Moin,
überall höre ich, daß man mit Passagieren an Bord dies oder jenes nicht machen solle, weil es ihnen Angst machen würde. Aber wovor fürchten sich Passagiere üblicherweise wirklich?
Ich frage, weil ich selber einmal bei einem Sight-Seeing Flug am Ende der einzige Passagier war, da sich alle übrigen Pasagiere weigerten in den Vogel einzusteigen. Darauf angesprochen, warum sie alle denn kalte Füße bekommen hätten, kam als Antwort nur, daß der Pilot ja kein Profi sein könne, weil er kein Hemd mit 4 Streifen auf der Schulter trägt. Außerdem wäre die Maschine nicht vertrauenserweckend, wenn der Pilot sie so genau beäugen würde.
Hintergrund war, daß wir alle an einem kleinen Flugplatz standen und es mit einer Gippsland Airvan losgehen sollte. Der ältere Herr, der sich später als Pilot vorstellte, war schon mehr als eine Stunde vor dem geplanten Start vor Ort und hat wirklich einen Preflight-ckeck at its best abgeliefert. Zumindest erweckte es bei mir als versiertem Betrachter den Anschein, daß er mal wirklich richtig checkt inkl. offener Cowling, Peilstab in den Tanks, Probenröhrchen am Drainageventil, Bremsen, Propeller per Hand durchgedreht zur Probe auf identische Kompression auf allen Zylindern, ...
Allein der Anblick und die Dauer des Checks hat die Anderen am Zaun wohl schon ordentlich verunsichert.
Als nach dem Check der Maschine wir als Paxe an der Reihe waren und alle auf die Waage sollten und eine Schwimmweste in einer Bauchtasche bekamen, war es soweit. Niemand wollte mehr mitfliegen. Das wäre doch alles nicht professionell...
Ende vom Lied war, wie oben schon gesagt, daß ich am Ende der einzige Passagier war und vorne rechts saß. Die anderen 5 Paxe wollten alle nicht mehr.
Durch diese Erfahrung und Ermahnungen überall, was man mit Paxen an Bord alles nicht machen solle (z.B. kein Anflug mit hängender Fläche), weil es ihnen Angst macht, würden mich mal Eure Erfahrungen interessieren.
Mit dir mitzufliegen😂😂😂😂
@Kranich: Keine Sorge, ich habe eh noch keine Pax-Lizenz und so lange ich wegen der Zuladung mit dem Pax nicht legal unterwegs sein kann, nehm ich eh keinen mit, auch wenn ich die Lizenz hätte.
Hand aufs Herz. UL sollte ein Eigenbau sein, den niemand zertifiziert hat und deren Lufttüchtigkeit abgeschätzt wird, aber nicht festgestellt wird. Ein Spaßgerät und nicht ein Taxi und schon gar nicht ein Taxi zum geldmachen. Normalerweise hat der Passagier ein Bezug zum Flugzeug. Er ist zB selber Pilot oder er ist irgendwie mit dem Piloten befreundet und kennt sowohl Fluggerät als auch Flugzeugführer.
Aber jetzt kommts. Wieso getraut sich kaum einer in einem kleinen Echoflieger rein? Es macht einen unterschied ob es ein Executive mit Hostess ist, oder ein gleich großer russischer Doppeldecker mit Sternmotor. Eine Riesentür oder ein schmales Cockpit. Ein PA-18 oder ein Hochglanzgerät. Eine Asfaltpiste oder eine geneigte Graspiste. Ein Tower und Feuerwehr oder kein Mensch weit und breit. Übrigends bin ich gerade im Urlaub auf einer kleinen Insel. Nix Autolanding, nix Nebellandungen etc. Es war wirklich eine Scheisslandung und ein Scheissapproach. Aber die meisten haben nur den Rammstoß des Fahrwerks und die wirklich starke Bremsung wahrgenommen. Das er die halbe Piste verspielt hat, zu hoch und zu schnell war, hat niemand bemerkt.
cbk schrieb:Hallo,
Durch diese Erfahrung und Ermahnungen überall, was man mit Paxen an Bord alles nicht machen solle (z.B. kein Anflug mit hängender Fläche), weil es ihnen Angst macht, würden mich mal Eure Erfahrungen interessieren.
das Problem habe ich auch mal gehabt... Die Frau eines guten Freundes von mir (der mit mir mit einem UL mehrmals geflogen ist), wollte fliegen, dann hat sie sich nicht mehr getraut. Der Grund ist bisher noch unklar, ich denke aber einfach "Angst vor Fliegen".
Was ich ansonsten mit anderen Passagieren gemerkt habe ist, dass die meistens einfach Angst haben vor was, das sie nicht kennen. Für alle, die ein Führerschein haben, ist normal, dass das Auto ab und zu auf einer beschissener Straße etwas wackelt, und keiner sagt ein Ton. Sollte aber in der Luft eine kleine Turbulenz geben, sie schreien wie ein geschlagenen Schwein...
Ganz einfach, weil sie nicht wissen, dass diese kleine Turbulenz wie ein kleines Loch auf der Straße ist, und man deswegen sich keine Sorgen machen soll.
Auch vor viele starke Manöver haben die meisten etwas Angst.
Ich habe mich deswegen inzwischen gewöhnt alle Manöver so sanft wie möglich zu machen (leichter Steigen und Sinken, nicht so steile Kurven, usw.) und auf alle Fälle vor jeder Manöver ankündigen was passiert.
