Hallo zusammen und ein gesundes Neues für alle.
Frage an alle, die gerne etwas weiter weg fliegen: Kauft man sich eigentlich heute noch den gesamten ICAO- Papierkartensatz? Ich hab‘ jetz alles 2x wirklich voneinander vollkommen unabhängig (Iphone sowie Ipad) elektronisch und hab‘ die Papierkarten im letzten Jahr zwar immer schön brav mit „Strich“ versehen parat gehabt, aber effektiv nicht ein einziges Mal aus der Seitentasche rausgezogen. Wie macht Ihr das denn heutzutage so?
Moin und frohes Neues!
Vorab meine Meinung: Digital (längere Version, folglich meinem Text).
Long story not short: Ich denke mit so einer Frage wirst du das Forum hier spalten :-D Es gibt die, die angeblich noch heute eine Papierkarte mit Strich haben und darauf schwören und alle anderen als schlechte Piloten betiteln (so oder so ähnliches bereits gelesen/gehört). Sobald hier jemand eine offene Fehlerkultur an den Tag legt (CRM, good airmanship), kommen diese "Papierkarten"-Verfechter aus den Ecken und predigen: "Mit nem Strich auf der Karte wäre des nicht passiert".
Ich fliege ins ganz DE und im nahen Ausland umher und mir reicht mein Tablet (mit Skydemon), mein Mickeymouse Kino (Glascockpit mit ICAO Karte integriert) und meine Garmin Watch (HSI-Modus, mit weltweiter Flugplatzdatenbank), ab 20-30 Minuten Flugzeit mit FIS und bin immer ans Ziel gekommen und bisher ( toi toi toi ) in noch keinen Luftraum geballert oder sonst was. Andere um mich herum jedoch schon, da war ich unterhalb vom Deckel über München, während zur gleichen Zeit jemand laut FIS in Charlie geflogen ist - vermutlich weil er gerade mit der unhandlichen Papierkarte den Strich gefolgt ist und den Überblick verloren hat :-D (ja, hier steckt etwas Sarkasmus drin).
Gesetzlich: Ist grds keine Papierkarte von Nöten (ICAO Anhang 4, EU-Verordnung, Annex 4). Du musst dich ausreichend vorbereiten usw. Jedoch zählt eine Papierkarte als ausreichendes Backups (Annex 4). Die 3. Durchführungsverordnung zur LuftBO verlangt aktuelle Karten. Von Papierkarte ist hier jedoch nicht die Rede. Blöd nur, wenn du am Flugplatz kontrolliert wirst und dein Anzeigegerät nicht funktioniert oder keine Flugplanung beinhaltet. Man kann auch bestimmte Bereiche vor dem Flug einfach ausdrucken und spart sich einfach die Anschaffung der teuren ICAO-Karten. Vor Gericht, im Ereignisfall, wird sowieso jeder Fall individuell verhandelt.
Papierkarte: Sich intensiv damit vorbereiten, sich ein Strich durch zu machen, ist nicht verkehrt. Das mache ich aber mit Skydemon genau so. Sehe direkt ob ich in Lufträume/EDRs oder Whatever fliegen würde oder Probleme bekomme. Auf ner Papierkarte am Flugplatz ist sowas evtl. trotzdem hilfreich. Vergesse aber eines nicht: Alle paar Wochen gibts Updates in Deutschland. Man müsste sich theoretisch dann hinsetzen und in der Papierkarte händische Änderungen vornehmen um diese aktuell zu halten. Das machen Apps idR automatisch.
Papierkarte macht bspw Sinn, wenn du ernsthafte VFR-Fliegerei Basics probieren willst und nen richtigen Flugdurchführungsplan ausfüllst mit Waypoints, zeitlich genau abgestimmt, Windberechnung, rwK usw. - bei VFR nicht vorgeschrieben, bei IFR bspw. schon. Damit du errechnen kannst, dass du in 5:30 mins beim Kirchturm bei Schlumpfhausen bist und in 13:10 mins über die Autobahn XYZ fliegst. Um das mal zu machen: nice. Aber 1. kommt es immer anders und 2. als gedacht. Man muss dann schon alles genau einhalten, über den Platz dann den Kurs einschlagen, die errechnete Speed halten, hoffe das der Wind nicht doch in der Höhe anders ist blabla. Kennt jeder von der Ausbildung. Beim PPL muss man das leider noch machen.
