Hallo Forum, meiner Meinung Stress gehört zur Fliegerei. Als ich noch als Fußgänger Flüge und Piloten beobachtete, hatte ich nie gedacht wie sich die Verantwortung vor und im Flug fühlt und welchen Stress sie bedeutet. Es gibt aber auch positiven Stress und Stress ist nicht gleich Panik. Stress kann und muss man unter Kontrolle haben, und zwar mit sorgfältiger Planung eigener Handlungen bei allen denkbaren Vorkommnissen. Dann darf aber die Situation nicht außerhalb des vorher durchdachten kommen, das gibt halbwegs sichereres Gefühl. Um ein Beispiel zu nennen: einmal bin ich durch eine starke Turbulenz in Bodennähe nach oben ins Loch vom Dienst gezwungen worden. Dort oben war zwar blaue Himmel, aber die Obergrenze der darunterliegenden Bewölkung war mir unsicher: in Wirklichkeit sie stieg, und genau das war mein Gefühl. Das nächste Loch vom Dienst wieder nach unten gab es nicht zu sehen und die Hoffnung darauf war immer dünner. Auf den ersten Blick sollte man ohne künstlichen Horizont oder Autopilot auf keinen Fall in die Wolken sinken. Ich habe aber ein Paar Jahren davor Instrumentenflug mit GPS stundenlang am MSFS 2002 Simulator geübt, in der Realität jedoch nie bis dato in solche Bedingungen tatsächlich gekommen. Um nicht die Situation außer Kontrolle zu verlieren, was bei einem unerwarteten Einflug in die Bewölkung sicher der Fall wäre, habe ich die Außentemperatur auf positive Werte kontrolliert und zum ersten mal im Leben, dazu noch bewusst, kontrolliert in die Wolken hin einsank. Somit war ich zwar in einer sehr schwierigen, aber nicht in einer unvorgesehenen Lage. Innerhalb von 5 Minuten in der Wolke musste ich dreimal aus der Spiralle blind nach GPS ausleiten, kam aber heil aus der Wolke ca 1000 ft GND heraus. Das war natürlich jede Menge Stress. Dabei habe ich einen Fehler gemacht und die Option Rettungssystem völlig vergessen. Ich sehe im Stress meine Möglichkeiten eher eng, weil es so viel zu tun gibt. Kurz gefasst: Abhilfe gegen Panik - eigene Handlungen in allen denkbaren Situationen voraus durchdenken (ich führe dabei im Flug gern Selbstgespräche, diese wirken auch auf den Passagier beruhigend: er sieht ich bekomme auch in seltsamsten Fällen alles unter Kontrolle). Völlig unvorgesehene Umstände und Überraschungen ist mir bisher, soweit ich mich erinnern kann, immer gelungen zu vermeiden. Also vor dem Flug gründlich nachdenken und im Flug die Kontrolle über die Situation nie verlieren: das wünsche ich uns allen.
Igor.
ikono schrieb:Ganz schön dicke Wolke...
Innerhalb von 5 Minuten in der Wolke musste ich dreimal aus der Spiralle blind nach GPS ausleiten
Ja, an der Stelle wo ich nun war, war die Wolke bereits 1500 ft dick, und zwar dadurch dass die Obergrenze immer höher war. Eine Alternative war wieder das alte Loch vom Dienst zu suchen, das war aber mittlerweile sicher von der Stele weg gewesen, wenn überhaupt noch vorhanden.
Hier das für mich eindrucksvollste Beispiel, daß es sich lohnt zu kämpfen und wie weit man es damit bringen kann:
Kurze Zusammenfassung für die, die des Englischen nicht so mächtig sind:
Einziger Fehler am Ende: Nicht aufs Pistenende geguckt beim Aufsetzen und beim Ausrollen seitlich von der Piste ins Gras gerollt!
Also für mich ist die Courage wirklich beeindruckend. Wie gesagt, so als Positivbeispiel, daß es sich lohnt zu kämpfen und warum ich diesen Spruch: "Wenn Du in eine Wolke kommst, bist 146 Sekunden eh tot, ergib dich in dein Schicksal!" nicht ausstehen kann.
Ach ja: Eine Woche nach der Aktion hat der Senior sich dann wohl in einer Flugschule angemeldet. Das Solo hatte er nun ja schon. ;-)
ikono schrieb:Sowas aehnliches habe ich auch schonmal erlebt. Ueber meinem Heimatplatz in einen Nimbusstratus eingeflogen, dabei hat der Flieger ca. 100kg Eis aufgeladen. Dann habe ich ihn eiskalt ins Trudeln gebracht und kurz ueber dem Boden ganz cool ausgeleitet. Gluecklicherweise war das Hangartor noch offen, denn auch wenn es unglaublich klingt, so kam der Flieger beim Ausleiten doch tatsaechlich genau da zum stehen, wo er sonst auch geparkt ist. Ich setzte erst die Parkbremse, dann meine Sonnebrille auf, zog meine Top Gun Fliegerjacke an und ging vorbei an der Zuschauerterasse unter johlendem Beifall der Anwesenden zum Auto.
