Hallo liebe Forengemeinde,
im Rahmen meines Urlaubs hatte ich Gelegenheit, auf der "Hydrobase de Biscarrosse-Parentis" in der Nähe von Arcachon an der französischen Atlantikküste mit meinem Instruktor Laurent einige Platzrunden zu drehen und dabei Wasserstarts und -landungen zu praktizieren, über die ich hier gern berichten möchte.
Unser Fluggerät war ein hierfür modifiziertes UL vom Typ Fly Synthesis Storch mit 80 PS Jabiru-Motor, ausgerüstet mit den entsprechenden Schwimmkörpern. Wie mir der Instruktor beim vorherigen Briefing erklärte, sind Landungen - wenig überraschend - gegen den Wind durchzuführen, wobei diese mangels Windsack bei einem ersten Überflug über die geplante Landezone anhand der Wellenrichtungen festzustellen ist. Man fliegt also im 90-Grad-Winkel zu den Wellen an. Über "Mirror Landings", bei denen die spiegelglatte Seeoberfläche keine Referenz darstellt und die deshalb natürlich (für Anfänger) schwieriger sind, haben wir nur theoretisch gesprochen.
Die Landeeinteilung gestaltete sich so, dass wir aus der Platzrundenhöhe von 200 Fuß (!) über der Seeoberfläche in den Endanflug eingedreht sind, dabei 100 km/h Fahrt eingehalten haben und mit ausgefahrenen Klappen kontinuierlich der Wasseroberfläche entgegen gesunken sind. Knapp über der Wasseroberfläche wird die Flugzeugnase angehoben, etwas Fahrt rausgenommen, dann weiter die Nase anheben, weiter Fahrt rausnehmen etc. bis bei etwa 65-70 km/h Kontakt mit dem Wasser erfolgt, das natürlich recht stark abbremst. Sobald die Schwimmer das Wasser berühren, Gas komplett raus, Höhenruder voll gezogen, und man schwimmt tatsächlich mit seinem UL im See. Ein unglaubliches Gefühl!
Für den Start wird bei voll gezogenem Höhenruder langsam und kontinuierlich Gas gegeben (damit Spritzwasser nicht den Prop beschädigt). Sobald sich die Schwimmer etwas aus dem Wasser heben, wird das HR voll gedrückt, weiter Fahrt aufgenommen, dann das HR neutral gestellt und sobald die Schwimmer bei rund 80 km/h den Wasserwiderstand vollständig überwunden haben, wird rotiert.
Sowohl Start als auch Landung erfordern natürlich deutlich mehr Strecke, wobei ich mangels Referenz auf dem See nicht abschätzen kann, wieviel Strecke wir jeweils tatsächlich benötigt haben. Aufgrund des verfügbaren Platzes (der See ist an seiner breitestens Stelle 10 km lang) braucht man sich jedenfalls über Fußgänger, Autos, Bäume usw. nur wenig Sorgen zu machen. Dennoch gilt auch hier natürlich, Hindernisse im Wasser rechtzeitig zu erkennen und bei Bedarf entsprechend auszuweichen.
Zum Abschluss unserer Übungsstunde haben wir dann auch noch einen vorher besprochenen Quickstart durchgeführt, wobei hierfür das Flugzeug kurz vor dem Rotieren auf eine Kufe gestellt und dann sofort abgehoben wird. Diesen letzten Start habe ich wie auch eine Platzrunde und eine Wasserlandung im Video dokumentiert.
Meine rudimentären Französischkenntnisse hätten nicht ausgereicht, jedoch konnten wir uns problemlos auf Englisch verständigen, so wie auch der Türmer und die Bürokraft der Flugschule, bei der ich mich über die Flugstunde informiert habe, sehr gutes Englisch gesprochen haben.
