Lieber cbk. Ich schätze sehr deine unkonventionelle Herangehensweise an "Probleme", wie hoch auch immer jeder Einzelne ihre Relevanz einschätzen mag. Und Denkanstöße, wie unorthodox auch immer sie sein mögen und wie sie auch belächelt werden, haben uns technisch weitergebracht. Ansonsten würden wir, in Anlehnung an deine Automobil-Beispiele, noch mit Pferdefuhrwerken durch die Gegend schleichen.
Nun ist es allerdings so dass Vereine sinkende Flugschülerzahlen haben, obwohl deren K8 einstellige Stundenpreise haben. Fluglehrer starten teilweise abstruse Diskussionen in Fliegerforen, ich vermute um Aufmerksamkeit und damit Flugaxhüler zu bekommen. Wenn sie sehr viel zu tun hätten in ihrem Beruf hätten sie zumindest keine Zeit für sofortiges Antworten auf jeden Kommentar.
Angebots-Problem: Flugzeughersteller bringen starten immer mal wieder Versuche günstigere Geräte auf den Markt zu bringen (120kg Flieger, Sky Ranger z.B.), es wird aber dort bemäkelt, dass diese Geräte keine 250km/h Reise machen. Den Herstellern bleibt also nichts anderes übrig als weiter an der schneller-teurer-weiter Spirale zu drehen wenn sie Gewinn machen wollen.
Nachfrage-Problem: solange wir Flieger mehr oder weniger sympathische Exoten, wozu mancher sicher auch in der Öffentlichkeit durch seine kautzige Art beiträgt, sich immer weniger Leute fürs Fliegen interessieren, der Nachwuchs fehlt, der Flugplatz am Samstag bei schönem Wetter leer ist, kann nur einem Wirtschaftsfremden Theoretiker oder Anhänger der Planwirtschaft einfallen Flugzeugzeuge auf Haldezu produzieren
Ich hab aber schon die Vermutung, das ein Produzent der die 100 Stück / Jahr Marke durchbricht, beste voraussetzungen hat, Geld zu verdienen. Das erste Jahr zahlt er die Entwicklungskosten ab, zB 2.000.000€ (davon die Hälfte vom Staat geschenkt) , und in den Folgejahren ist dies der Bruttogewinn, jedes Jahr neu.
Was aber ganz erheblich den Gewinn schmälert, ist der teure Motor.
Ein Hauptproblem ist, dass die Realloehne bei sehr vielen seit Jahren nur eine Richtung kennen: Abwaerts.immer weniger Menschen haben fuer sowas wie die Fliegerei Geld uebrig.
Beeindrucken kann man damit auch niemanden mehr, frueher wurden Flugkapitaene quasie angebetet, heute schauen nichtmal mehr Kinder zu ihnen auf.
Die Zeiten haben sich gewandelt. Auf Flugplaetzen, an denen Segler frueher im Minutentakt hochgezogen wurden, herrscht tote Hose, selbst bei bestem Wetter. Nachwuchs hat es kaum noch, die haengen lieber am Smartphone.
Usw...
Chris
Ach Leute, wenn ich das hier alles so lese... Mit einem niedrigen Verkaufspreis allein ist es nicht getan.
So richtig interessant wird das Thema UL-Kauf für die breite Masse erst wenn es das komplette UL für den Preis eines Rotax-Motors gibt. Oder zwei. Spätestens dann würde ich mich mit dem Gedanken eines zu kaufen beschäftigen. Bei der Suche nach einem Hangarplatz (Rhein-Main Gebiet) verzweifeln. Und letztendlich zu der Überzeugung gelangen, das ich allein für die mit dem Kauf verbundenen Fixkosten unsere Vereinsmaschinen (E, K und M) monatlich länger chartern könnte als ich mit der eigenen Maschine fliegen würde. Ganz davon zu schweigen das ich den Verein per Fahrrad erreichen kann, zum Hangar aber mindestens 50 km mit dem Auto fahren müsste. Und aus diesen Überlegungen heraus von einem Kauf Abstand nehmen würde.
VG
Thomas
Chris_EDNC schrieb:Moin Chris,
Die Zeiten haben sich gewandelt. Auf Flugplaetzen, an denen Segler frueher im Minutentakt hochgezogen wurden, herrscht tote Hose, selbst bei bestem Wetter. Nachwuchs hat es kaum noch, die haengen lieber am Smartphone.
das ist wohl richtig, aber warum ist das so?