Also du siehst, es gibt für alles Vor- und Nachteile. Ich hoffe ich konnte auf deine Frage weitestgehend antworten und du bist jetzt nicht noch verwirrter. Ich für meinen Teil haben nur ICAO-Karten, da ich diese zusammen geklebt als große Karte an meiner Wand habe und gerne mal analog einen Blick darauf werfe :-)
Ich wünsche dir und allen anderen Mitlesern ein frohes Jahr 2025 mit vielen fliegerischen Tagen. Möge uns der VFR-Wettergott gnädiger als 2024 sein.
Ich betreibe da einfaches Risikomanagement, nutze als Convenience-Produkt für das tägliche Einerlei sowohl ForeFlight (meistens) als auch Skydemon (inzwischen nur noch sehr selten) auf iPad und iPhone für die Redundanz, habe aber immer auch jahresaktuelle Karten dabei - seit vielen Jahren allerdings AirMillion und schon ewig nicht mehr die BuntibuntiICAOs ;-). Ja, es gibt Jahre in denen ich die Karten unbenutzt wieder ausmustere, aber ich(!) möchte nicht irgendwann einmal für die vielleicht 200 gesparten Euros ohne physikalische Karte dastehen.
Moin,
ich nutze SkyDemon zur Planung, drucke die Karten aus, die ich brauchen könnte und nutze die elektronische Karte im Flug.
Hat bis jetzt problemlos geklappt.
Wichtig ist halt, das man einen Plan hat, falls das Tablet/Fone ausfällt. Also die nächsten 5 Minuten sollten im Kopf sein, damit man beim rumwurschteln nicht falsch abbiegt oder wo reinsemmelt.
Und man muss jederzeit umsteigen können, also etwas Struktur in den Papiertools hilft auch.
Oder ganz verwegen: unterwegs mal ausprobieren…
Ohne elektronische Flugplanung und -durchführung bleibe ich in Platznähe…
Raller
Seit ewigen Zeiten (2002) nur noch GPS Moving Map (Garmin Pilot 3 -> GPSMAP 195 -> Garmin GPSMAP 496 -> Skydemon). Als Not-Backup die Airmillion Karte von Editerra, falls alle GPS-Satelliten ausfallen. In 1.400 Flugstunden nie ein Problem gehabt.
Achim
Ich nehme VFRNAV und Enroute auf dem Tablet und als Backup das Handy.
Zur Not kann man sich ja Papierkarten ausdrucken wenn man das möchte:
https://www.openflightmaps.org/ed-germany/
Viele Grüße,
Ulf
Moin und ebenso von mir auch ein frohes 2025!
Ganz einfach: laut Regelung sind für VFR-Flüge nur Karte, Kompass und Uhr als Orientierungsmitteln zugelassen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ein Tablet mit GPS verboten ist, es soll aber laut Regelung nur als "Orientierungshilfe" dienen und zusätzlich zu der Karte zur Verfügung stehen.
Ebenso besteht immer noch (und zurecht!) die klare Pflicht, eine ordentliche Flugvorbereitung (inklusive Strich auf der Karte, Kurs- und Windberechnung, Gewicht- und Schwerpunktprüfung, usw.) vor dem Flug zu machen.
Mit diesem Vorwort: ich nutze selber ein Tablet mit einer App (SimpleVFR) und fliege oft sehr lange Strecken (Italien, Kroatien, Finnland, usw).
Auf dem Kniebrett habe ich immer die aktuelle Karte (und bei lange Flüge bedeutet es, dass ich mehrere Karten dabei habe, selbstverständlich) und den Flugdurchführungsplan. Ständig vergleiche ich die angegebene Position von GPS mit was ich auf dem Fenster sehe und prüfe, dass es auf der Karte auch stimmt.