Inzwischen ist es so, dass als ich einmal mit meiner Frau (die viel Angst vor Fliegen hatte) unterwegs war und eine Landung mit 27kt von der Seite machen musste, sie gar nichts gesagt hat, als ich geslippt habe. Das habe ich aber schon vor dem Anflug angekündigt, als die Flugleitung mir den Wind gesagt hat (ja, ich weiß, 27kt sind richtig viel, aber irgendwie musste ich runter und an anderen Flugplätzen war auch nicht besser).
Also, der Pilot muss immer ruhig sein, sanft fliegen und immer sagen was er macht und eventuell warum (Beispiel wegen Slip).
Das ist meine Erfahrung
Grüße
Luca
Moin,
eigentlich kann Dir das doch völlig egal sein weil Du ja eh keinen mitnehmen willst und ganz ehrlich, mir kommt diese Frage vor wie im Kindergarten.
Man "Lehrer sowieso" kann natürlich aus Allem eine Wissenschaft machen, wenn Jemand aus welchen Gründen auch immer nicht mitfliegen will, dann eben Popokatepedel.
Bei mir bekommen die Passagiere die Checkliste zum Pre Flight check in die Hand und lesen laut vor. Wenn Sie dann sehen, dass alles überprüfte und i.O ist ist noch nie einer ausgestiegen, sondern mehrere mit "Flugangst" haben sich darauf eingelassen. "Vor dem Start" lesen die Passagiere ebenfalls alles vor, ich hab aber die gleiche Checkliste bei mir auf dem Knie, so dass ich hier mitlese.
Bei mir gibt es drei Regeln:
1. Erst (!) erklären, dann durchführen (niemals andersherum)
Wenn ich z.B. im Landeanflug sehe, dass ich zu hoch reinkomme, dann erkläre ich meinem PAX, dass wir etwas zu hoch sind, dass das alles jedoch normal und kein Problem ist. Denn Höhe bedeutet ja Sicherheit bla bla bla. Wir können das Flugzeug mit einem ganz gewöhnlichen Manöver sinken lassen. Dieses Manöver nennt sich Seitengleitflug. Bla bla bla. Und wenn wir am Ende immer noch zu hoch sind, starten wir durch und fliegen eben noch eine schöne Runde.
2. Ruhe und Souveränität ausstrahlen
Kurz vor einem solchen Manöver erkläre ich immer (!) kurz, wie es genau funktioniert, fange dann ganz leicht an und erhöhe die Intensität, wenn nötig. Dabei kann man die Wirkung des Slippens auch gern mal auf dem Vario zeigen. Parallel sage ich dabei immer so Dinge wie: "Ja, das sieht sehr gut aus..." oder "Ein kleines bisschen noch, dann passt es auch schon...".
3. Bescheuerte Fliegerstories für sich behalten
Viele Piloten gehen auf ihre eigenen Fliegerstories ziemlich steil und haben irgendwie auch immer den Hang dazu, ihre ganzen Fliegerkumpels und natürlich auch Passagiere damit zu Tode zu nerven. Lasst es einfach. Es ist für Piloten meistens ultralangweilig (nur mein Eindruck - also ich finde das immer zum wegpennen) und Passagiere wollen oft nicht wissen, was ihr für tolle Luftakrobaten seid.
Passagiere erwarten einen geschniegelten Piloten. Sie denken, dass sie gleich in eine Art Linienflug einsteigen, ein bisschen rausgucken, wie auf Schienen durch die Luft gleiten werden und wieder zurückkommen. Und so sollte man Rundflüge möglichst auch durchführen. Viel erklären. Souverän bleiben. Aber natürlich trotzdem Spaß haben und Spaß vermitteln.
Der Gedanke mit dem Pilotenhemd ist gar nicht so verkehrt. Ein Pilotenhemd mit Streifen auf den Schultern ist ein gesellschaftlich anerkanntes Signal für Vertrauen. Das Problem ist nur, dass man sich damit auf dem Flugplatz lächerlich machen würde. Das liegt aber nicht daran, dass es lächerlich ist, sondern viel mehr daran, dass die anderen Piloten (also quasi die Gegner) mit ihrem Wirsing meist nicht so weit denken können, dass es den Passagieren ggf. die Angst nehmen könnte und/oder Vertrauen schafft. Dafür reicht das Vermögen zwischen den Ohren oft einfach nicht aus. Da gibt es nur noch die lautstarke Bemerkung, dass wir ja gar keine Piloten, sondern nur Luftsportgeräteführer sind.
Von daher bleibt abschließend auch zu sagen:
Mach Dein Ding und lass Dich nicht ständig von diesen ganzen Leuten wahnsinnig machen. Die haben Dich auf dem Kieker und werden auch nicht davon ablassen. Mach die Rundflüge oder die Flüge mit PAX also so, wie Du so etwas auch gern als PAX erleben möchtest. Scheiß egal, was die anderen Dir mal wieder für "Fliegerstories" in den Kopf nageln wollen.
sukram schrieb:Es würde ziemlich lächerlich aussehen und wenn ein Gast auf sowas Wert legt, sollte man ihm nahelegen, sein Geld doch besser beim nächsten Golfclub zu lassen und mal drüber nachzudenken, was die angebliche Streifenprofessionalität z.B. bei AF447 genutzt hat.
Der Gedanke mit dem Pilotenhemd ist gar nicht so verkehrt.
So ein Hemd mit Streifen (!!!) ist absolut notwendig, wenn man in z.B. Afrika fliegt und von den Flughafenmitarbeitern ernst genommen werden will. Aber hier? ;))
Chris
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