Ich gehe mal davon aus, dass das Interesse am Fliegen und was damit zu tun hat, nicht geringer geworden ist. Aber nicht jeder hat dieses Interesse "im Blut" und bei vielen muss dieses Verlangen durch Kontakt erst geweckt werden.
Versetzen wir uns doch mal in die Lage eines Jugendlichen: der verliert vor lauter Freizeitangeboten die Übersicht. Zudem merkt er auch, dass die Welt zunehmend komplizierter wird. Und teurer. Da ist es doch natürlich, dem Weg zu folgen, den die meisten gehen, sich die leichte Kost zu gönnen anstatt Eigeninitiative zu zeigen, zumal die überall eingebremst wird durch Vorschriften, Eigeninteressen der Etablierten und Geldmangel. Und auch Eigeninitiative muss gelernt werden, nicht jeder ist ein geborenes Organisationstalent oder weiß was er will.
Die wenigen Vereine, die ich kenne klagen über Nachwuchsmangel. Aber wenn man sich das Vereinsleben dann anschaut dann muss ich feststellen, die Verantwortlichen "alten Säcke" sitzen auf ihren Pöstchen, haben aber keine Vision, wie sie auf die Anforderungen der Zeit reagieren sollen. Viele verstehen nicht, dass sie in einer "Unterhaltungsbrache" mit sehr hoher Konkurrenz werkeln. Sie warten auf Nachwuchs, werben aber kaum um diesen. Sie machen keine neuen Angebote, arbeiten nicht mit der Stadt, den Schulen und anderen Verbänden zusammen um die Jugendlichen auf das Fliegen, die Teamarbeit und das eigene Erleben neugierig zu machen.
Und ohne Nachwuchs gibt es keine neuen Piloten, keine Mechaniker, keine Flugplatzmanager, dafür aber dahinsiechende Vereine, die sich still in die Insolvenz verwalten. Dabei braucht es die Fliegerei, nicht nur zum Freizeitvergüngen. Es braucht die Angebote um den Nachwuchs zu begeistern und auszubilden. Das ist sicher eine schwere Aufgabe, aber wer sagt denn das es leicht sein muss, um schön zu sein?
Und gibt es mehr Piloten, gibt es auch mehr Nachfrage nach Vereinsplätzen und Flugzeugen. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, nicht das eines Vereins oder Flugzeugherstellers. Da ist auch die Politik gefordert und das heisst dann aber auch sehr dicke Bretter für lange Zeit zu bohren.
In meinem lokalen Umfeld versuchen wir gerade, einen schönen Flugplatz wieder zum Leben zu erwecken. Der lange unter Mißwirtschaft und Egoismus gelitten hat. Und wir haben einen SPD-Bürgermeister, der anfangs gegen den Flugplatz war, davon überzeugen können, welchen Stellenwert so ein Flugplatz für Freizeit, Jugendarbeit und Wirtschaft hat. Mal sehen wie das Experiment ausgeht.
CBK hat ja recht, wenn er auf den Zusammenhang von Stückzahlen und Kosten hinweist. Seine Idee, erst mal auf Halde zu produzieren ist zwar auf lustge Art realitätsfremd, aber nur mit einer entsprechenden Nachfrage lassen sich die Kosten wieder einspielen. Die Produktionszahlen sind zwar stark gesunken, aber ich sehe auch Flugzeughersteller, die mit neuen Ideen, neuem Design, neuen Fertigungsmethoden sehr gut überleben und Zuwäche erzielen.
Ich habe im Dezember in Vero Beach mir die Piper-Produktion angschaut und war etwas entsetzt. Alles Handarbeit, wie vor 50 Jahren. Keine Kunststoff-Produktion, fast alles wird selbst gemacht. Ich hatte das Gefühl in einem Erlebnis-Museum zu sein. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit ein Cirrus-Werk anschauen. Ich vermute, dort geht es anders zu. Das ist eben der Lauf der Welt, Altes vergeht, Neues wächst nach.
Deswegen halte ich auch den erfolgreichen Versuch von Jo Konrad für so immens wichtig, die Unterschiede in den weltweiten Zulassungsanforderungen für die UL′s zu glätten. Nicht jeder wird davon sofort profitieren, aber er wird einen positiven Effekt haben, auf die Kosten, auf die Modelle, auf die Sicherheit. Letztlich für uns alle.