Damit fliege ich ziemlich entspannt und bin immer vorbereitet für den Fall, dass die elektronische Mittel versagen.
Und das ist tatsächlich schon passiert. Mehrmals aufgrund dicke Wolken einige Minuten ohne GPS-Empfang und vorletztes Jahr, auf dem Weg nach Italien (über eine völlig neue Strecke, sonst wäre es zu einfach gewesen...) hat sich mein Tablet verabschiedet.
Ich bin einfach weiter mit der Karte geflogen und problemlos zum Ziel angekommen.
Bei kurze Flüge (mit Schüler oder auch nur für mich, wenn in der "bekannte" Umgebung geflogen wird) habe ich kein Tablet, sondern nur die Karte.
Von meinen Schüler verlange ich, dass sie nur mit Karte, Kompass und Uhr den Weg finden und so klappt es auch meistens.
Ich habe auch leider ein Gegenbeispiel von einem Pilot (der nicht mein Schüler war, sonst wäre er nicht so geworden), der nur sein Tablet schaut, die Karte immer verpackt im Kofferraum hat und nie weiß wo er ist.
Auf die Frage "was machst du, wenn dein Tablet abkackt?" war die Antwort "ich fliege zurück nach Kamenz". Auf die Frage "und wie kommst du zurück nach Kamenz, wenn du gar keine Ahnung hast, wo du bist?" war die Antwort "ich ziehe den Schirm".
So will ich nicht werden und ich werde auch mit voller Kraft kämpfen, dass meine Schüler nicht so werden...
Viele Grüße
Luca
lucabert schrieb:Uiieh, wie veraltet ist denn dein "Wissen"? Die Gesetze und Verordnungen lassen seit Jahren ausdrücklich elektronische Karten zu, indirekt machen sie sie sogar zur Pflicht, weil sie auf dem aktuellen Stand nach AIRAC Zyklus sein müssen (korrigierst du alle 28 Tage deine Papierkarte?). "Karten" im Sinne von Papier sind damit nur noch BackUp und MovingMap die Regel. Oder habe ich dich falsch verstanden?
Ganz einfach: laut Regelung sind für VFR-Flüge nur Karte, Kompass und Uhr als Orientierungsmitteln zugelassen.
OkeP schrieb:Da bei der Unterlagen für Unterricht und Prüfung immer noch nur die Rede von Papierkarten ist, und der Hinweis dass GPS nur als Backup sein darf, ist die Antwort sehr klar: du hast völlig falsch verstanden, tut mir leid...
Karten" im Sinne von Papier sind damit nur noch BackUp und MovingMap die Regel. Oder habe ich dich falsch verstanden?
Viele Grüße
Luca
lucabert schrieb:Du vermischst da zwei Fakten zu einem nicht zulässigen Schluss.
Da bei der Unterlagen für Unterricht und Prüfung immer noch nur die Rede von Papierkarten ist, und der Hinweis dass GPS nur als Backup sein darf,
In der Prüfung sind Papierkarten die einzig zugelassene Lösung, weil man
a) gleiches Material für alle haben will
b) sehen will, dass die Grundprinzipien der Navigation verstanden wurden
c) sicherstellen will, dass sich die Antwort auf den Papieren befindet/findbar ist
d) vermeiden will, auf dem Tablett weitere Hilfsmittel oder gar einen Helfer per Netz zu haben
Das hat aber gar nichts damit zu tun, dass man Papierkarten besitzen oder mitführen muss.
Die fallen im offenen Cockpit übrigens leichter aus als eine moving MAP.
lucabert schrieb:hunderte Geisterfahrer…
du hast völlig falsch verstanden, tut mir leid...
und für einen Fluglehrer eine ziemlich unpassende Antwort, wie Du aus Deinem FI-Unterricht zu Schulung und Vermittlung von Wissen genau weisst.
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