Nurmi_A schrieb:Lieber Nurmi,
Wenn Du diesen Zwischenfall meinst:
Flugzeugunglück Haslohwar es eine BAC 1-11.
Ich finde es schon bedenklich, das der Pilot zum "Helden" gemacht wird und die, die eine andere Sicht auf die Sache haben als "Deskpiloten" oder "Kapitäne an Land" bezeichnet werden.
Wir haben ein Hobby, das ein gewisses Gefahrenpotential hat. Das wissen wir, und wir nehmen es in Kauf. Aber wir sollte möglichst nicht andere, die nichts mit uns zu tun haben, im Gefahrenfall mit in Gefahr bringen.
Ich sage es nochmal, die Landung war fliegerisch gut, alles andere war nur Glück.
Es wurde schon öfter gesagt, eine Baumlandung heist nicht Tod, sondern fast immer Maschine kaputt.
Ich möchte hören wie man Hinterbliebenen erklährt, das es doch eine tolle Leistung war ein Flugzeug in die Stadt zu setzten. Und sagt nicht, es ist ja nichts passiert. Diesmal ist es glimfplich abgegangen.
Rüdiger
PS: Und zum Thema Deskpilot, ich habe gerade meinen 3000. Flug gemacht.
Ich hab alles versucht den Link zu finden, umsonst.
Es ging darum, das ein Flieger in einer Stadt gelandet ist, Treibstoff auslief, in die Kanalisation gelangte, explodierte und ein Unbeteiligter durch den hochfliegenden Gullideckel verletzt wurde. War nicht allzu lange her.
Man sollte nur die Meinung anderer (solange sie nicht total hirnverbrandt) ist akzeptieren.
Rüdiger
BlueSky9 schrieb:Konsequenterweise müßtest Du dann aber im Notfall Dein Flugzeug bewußt an einem sicheren Ort crashen und ja nicht Deinen Rettungsschirm aktivieren - Du könntest dann ja am Schirm hängend und unsteuerbar erst recht wieder jemanden gefährden oder gar verletzen...
Aber nur weil es mein "Selbsterhaltungstieb" ist,
ist es trotzdem nicht "gut".
Es ist ein blöder Mechanismus - blöd für die unbeteiligten.
BlueSky9 schrieb:
Wieso?
Weil ein gegeneinander Abwägen von Menschenleben niemals funktioniert, im Gegenteil, es führt zu völlig irrationalen Überlegungen und ebensolchen Handlungen. Sich einer solchen Überlegung hinzugeben, wäre am Boden schon schwierig genug, im Flieger als PIC in einer Notsituation, die die ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, wär es einfach unmöglich.
Leider hast Du meine Frage nach dem Fliegen mit einem Deiner Patenkinder nicht aufgegriffen. Der Pilot der Stockstadt-Cessna hatte ja auch eine Person bei sich, für die er die Verantwortung hatte. Und ein Passagier darf selbstverständlich erwarten, dass sein Pilot in solch einer Situation alles nur menschenmögliche für dessen Überleben tut. Andernfalls müsste der Pilot vor dem Flug darauf hinweisen, dass er gegebenfalls das Leben seines Passagiers für die potentielle Unversehrtheit Dritter zu opfern gedenkt. Ob er dann noch Paxe fliegen wird, halte ich für fraglich. Ich würde jedenfalls nicht mitfliegen, das hatte ich schon gesagt.
In diesen Zusammenhang verweise ich nochmals auf die Diskussion, eine vollbesetzte Verkehrsmaschine abzuschießen, weil sie ein Terrorist in seiner Gewalt hat und droht, damit Schaden anzurichten. Abwägen von Menschenleben eben...
BlueSky9 schrieb:
Weil er nicht - um deinen alten Hintern zu retten - evtl. unbeteiligte dritte tötet?
Ob Dritte wirklich zu Schaden kommen, stellt sich ja erst hinterher heraus. Zum Zeitpunkt des Luftnotfalls war der Passagier bestensfalls auf dem gleichen Gefährdungslevel wie die Anwohner der Großostheimer Straße. Wenn man nun voher schon weiß, dass sich der Pilot auf jeden Fall gegen seinen Passagier entscheiden wird, obwohl ja überhaupt nicht klar ist, ob letztlich Dritte zu Schaden kommen, sollte man als Mitflieger mit seinem Leben besser abgeschlossen haben.