Gerd
Wenn ich mich an meine Jugendzeit erinnere, als ich mit 15 Jahren voller Begeisterung die Gelegenheit ergriff, Segelfliegen lernen zu dürfen, fällt mir auch noch ein, welch hohe Reputation damals die Fliegerei im allgemeinen genoss - kein Vergleich mit der Gegenwart.
Wenn ich in geselliger Runde manchmal vom Fliegen schwärme, erlebe ich hin und wieder Reserviertheit oder sogar eine ablehnende Haltung, weshalb ich das Thema rasch wechseln muss. Finde das ziemlich frustrierend.
Hallo,
>
> Nicht umsonst sind die Cash-Cows der PKW-Produzenten ja der VW Golf, Audi a3, 3er BMW,
>
das mag für den Gesamtumsatz eines Autoherstellers gelten - nicht jedoch
für die "Marge am Stück".
Eine S-Klasse "zusammenzuschrauben" kostet nicht soooo viel mehr als bei einem Golf.
Die Marge pro Fahrzeug ist aber deutlich höher - die Premiumautohersteller machen
das Jahr für Jahr vor...
Für einen UL-Bauer bedeutet das, dass es "Ertragreicher" für ihn ist, nur eine Handvoll
250.000,- Eur Geräte zusammen zu kleben anstatt sich mit 50 Stück a 25.000,- "abzumühen".
Aber sollte Dein Ansatz doch funktionieren, dann nehme ich zwei SpaceShuttles...
...eines für mich und eins für meine Frau... ich hoffe, die gibt es dann auch in
Schwarz-Metallic?!?
;-))
BlueSky9
Heute gibt es weltweit viele hunderte Kleinflugzeughersteller. UL, LSA oder mit einer anderer Bezeichnung. Die Gesamtproduktion ist zahlenmäßig überschaubar klein. Der Ausbaupotential ist gewaltig. Es gibt Länder deren Strassen rar sind. Wüste, Urwald, Eis, Gebirge, Sumpf, riesige Distanzen. Ein moderner Savannah der leicht zu fliegen ist und überall landen kann, um 35000€ + MwSt. würde reissenden Absatz haben. Sagen wir mal 1-5 Stück pro Tag. Das ist nur ein Flugzeug pro Jahr auf 10Milionen Landbewohner. Eigentlich könnte jeder Bauer weltweit einen fliegen. Manchmal sogar als Sprühflieger von der Steuer abschreiben. Inklusive Hangar und Reparaturkosten. Voraussetzung ist ein weltweiter Händler- Mechaniker- und Schulnetz. Wo liegt der Haken? Von mir aus nur am Anfangskapital.
Nehmen wir mal an in D werden jedes Jahr 100 UL′s neu verkauft bei ca. 80 Millonen Einwohnern. Da werden sich schon die hundert finden die das Spielgeld für das Fliegerle haben. Und da sind einige dabei denen es im End Effekt egal ist ob 100.000.-, 150.000.- oder 200.000.- Euro.
Beim DAEC 2018, 7 x VL3, 5 x Shark, 4 x Dynamic, alles Geräte >150.000.- Euro :-)
Für uns Fußvolk bleibt der Gebrauchtmarkt, Haltergemeinschaften, Vereine, selber bauen usw.
Gruß,
Roman.
PS: Guckt mal bei den Segelfliegern, mit Heimkehrhilfe, 18m, Einsitzig um die 200 TEuro, Lieferzeit z.B. Ventus 3: 2-3 Jahre :-),:-)
Moin,
kaum ein Jugendlicher will überhaupt noch in einem Verein Mitglied sein, bei uns hier aufm Dorf macht ein Verein nach dem Anderen dicht, die Jugendfeuerwehr, der Kegelverein, der Turnverein, der Fussballverein fusioniert jedes Jahr mit noch einem Verein von anderen Dörfern und hat mitlerweile vier Dorfnamen.
Die haben keinen Bock auf Segelfliegen und kaum einer unter 30 hat das Geld für den UL-Schein und welcher normale Handwerksgeselle hat überhaupt das Geld für einen eigenen Flieger übrig, wenn dann noch eine Familie gegründet wird ist es restlos vorbei.
Stefan
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