fl95 schrieb:Sicherlich nicht. Man schaut raus, genießt den Flug, erschrickt und muss dann erst einmal realisieren, was passiert ist. Dann ist es aber leider oft schon zu spät, um auch noch zu recovern. In geringen Höhen schlicht unmöglich.
In der Höhe kann auch ein Fluglehrer (der NICHT sein ursprünlicher UL-Schul Lehrer war) nicht mehr schnell genug die Situation retten.
fl95 schrieb:Ich weiß. Das ist ja das Blöde. Man hätte irgendwie gern mehr gewusst. Aber ich sag mal so: Vorstellen kann man es sich schon. Es ist halt nur nicht 100%ig belegt.
BTW: Die BFU hat genau den Auftrag, der im ersten Satz des Berichts geschrieben steht.
sukram schrieb:Sie schreiben nur, was 100%ig belegt ist. Auch eine Spekulation der BFU bliebe eine Spekulation.... Die Spekulatonen einer Bundesbehörde müssen nicht mehr Warheit enthalten, als die Spekulation von Lieschen Müller oder des UL-Forum. Nur ist die BFU die einzige Behörde, die dies auch zugibt. Ich bewundere diese Ehrlichkeit !!
Es ist halt nur nicht 100%ig belegt.
Achim
Die Tatsache, dass die BfU - Berichte ausschließlich Tatsachenfeststellungen und ausdrücklich keine Spekulationen oder unbelegte Schlussfolgerungen beinhalten, ist m.E. als Qualitätsmerkmal anzusehen. Wenn man die Tatsachenfeststellungen kennt, wird jeder Interessierte in der Lage sein, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen und den eigenen "Lerneffekt" abzuleiten.
Fassen wir mal zusammen, dass die BFU für die Fakten sorgt, die einer Spekulation die Chance geben in die richtige Richtung zu laufen. Ich sage ja nicht, dass die Behörde überflüssig ist. Ich finde es nur schade, dass dort kein abschließendes "Nach Ansicht der Untersuchungsexperten könnte sich der Unfall wie folgt ereignet haben..." im Fazit steht. Immerhin sind es fast ausschließlich die Angestellten der BFU, die ungefilterte Zeugenaussagen anhören und den Unfallort auswerten (also vor Ort) können. Wir hingegen haben nur das, was wir von Leuten hören, die gehört haben, dass jemand das und das von jemandem gehört hat. Wie dem auch sei. Immerhin haben wir die BFU, die zumindest die Fakten eines Unfalls ganz gut beschreibt. Davon kann sich jeder selbst ein Bild machen und ggf. ein Fazit ziehen.
Jeder bildet sich bei einem Unfall seine Meinung und behält die besser mal für sich. Die BFU untersucht die Unfälle, um aus der Gesamtsicht Empfehlungen zur Erhöhung der Flugsicherheit abzuleiten und da werden sie intern sicher alle möglichen Szenarien durchspinnen. Würden sie ihre Schlussfolgerungen und Vermutungen gleich in die große weite Welt posaunen, könnten sie sich auf einen saftigen Shitstorm von allen Seiten (Piloten, Opfer, Angehörige, Versicherungen usw. usf.) gefasst machen und den Schuh wollen sie sich sicher nicht anziehen. Das würde sofort die Grundlage für Regressansprüche bilden und wenn sich dann irgendwann später herausstellt, dass sie falsch waren, ließe die Klagewelle wohl nicht lange auf sich warten.
Das Schweigen hat aus meiner Sicht weniger was mit Professionalit zu tun als mit Vernunft.
Öhm, seriously?
Yes, srsly. Der letzte Satz bedeutet im Übrigen nicht, dass ich die BFU für unprofessionell halte.
Was meinst Du wohl, welche juristische Relevanz die Floskel "Nach Ansicht der Untersuchungsexperten könnte sich der Unfall wie folgt ereignet haben..." bezüglich Regressansprüchen hätte? Die BFU wird von der Justiz als die Fachkompetenz schlechthin angesehen. Da könnten sie auch gleich schreiben "Der war schuld, Ende.".
So ein Disclaimer wäre juristisch genauso überflüssig wie das "Flugplatz! Betreten verboten! Lebensgefahr!"-Lockschild für Vollidioten.
Danke für die Erklärung. Now I understand (what you mean) ^^ :)
Anhand der präsntierten Tatashachen ist die "Expertenmeinung" doch deutlich dargestellt. Sonst würden die nicht von 800m von Zuhase reden sondern von Zuggänsen, ungünstigen Mars-Mond-Konstelation und dem induzierten Wiederstand der Zotteln an einem fliegendem Tepich. Es ist eine gängige Praxis sogar in der Boulvadrpresse. Der Spielraum für Spekulationen ist in dem Fall sehr gering.
Hallo Sukram und JaRa
Ich muss JaRa vollkommen recht geben. Ich habe doch einige Zeit in einer Kanzlei gearbeitet in der wir sehr viel mit Aviatik recht zu tun gehabt haben.
Öffentlich in einem Bericht wird sich die Flugunfalluntersuchungsbehörde selten auf eine Stellungnahme herauslassen. Das wäre juristisch toxisch. Wie JaRa schreibt, sind es die Fachbehörden welche die Gerichte Beraten, da wir dummen Juristen und Richter oft wenig Sachverstand der Dinge haben über welche wir entscheiden.
Eine Mutmassung würde einer Verurteilung gleichkommen. Zumindest in der Schweiz wird es von der SUST oft so gehandhabt, dass wenn die Produkthaftpflichtfrist abgelaufen (dies kann man zumindest oft beobachten) ist und es sonnenklar ist, dass ein mechanischer technischer Fehler vorlag, dieser als mögliche Unfallursache identifiziert wird. Die SUST geht hier ein Wenig weiter als BFU in D.
Es ist sehr unbefriedigend, dass eine Fachbehörde welche oft die nötigen Informationen hat, diese nicht oder nur spärlich interpretiert aufgrund der rechtlichen Komplikationen.
Ich habe einen Fall vertreten, in dem ging es um einen EC120 Unfall, bei dem die Sachlage so sonnenklar war wer der Verursacher des Unfalls war. Doch die SUST hat sich ganz nüchtern auf die Schilderung der Fakten reduziert.
Es hat gute und auch weniger gute Seiten. Unter dem Strich würde ich jedoch sagen ist es besser ein Bericht wird auf die nüchterne Darlegung der Fakten reduziert. Dies vor allem beim leidigen Thema des Gewichts. Hier wird oft lediglich rechnerisch darauf hingewiesen wie das Gewicht des Fliegers war, und offen gelassen ob es ein „contributing factor“ war oder nicht. Oft zum Glück des Versicherten………
Phil
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