ansicht nach nur entstehen, wenn man eine komplette Hälfte der
    Pilotenaufgaben willkürlich und ganz legér ausklammert. Das meine ich so:





    Es gibt mindestens zweierlei: 1. die strategische
    Flug(weg)planung, und 2. die „Flugzeugbedienung“. (Das sonst noch wichtige
    Wetter können wir hier weglassen)





    Wenn man sich bei 1. ganz kräftig verhauen hat, dann kann es
    schon sein, daß im Notfall nur noch die Auswahl zwischen Pest und Cholera,
    zwischen Wald und Wohnhäusern übrig bleibt. Wenn dann „nichts“ passiert ist,
    weil der Pilot handwerklich gut fliegen (also steuern) konnte, oder einfach
    durch pures Glück, macht ihn das noch nicht zu einem, der Lob und Anerkennung
    verdient hat.







    Sicherheitsmindesthöhe

    Nein, nicht 1000 ft über Grund, wie das hier jemand
    anführte, auch nicht 1000 ft über dem höchsten Hindernis, wie das fast jeder
    hersagen kann.  Sondern? „...diejenige
    Höhe, bei der ...im Fall einer Notlandung eine Gefährdung von Personen und
    Sachen nicht zu befürchten ist“!
    So liest sich der Paragraph, und nicht anders.
    Die 1000 ft sind nur eine Hausnummer, ab der keiner mit dem Richter
    Diskussionen anfangen soll, mehr nicht. 





    Notlandung.



    Notlandung? Hmmm...von einer Notlandung hatte ich immer
    einen anderen Begriff. Eben eine erzwungene Landung, vielleicht auch eine mit
    Schäden, weil die Räder nicht rauswollten, aber eben doch eine Landung mit
    Aufsetzen und meinetwegen Ausrutschen. Hier sehe ich nur einen Notlandeversuch,
    der aber wegen des ungeeigneten „Geländes“ in einen kompletten Crash mündete.
    Auf der Straße steht immerhin ein Totalschaden. Das noch als „Notlandung“ zu bezeichnen,
    finde ich schon eine ziemliche Begriffsüberdehnung.





    Motor



    Es sind beide(!) Propellerspitzen verbogen. Der Motor sollte
    sich also gedreht haben, wenn auch ohne Leistung. Mit drehendem Propeller in
    die Wohnstraße? Besser nicht.





    Aufsetzen mit Mindestfahrt



    Die Fotos zeigen eingefahrene Flaps. Ausgefahren würden sie
    den Anflug kürzer und steiler machen, das kann auch ungünstig sein. Aber zum
    Fahrtabbau und zum Verringerung der Aufsetzgeschwindigkeit wären sie am Ende
    sehr nützlich gewesen, gerade in diesem Fall.





    Mein Fazit:



    Ich habe versucht, nicht zu spekulieren, sondern möglichst Fakten
    zu betrachten.

    Beim Segelfliegen kann man manches lernen, besonders auch den Seitenblick auf Außenlandeäcker! )

    Alles Lob für den Piloten ist menschlich verständlich, es
    spricht aber auch ein gewisser Flieger-Corpsgeist daraus, den ich für
    bedenklich halte. Die Zeitung hat freilich schon so etwas vorgegeben, indem
    sie den Polizisten zitiert, der die Flugkünste des Piloten lobte.





    Nun, Polizisten sind Laien, Reporter brauchen Sensationen
    und das Publikum liebt Helden. Es ist ein alter Hut, gerade Piloten auch nach
    den größten Fehlleistungen noch zu glorifizieren; das gehört sich einfach so
    und da haben wir Anspruch dauf...;-))

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