Im Übrigen verbitte ich mir das Attribut "alt" für meinen Hintern!! :-))
Michael
Eine erstaunliche Vielfalt von Meinungen lese ich in diesem
Thread. Erstaunlich, weil das Fliegehandwerk nach bekannte Regeln ausgeübt
wird, weshalb ich mit einer solchen Bandbreite eigentlich nicht gerechnet
hätte. Von vorn herein gesagt, ich halte die Landung (war das wirklich eine
Landung?) für höchst problematisch, und das ist, finde ich, noch vorsichtig
formuliert.
Die teilweise ausgedrückte Bewunderung für das Können des
Piloten kann meiner Ansicht nach nur entstehen, wenn man eine komplette Hälfte der
Pilotenaufgaben willkürlich und ganz legér ausklammert. Das meine ich so:
Es gibt mindestens zweierlei: 1. die strategische
Flug(weg)planung, und 2. die „Flugzeugbedienung“. (Das sonst noch wichtige
Wetter können wir hier weglassen)
Wenn man sich bei 1. ganz kräftig verhauen hat, dann kann es
schon sein, daß im Notfall nur noch die Auswahl zwischen Pest und Cholera,
zwischen Wald und Wohnhäusern übrig bleibt. Wenn dann „nichts“ passiert ist,
weil der Pilot handwerklich gut fliegen (also steuern) konnte, oder einfach
durch pures Glück, macht ihn das noch nicht zu einem, der Lob und Anerkennung
verdient hat.
Sicherheitsmindesthöhe
Nein, nicht 1000 ft über Grund, wie das hier jemand
anführte, auch nicht 1000 ft über dem höchsten Hindernis, wie das fast jeder
hersagen kann. Sondern? „...diejenige
Höhe, bei der ...im Fall einer Notlandung eine Gefährdung von Personen und
Sachen nicht zu befürchten ist“! So liest sich der Paragraph, und nicht anders.
Die 1000 ft sind nur eine Hausnummer, ab der keiner mit dem Richter
Diskussionen anfangen soll, mehr nicht.
Notlandung.
Notlandung? Hmmm...von einer Notlandung hatte ich immer
einen anderen Begriff. Eben eine erzwungene Landung, vielleicht auch eine mit
Schäden, weil die Räder nicht rauswollten, aber eben doch eine Landung mit
Aufsetzen und meinetwegen Ausrutschen. Hier sehe ich nur einen Notlandeversuch,
der aber wegen des ungeeigneten „Geländes“ in einen kompletten Crash mündete.
Auf der Straße steht immerhin ein Totalschaden. Das noch als „Notlandung“ zu bezeichnen,
finde ich schon eine ziemliche Begriffsüberdehnung.
Motor
Es sind beide(!) Propellerspitzen verbogen. Der Motor sollte
sich also gedreht haben, wenn auch ohne Leistung. Mit drehendem Propeller in
die Wohnstraße? Besser nicht.
Aufsetzen mit Mindestfahrt
Die Fotos zeigen eingefahrene Flaps. Ausgefahren würden sie
den Anflug kürzer und steiler machen, das kann auch ungünstig sein. Aber zum
Fahrtabbau und zum Verringerung der Aufsetzgeschwindigkeit wären sie am Ende
sehr nützlich gewesen, gerade in diesem Fall.
Mein Fazit:
Ich habe versucht, nicht zu spekulieren, sondern möglichst Fakten
zu betrachten.
Alles Lob für den Piloten ist menschlich verständlich, es
spricht aber auch ein gewisser Flieger-Corpsgeist daraus, den ich für
bedenklich halte. Die Zeitung hat freilich schon so etwas vorgegeben, indem
sie den Polizisten zitiert, der die Flugkünste des Piloten lobte.
Nun, Polizisten sind Laien, Reporter brauchen Sensationen
und das Publikum liebt Helden. Es ist ein alter Hut, gerade Piloten auch nach
den größten Fehlleistungen noch zu glorifizieren; das gehört sich einfach so
und da haben wir Anspruch dauf...;-))
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