Zusammenfassend war diese Flugstunde gerade für mich als "Flachlandpilot" ein unvergessliches Erlebnis, zumal ich links sitzen und nach einigen Anflügen auch nahezu allein starten und landen durfte. Diese Art der Flugstunde richtet sich übrigens speziell an UL- und andere Piloten, unabhängig davon, ob die Lizenz in Frankreich gilt oder nicht. Meine Lizenz wollte niemand sehen und die hatte ich auch gar nicht dabei - wozu auch?
Ich kann ich jeder und jedem UL-Piloten nur empfehlen, der Flugschule "Le Vol des Aigles" an der Landstraße von Biscarrosse nach Parentis auf dem "Aérodrome de Biscarrosse et de Parentis" auch mal einen Besuch abzustatten. Biscarrosse hat zudem eine lange Tradition der Wasserfliegerei, über die man sich in einem tollen Museum ("Musée de l'Hydraviation") informieren kann.
Schade, dass Wasserflug in Deutschland offenbar keine große Rolle spielt... Mich hatte ein wenig gewundert, dass eine Forensuche nach "Biscarrosse" bislang kein Ergebnis lieferte, aber das dürfte sich ja nun ändern ;-
Viele Grüße
Peter
Toll das Du auch Freude an dieser Art des Fliegens gefunden hast und das hier auch anderen nahebringst.
Hoffentlich gibt es Nachahmer.
In D-Land sind die Möglichkeiten leider begrenzt. Aber es gibt den deutschen Wasserflugverband, welcher sich rührig um weitere Landemöglichkeiten bemüht.
In Sachsen gibt es den Sedlitzer See, wo legal (natürlich mit örtlichem Flugleiter der Flugschule) Wasserlandungen möglich sind.
Auf der Mosel darf das nur die Echo Flugschule mit deren Flieger. Wir selber gehen meistens nach Schweden oder Polen.
Dort ist das Landen auf fast jedem See ohne Flugleiter möglich.
Auch in Belgien gibt es einen legalen Stausee, zur Zeit aber nur für Echo und PPR.
Wir waren mit unser LA4 (Flugboot) zusammen mit einem Flywhale (UL) im Juli in Almhult (Schweden) und jetzt gerade zum Wasserflugfestival in Masuren (Ostpolen).
Hallo Peter,
hoch interessanter Bericht, Danke.
Ich habe ein paar Fragen zum Storch.
War das Fahrwerk fest oder musste es ein und ausgefahren werden?
Warum hat das Bugrad Zwillingsreifen?
Welches Leergewicht hatte der Storch? Die Starts sahen recht leichtfüssig aus.
Gruß Peter
Hallo Peter,
das Fahrwerk wurde nach dem Abheben per Schalter elektrisch (hydraulisch?) hochgefahren. Für „Gear down“ gibts im Cockpit „three Greens“ ( naja, eigentlich nur zwei), bei eingezogenem Fahrwerk leuchten statt der beiden grünen dann zwei blaue LEDs.
Wieso vorn Zwillingsbereifung drauf ist, weiß ich leider nicht und kann nur vermuten, dass dies einer höheren Quer-Stabilität beim Rollen geschuldet ist, damit die Kunststoffschwimmer auch bloss nicht über den Boden schrappen, wenn die Piste mal etwas uneben ist. Das ist aber wie gesagt reine Vermutung.
Das Leergewicht kenne ich leider auch nicht. In Frankreich scheinen auch 540 kg mit Schwimmern zu gelten, wie mir die Bürokraft sagte. Allerdings hatte der Fluglehrer auch bei den Landechecks drauf hingewiesen, dass er lediglich 10 l Sprit in jeder Fläche mitgenommen hatte. Ich kann dir allerdings bestätigen, dass auch ich über die „nur“ 80 PS verwundert war. Insgesamt flog sich das UL unglaublich leicht, das Seitenruder habe ich fast überhaupt nicht zu betätigen brauchen, was schon ein krasser Unterschied zu unserer Skyranger ist, wo man vor allem im Langsamflug die Pedale quasi bis zum Anschlag am Bodenblech durchtreten muss, damit sich das Fräulein überhaupt ein wenig um die Hochachse dreht ;-)
Gruß
Peter
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