Innerhalb von 5 Minuten in der Wolke musste ich dreimal aus der Spiralle blind nach GPS ausleiten, kam aber heil aus der Wolke ca 1000 ft GND heraus.
Unvergesslicher Moment.
Chris
Moin,
nee Chris, das habe ich letzten Sommer getoppt,
ich war auf dem Weg zum baden nach Wangerooge als ich auf der Höhe von Damme merkte, daß ich meine Badehose im Auto vergessen habe, also habe ich den Rückwärtsgang eingelegt, bin rückwärts in die Platzrunde eingeflogen und auch gelandet, klar hätte ich auch vorwärts fliegen können, aber so ist der Stundenzähler rückwärts gelaufen und der Tank füllte sich auch wieder.
Was ich vom Türmer echt gemein fand als Er zu mir sagte: Stefan Du wirst langsam alt.
ikono schrieb:
Ja, an der Stelle wo ich nun war, war die Wolke bereits 1500 ft dick, und zwar dadurch dass die Obergrenze immer höher war. Eine Alternative war wieder das alte Loch vom Dienst zu suchen, das war aber mittlerweile sicher von der Stele weg gewesen, wenn überhaupt noch vorhanden
mit 8 m/s Sinken bist du da aber in weniger als einer Minute durch (8 m/s * 200 = ~ 1600ft/min)
Ich war im November 2016 mit Mathias und dem SF 25 in Oerling-
linghausen unterwegs, Das Muster wird zum Schleppen eingesetzt,
ist sehr üppig instrumentiert und der Doppelvergaser ROTAX hält,
was er verspricht. Im Gegenanflug ging der Motor ohne erkennbare
Vorankündigung auf Vollgas. Mathias hat dann übernommen, den
Motor abgestellt. Ab Queranflug durfte ich dann wieder. Die Eintei-
lung war soweit i. O. und mit stehender Latte hatte ich schon geübt.
Es stellte sich heraus, daß der rechte Gaszug gerissen war. Der Mo-
tor geht dann automatisch ( ? ) auf Vollgas. Streß ? Positiv !
Roland
Roland Ibing schrieb:Moin,Es stellte sich heraus, daß der rechte Gaszug gerissen war. Der Motor geht dann automatisch ( ? ) auf Vollgas. Streß ? Positiv !
ja, jeder Flugmotor geht bei einem Riß des Gasnzugs auf Vollgas-Stellung. PKW-Motoren gehen dann in den Leerlauf. Die Feder am Drosselklappenhebel ist also beim Flugmotor im Vgl. zum Fahrzeugmotor genau andersrum eingebaut.
Hintergrund: Reißt ein Gaszug kann man mit einem Motor in Vollgasstellung noch fliegen, ihn dann abstellen und segelnd auf einem Flugplatz landen. Würde der Motor bei einem Gaszug in Leerlauf gehen, wärst wahrscheinlich bei uns in Oerlinghausen in den Wald gekracht und nicht mehr bis zur Piste gekommen.
Ist also ein Sicherheits-Feature.
Aus dem gleichen Grund neigen die Flieger ja bei ordentlich Geschüttel und etwas "billigem" Gashebel dazu sich selber das Gas reinzuziehen. Da zieht die Feder am Vergaser so stark an der Drosselklappe, daß die Reibung im Gashebel nicht ausreicht, um die Gasstellung zu halten und der Gashebel wandert langsam nach vorn.
Moin zusammen
Meine Ansicht zu dem Thema: Stress kommt bei unvorhergesehen Situationen auf. Wenn dann gelernte Muster greifen, oder man sich vorher gedanklich mit dieser Situation beschäftigt hat, kann es positiver Stress werden. Also die Leistung und Aufmerksamkeit steigen.
Falls wir völlig unvorbereitet sind und keine Ahnung haben was mit uns passiert und was wir tun sollen, kommt Panik auf und dann geht es evtl sogar bis in die Schockstarre.
Daher ist üben von Notfallsituationen sehr wichtig und irgendwie immer einen Rettungsplan haben. Der allerletzte ist immer: Motor aus, Hahn zu, schirm ziehen, Mayday absetzen. Besser Fallschirm als tot. Und diese Handgriffe präge ich mir bei Zeiten im Flieger auch ein. Also ohne "Ausführung" aber mit Anfassen der jeweiligen Teile. Zündung, Hahn, Schirm, Funken.
Und für alles weitere was schief gehen könnte, habe ich immer die Karte mit den FIS frequenzen auf dem Kniebrett. Bei Navi Ausfall, Funkfrequenz vergessen, Wetter wird komisch, etc. : FIS fragen, bevor es kritisch wird.Auch da gilt: lieber Idiot als tot :)
In diesem Sinne, der forester
Aktuell sind 29 Besucher online, davon 1 Mitglied und 28 Gäste.